Manfred Körtgen vor BER-Ausschuss: Schuld sind immer die anderen
Der ehemalige Technikchef, Manfred Körtgen, musste am Freitag vor dem BER-Untersuchungsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses aussagen. Doch von Selbstkritik keine Spur.
Berlin - Er war der Erste, der wegen der verschobenen Eröffnung des Hauptstadtflughafens BER in Schönefeld im Mai 2012 gehen musste. Manfred Körtgen war als Technikchef für den Neubau zuständig, der bis heute nicht funktioniert. Am gestrigen Freitag, zweieinhalb Jahre später, musste er vor dem BER-Untersuchungsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses aussagen, doch von Selbstkritik keine Spur. Die Schuld für das BER-Debakel sah Körtgen vor allem bei anderen.
Das größte Infrastrukturprojekt Ostdeutschlands habe auch durch Planänderungen während des Baus gelitten. Wörtlich sagte er: „Es gab auch, was so ein Projekt immer nach unten zieht, Planänderungen.“ Und darüber sei mit dem Aufsichtsrat auch kontrovers debattiert worden, dennoch habe er ein konstruktives Verhältnis zu Vertretern der Flughafen-Eigner Bund, Brandenburg und Berlin gehabt.
Die Aussage des 61-Jährigen deckt sich mit Angaben anderer Zeugen vor dem Untersuchungsausschuss. Körtgens Vorgänger Thomas Weyer hatte vergangene Woche erklärt, dass der Terminalentwurf geändert wurde, etwa um mehr Platz für Läden zu haben und um – gegen das Votum der Geschäftsführung – die Fluggastbrücke für das Großraumflugzeug A380 zu verlegen. Das hatte weitreichende Folge für die gesamte Planung des Terminals – bis hin zur Brandschutzanlage, die immer noch nicht funktioniert.
Wie Weyer kritisierte Körtgen den Projektsteurer WSP. „Es hat nicht so funktioniert, wie es sollte. Man musste ihn oft drängen und drücken“, sagte Körtgen. Das WSP-Personal habe auf der Baustelle oft gewechselt, zuweilen habe das Unternehmen nicht genügend Mitarbeiter am BER gehabt.
Erstaunlich sind seine Aussagen, wie er das Milliardenprojekt übernahm. Nachdem Weyer 2008 zum Flughafen München wechselte, wurde Körtgen, bis dahin Bereichsleiter, Technikchef am BER. Körtgen bestätigte, dass es keine richtige Übergabe mit Weyer gegeben habe. Als Grund nannte er die Sommerferien.
Körtgen war seit 2004 am BER-Projekt tätig, zuvor hatte er beim Flughafen Düsseldorf nach einer verheerenden Brandkatastrophe den Umbau verantwortet. Als im Mai 2012 die Eröffnung des BER platzte, entließ ihn der Aufsichtsrat. Bundesverkehrsstaatssekretär Rainer Bomba hatte vor etwa einem Jahr im BER-Ausschuss Körtgen heftige Vorwürfe gemacht. Der habe trotz kritischer Nachfragen aus dem Aufsichtsrat kein realistisches Bild vom Zustand der Baustelle vermittelt. Das Gremium hatte ihm auch vorgeworfen, die Probleme auf der Baustelle nicht rechtzeitig erkannt zu haben.
In Erinnerung bleibt auch, dass Körtgen 2010, als klar war, dass die Eröffnung im Herbst 2011 nicht machbar ist, an seiner Promotion arbeitete – über „Optimierungsansätze“ bei komplexen Baumaßnahmen. Bei seinem Abgang in Schönefeld erhielt er eine Abfindung in Höhe von 193 000 Euro. Alexander Fröhlich