Kinder müssen zum Unterricht: Schule und BVG-Streik: "Die Telefone laufen heiß"
Wie klappt es an Berlins Schulen? „Schüler haben bei Freunden, die in der Nähe wohnen, übernachtet“, heißt es in Schulen. Und wie sind Ihre Erfahrungen?
Der BVG-Streik trifft auch Berlins Schulalltag. Wie kommen Kinder und Lehrer zur Schule? Hören wir uns mal um.
Freitagmorgen, S-Bahnlinie S1 Richtung Wannsee: Es ist voller als sonst, aber die Freude in einer dritten Klasse in Berlin dürfte groß sein. „Die gute Nachricht: Ich bin in einer Bahn“, ruft eine Frau freudig ins Telefon. „Die schlechte: Ich komme ein paar Minuten später, aber die Kinder in der Klasse 3a sollen sich schon mal hinsetzen.“ Ob das klappt?
Freitagmorgen, Gustav-Heinemann-Schule in Berlin-Marienfelde. „Schüler haben bei Freunden, die in der Nähe wohnen, übernachtet, damit sie heute zur Schule kommen können", heißt es in der Schule.
Freitagmorgen, draußen am Stadtrand in Kladow. Es müssen ja nicht nur Leute in die Stadt - es müssen auch Kinder zu ihrer Schule am Stadtrand - und die liegt elf Kilometer vom nächsten S-Bahnhof in Spandau entfernt. Die Kinder können ja nicht morgens stundenlang über die Rieselfelder laufen, um pünktlich in der Schule zu sein. Oder? "Die Telefone laufen heiß“, berichtet die Sekretärin des Hans-Carossa-Gymnasiums in Kladow kurz vor 8 Uhr. Viele Schüler haben Fahrgemeinschaften gebildet, aber wie viele trotz des BVG-Streiks zu Hause geblieben sind, war vorerst unklar.
20 Prozent Fehlquote in Malchow
Einmal vom tiefen Westen in den tiefen Osten der Stadt. Dort wohnt Berlins Landeselternsprecher Norman Heise - er berichtet dem Tagesspiegel, wie seine Kinder zur Schule kommen. „Der Kurze ist heute früh wie immer in seine Marzahner Grundschule gelaufen, der Große muss erst zur zweiten Stunde hin und den bringe ich jetzt mit dem Auto nach Lichtenberg, weil der 154er Bus nicht fährt."
Schwierig war es auch für die Schüler im Grünen Campus Malchow, zum Unterricht zu kommen, denn das Einzugsgebiet ist groß: "Rund 20 Prozent der Schüler haben sich abgemeldet", fasst Schulleiter Tobias Barthl die Lage gegen 10 Uhr zusammen. Zwar ist der S-Bahnhof Wartenberg nur etwa einen Kilometer entfernt, aber "die Schüler kamen nicht in die überfüllten S-Bahnen hinein", hätten Eltern aus Mitte, Neukölln und Prenzlauer Berg morgens bei ihren Anrufen in der Schule berichtet. Nur in den Klasse 1 bis 4 war es entspannter: Da war die Fehlquote geringer, weil die Kinder näher dran wohnen oder weil die Eltern ihre Kinder sowieso immer bringen. Die Anfahrtsprobleme gab es vor allem bei den Schülern der Klassen 5 und 13. "Die Lehrer waren aber alle da", konnte Barthl vermelden.
Und wie sieht es ganz im Norden aus? „Hier hat sich bisher kein Schüler abgemeldet“, vermeldet die Evangelische Schule Frohnau. Einfache Sache: In der Nähe ist ja der S-Bahnhof mit Anschluss an die S-Bahnlinie 1 - und auf dieser Strecke setzt die S-Bahn wegen des BVG-Streiks auch Verstärkerzüge ein.
Prinzipiell gilt die Schulpflicht - auch wenn die BVG streikt
Und jetzt zum Service für alle Eltern und Schüler: Prinzipiell gilt die Schulpflicht. „In der Regel dürfte es den Schülern zumutbar sein, sich rechtzeitig um andere Möglichkeiten, zur Schule zu gelangen, zu kümmern“, hatte Landeselternsprecher Norman Heise am Tag zuvor gesagt, den zu diesem Thema viele Anfragen von Eltern erreicht haben.
Trotzdem könne es Fälle geben, bei denen abgelegene Schulen ohne BVG nicht zu erreichen seien. Es sei laut Schulgesetz möglich, Schüler auch nachträglich aus wichtigem Grund zu beurlauben, wenn dieser Grund vorher noch nicht bekannt war. Schüler, die ohne Entschuldigung fehlen, müssen damit rechnen, dass der Tag als unentschuldigter Fehltag auf dem Zeugnis vermerkt wird.
Wie sind denn die Erfahrungen an Ihrer Schule? Nutzen Sie dafür bitte die Kommentarfunktion unter diesem Text.
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Susanne Vieth-Entus, Sylvia Vogt, André Görke