Scheeres unterstützt Vorstoß: Berlins Bildungssenatorin will keine Sommerferien im Juni
In mehreren Bundesländern regt sich Widerstand gegen die rotierenden Ferientermine. Bald wird in der Kultusministerkonferenz neu verhandelt.
Die Berliner und Brandenburger Ferien trudeln langsam aus: Zehntausende Familien sind an diesem und am vergangenen Wochenende bereits aus ihren Urlaubsorten zurückgekehrt – und mit ihnen der Frust. Denn die Ferien sind in diesem Jahr zu Ende, bevor der schönste Sommermonat, der August, richtig angefangen hat. Mit dieser Unzufriedenheit sind sie offenbar nicht allein: In mehreren Bundesländern regt sich seit Wochen Widerstand gegen die herrschende Ferienregelung, die einigen Bundesländern die unattraktiven frühen Juniferien beschert.
Der Zeitpunkt für die Artikulation des Widerstands kommt nicht von ungefähr: Im Herbst beginnen die ersten Beratungen der Kultusministerkonferenz (KMK) bezüglich der Ferienplanung für 2025 bis 2030. Darum hatte Hamburgs Bildungssenator Ties Rabe (SPD) vergangene Woche schon mal vorsorglich verkündet, dass es ein Ende haben müsse mit der Sonderbehandlung für Bayern und Baden-Württemberg: Die beiden Länder sind die einzigen, die feste Ferientermine haben und zwar bis in den September hinein. Gestattet wurde ihnen dies immer mit Verweis auf ihre traditionellen zweiwöchigen Pfingstferien.
Nicht nur Rabe findet, dass es nun mal ein Ende haben müsse mit dieser „Extrawurst“, wie die „Süddeutsche Zeitung“ formulierte. Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen fanden ebenfalls deutliche Worte, und auch Berlins Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) hat sich inzwischen positioniert.
„Ich werde mich in der Kultusministerkonferenz dafür einsetzen, dass die Sommerferien in Berlin und anderswo erst im Juli beginnen“, kündigte Scheeres am Wochenende an.
Auch von den Universitäten kommt Protest
Ihr geht es aber nicht darum, dass im Juni vielerorts das Wetter schlechter ist als im Juli/August. Vielmehr hat der besonders frühe Termin weitere Nachteile. Dazu gehört, dass das Schuljahr sich um mehr als zwei Wochen verkürzt, wenn ein Land in einem Jahr einen späten Ferientermin hatte und im Jahr drauf auf den frühesten Termin springen muss.
So wie es Berlin im Schuljahr 2018/19 gegangen war: Ralf Treptow von der Vereinigung der Oberstudiendirektoren hatte mehrfach vor der „Ungerechtigkeit“ gewarnt, die dadurch entstehe – besonders für diejenigen Schüler, die in der Oberstufe sind, während sich der Zyklus verkürzt. Zudem sei es einfacher, ein Schuljahr zu organisieren, wenn es über die Jahre eine Kontinuität bei den Terminen gebe.
Protest gegen den für drei Jahre geltenden frühen Berliner Ferienbeginn kam zuletzt auch aus den Universitäten. Weil deren vorlesungsfreie Zeit erst Mitte Juli beginnt, blieben den in der Wissenschaft tätigen Eltern nur zwei gemeinsame Urlaubswochen mit ihren Kindern. Im Akademischen Senat der Freien Universität wurde daraufhin gefordert, die Kultusministerkonferenz (KMK) müsse für einen bedeutenden Hochschulstandort wie Berlin eine Ausnahme machen.
Gleiche Ferienzeiten für ganz Deutschland?
In diesem Jahr begannen die Ferien in Berlin bereits am 20. Juni. Das sei „ungerecht“, weil die Berliner Schüler innerhalb kürzerer Zeit genauso viel lernen müssen wie Schüler in anderen Bundesländern, in denen die Ferien dann wesentlich später begannen, betont Scheeres und gibt damit – ausnahmsweise – dem Verband der Oberstudiendirektoren recht.
Die verkürzten Schuljahre führten zu „einseitiger Mehrbelastung“ und stellten auch die Vergleichbarkeit der Abschlüsse in Frage, lieferte sie eine weitere Begründung für ihren Vorstoß. Das passe auch nicht zu dem Bestreben, beim Abitur zunehmend auf gemeinsame Aufgabenpools zurückzugreifen.
Zudem belastet es die Lehrkräfte, weil sie die Prüfungen innerhalb kürzerer Zeit abnehmen und mit Korrekturen besonders frühzeitig fertig sein müssen: „Ich bin dafür, die Ferien auf einen bestimmten Zeitraum zu konzentrieren. Das ist in der KMK zu klären. Unrealistisch ist es aber, in Deutschland wie in Frankreich gleiche Ferienzeiten für alle einzuführen“, erteilte Scheeres derartigen Forderungen eine Absage.
Ich kann die Pläne nachvollziehen. Als Abiturientin, die in diesem Jahr das Abi gemacht hat, kann ich sagen, dass es echt hart ist, denselben Stoff der 12. Klasse in nur 26 Wochen zu machen, wie es im letzten Schuljahr der Fall war.
schreibt NutzerIn em01
Ab Herbst beginnen die Beratungen
Die KMK verwies am Montag auf die nächste Verhandlungsrunde über die Ferientermine, die offiziell im kommenden Jahr beginne. Dem Vernehmen nach sollen aber schon im Herbst die ersten Beratungen ihren Anfang nehmen.
Die Unzufriedenheit mit den Ferienterminen ist nahezu so alt, wie das „Hamburger Abkommen“, mit dem die Kultusminister 1964 das „rollierende System“ beschlossen, nach dem der Beginn der Sommerferien in 14 Bundesländern rotiert. Vom frühen Ferienstart Ende Juni bis zum späten Mitte Juli wird über längere Perioden hinweg durchgetauscht.
Am rotierenden System wurde noch nie etwas geändert
„Das rollierende System ist dabei so angelegt, dass große Sprünge vermieden werden“, sagte ein KMK-Sprecher am Montag auf Anfrage. Soll heißen: Der Ferienbeginn soll sich für ein Land möglichst nur um eine, maximal um zwei Wochen nach vorne oder hinten bewegen, damit sich die Lernzeit im Schuljahr nicht dramatisch verkürzt oder verlängert.
Trotz des Protests gegen das generelle Rotieren und gegen die süddeutsche Sonderregelung, der zumeist aus Ländern kommt, die gerade sehr frühe Ferien haben – und damit keinen garantierten Hochsommer – wurde am rollierenden oder rotierenden System noch nie grundlegend etwas geändert. Die aktuellen Termine sind bereits 2014 von allen 16 Ländern für 2018 bis 2024 durch einen formellen KMK-Beschluss festgelegt worden. Der lange Vorlauf dient dazu, den Ländern Planungssicherheit zu geben.
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