Schule in Berlin: Alles auf Anfang: die Erstklässler kommen
Am Sonnabend beginnt für 32 000 Erstklässler die Schule. Wir stellen drei von ihnen vor – und haben ein paar Tipps für Eltern.
Noch ein paar Tage, dann beginnt für sie ein ganz neuer Lebensabschnitt: Am Sonnabend werden 32 140 Erstklässler eingeschult – darunter übrigens auch das jüngste Kind von Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD). In den Schulen wird in dieser ersten Schulwoche alles für die Einschulungsfeier vorbereitet: Die Aula wird geschmückt und die älteren Kinder proben Lieder und Tänze, mit denen sie „die Kleinen“ willkommen heißen wollen. Und bei den Schulanfängern selbst steigt derweil die Spannung. Wir haben drei von ihnen besucht.
FELIX TECHEN AUS FROHNAU
Felix hat ziemlich genaue Vorstellungen davon, wie es in der Schule sein wird. „Ich glaube, dass ich immer gute Noten haben werde, denn ich bin ziemlich schlau“, sagt der Junge und klingt überzeugend. „Ich kann schon Physik und Chemie und solche Sachen. Ich kann auch schon meinen Namen schreiben und ICE.“ Seine Mutter Franka Techen lächelt, als sie ihm zuhört. „Felix will alles ganz genau wissen. Er möchte Feuerwerker, also Pyrotechniker, werden. Wir haben ihm gesagt, dass man dafür gut in Physik und Chemie sein muss.“ Deshalb guckt er jetzt immer besonders aufmerksam zu, wenn im Fernsehen die Sendung mit der Maus läuft.
Felix stehen aufregende Wochen bevor. In ein paar Tagen ist Einschulung und wenig später feiert er seinen sechsten Geburtstag. Ab Sonnabend ist Felix dann Erstklässler an der Renée-Sintenis-Grundschule in Frohnau. Er wird seine Klassenlehrerin kennenlernen, seine Mitschüler und sein Klassenzimmer. Ein bisschen kennt er sich schon aus: Seit ein paar Tagen besucht er bereits den Hort. Hier gefällt es ihm, „weil man dort gut klettern kann“. Ein paar Freunde, die schon in die Schule gehen, hat er auch. „Und die haben mir erzählt, dass es in der Schule eigentlich richtig toll ist.“
Sein kleiner Bruder kräht dazwischen. „Ich komme auch in eine neue Kita!“ Die Familie wohnt noch nicht so lange in Frohnau, sie sind aus Mitte hergezogen. Als sie nach einer Schule für Felix suchten, fiel ihre Wahl schnell auf die Renée-Sintenis-Schule. Sie ist nicht weit entfernt. Andere Eltern erzählten ihnen, dass sie mit der Schule zufrieden seien, und das Konzept gefiel Familie Techen auch. Die Einschulung wird schon eine Umstellung, glaubt Mutter Franka Techen. „Der Tagesablauf wird geregelter sein als bisher“, sagt sie. „Und ich hoffe natürlich, dass er neue Freunde in seiner Klasse findet.“
MERLE KLOSKA AUS SPANDAU
Schule, das ist schon was anderes als der Kindergarten, das weiß Merle. „Da darf man nicht immer alles machen, was man will. Man muss schon auf die Lehrerin hören. Man kann zum Beispiel nicht einfach so auf den Hof rausgehen“, sagt das Mädchen. Sie ist gerade sechs Jahre alt geworden und wohnt mit ihren Eltern in Spandau. Am Sonnabend wird sie in die nahe gelegene Grundschule am Wasserwerk eingeschult und möchte unbedingt bald morgens allein losgehen. Merle freut sich auf die Schule. „Da lerne ich dann lesen und schreiben und die Buchstaben“, sagt sie. Ihren Namen kann sie schon. Sie holt einen Zettel und schreibt in Großbuchstaben M-E-R-L-E. Das hat sie in der Kita gelernt, weil sie ihre selbst gemalten Bilder wiederfinden wollte.
Ihre Freundinnen Lucja und Ally werden mit ihr eingeschult. Merle war schon mal einen Probetag lang in der Schule. Da musste sie ein Arbeitsblatt ausfüllen, Fehler in Bildern finden und ankreuzen.
Merle weiß schon, was sie mal werden will: „Hubschrauberpilotin und Sängerin.“ Sie singt gern – „den ganzen Tag eigentlich“, sagt ihre Mutter – und Merle führt das auch gleich vor. Sie schnappt sich ein Liederbuch, stimmt das Angellied an und trifft jeden Ton.
LIA FRÖHLICH AUS SPANDAU
Der Ranzen sitzt schon mal perfekt. Türkis und braun gemustert, mit großen neongelben Flecken und Katzenstickern. „Den habe ich mir ausgesucht, weil ich Katzen einfach sehr mag“, sagt Lia. Im Sommer ist sie sechs Jahre alt geworden, und am Sonnabend wird sie den Ranzen das erste Mal in die Grundschule tragen. Anschließend feiert sie mit ihrer Freundin, die auch Lia heißt, und vielen Verwandten und Freunden.
Jetzt aber hüpft sie, barfuß und im Sommerkleid, erst mal durch den Garten in Spandau. Ein Trampolin, ein Klettergerüst, einen kleinen Bruder und ein paar Hühner gibt es da. Ob die Schule wohl auch so toll wird? Bestimmt, meint Lia.
Und was ist nun drin im Ranzen? Lia packt aus: eine gelbe Postmappe, da kommen Zettel rein, die die Lehrer für die Eltern schreiben. Zwei Mäppchen mit Buntstiften, Radiergummi, Lineal und viele Schulhefte. Lia blättert eins auf, da sind Silben und Bilder, „Na-se“, „I-gel“. Rechnen und Zahlen mag sie bisher am liebsten. 3+3, 4+4, Lia? Na, 6 und 8, „das weiß ich einfach so.“
Tipps zum Schulanfang
TIPPS ZUM SCHULANFANG
DIE SCHULTÜTE
In Berlin nennt man sie auch Zuckertüten, aber das bedeutet nicht, dass die bunten Kegel nur mit Süßigkeiten gefüllt werden sollten. Stattdessen passen hervorragend solche Sachen hinein, die das Kind ohnehin in der Schule braucht: gute Buntstifte, Radiergummis und Bastelmaterial, eine Brotbox oder ein Turnbeutel. Klar, ein paar Süßigkeiten dürfen es schon auch sein, und vielleicht ein kleines Geschenk – zum Beispiel ein Springseil, Jojo oder ein Puzzle.
DER SCHULWEG
Die erste Zeit sollten die Eltern ihre Kinder auf dem Schulweg begleiten. Grundsätzlich ist es aber empfehlenswert, wenn Kinder bald allein zu Fuß zur Schule gehen. So werden sie selbstständiger, können sich besser orientieren und bekommen Bewegung. Am
besten üben Eltern mit ihrem Kind den Schulweg im Voraus und besprechen mit ihm das sichere Verhalten. Eltern, die ihre Kinder zur Schule bringen, sollten nicht das Auto nehmen oder wenigstens ein Stück weit entfernt parken.
MEHR ZEIT EINPLANEN
Wenn das erste Kind in die Schule kommt, ist das meist eine Umstellung für die ganze Familie, und der Tagesablauf ändert sich. Lieber etwas mehr Zeit morgens für Frühstück und Schulweg einplanen und den Ranzen vielleicht schon am Vorabend packen. svo