Bildung in Berlin: Schulausbau für 55 000 Kinder
Der Senat investiert in Neubauten, Erweiterungen und Schulsanierungen. Die Eltern fürchten, dass die Qualität zu kurz kommt, und fordern mehr Mitsprache.
Beim Thema Schulbau drückt der Senat nun aufs Tempo. Wie berichtet sollen in den nächsten Jahren 51 neue Schulen entstehen, das sind zehn mehr, als die bisherigen Planungen vorsahen. Jeweils zehn neue Schulen sind allein in Pankow und Lichtenberg geplant.
Die neuen Schulen sind in der Investitionsplanung bis 2021 aufgelistet, die der Senat am Dienstag beschlossen hat. Dort sind insgesamt 185 Schulbauprojekte berücksichtigt; neben Neubauten geht es um Erweiterungsbauten, die Reaktivierung früherer Standorte und Sanierungen. Durch diese Maßnahmen sollen 55 000 neue Schulplätze entstehen.
Zwei Schulen sind auf dem Flughafengelände in Tegel geplant
Bei 16 Standorten für die Neubauten fehlen allerdings noch die baurechtlichen Voraussetzungen. Dazu gehören zwei Schulen, die auf dem Gelände des Flughafen Tegels entstehen sollen.
Mehr Schulplätze sind angesichts des Schülerzuwachses dringend nötig: Bis zum Jahr 2024/25 rechnet man nämlich mit mindestens 70 000 Schülern mehr an allgemeinbildenden Schulen. Schon jetzt herrscht vielerorts Platzmangel, und das führt neben überfüllten Klassen auch dazu, dass etliche Schulen ihre pädagogischen Konzepte, die auf Teilungsunterricht und individualisiertem Lernen basieren, nicht mehr umsetzen können. Auf diese Problematik wies jüngst die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft hin.
Eltern kritisieren fehlende Transparenz
Der Landeselternausschuss hatte zuletzt, wie berichtet, das Vorgehen des Senats beim Schulbau massiv kritisiert, ihm fehlende Transparenz und die Schaffung komplizierter Verwaltungsstrukturen vorgeworfen. „Dass zusätzliche Schulplätze entstehen, begrüßen wir natürlich“, sagte Landeselternsprecher Norman Heise nun. „Aber auch davon haben wir nur aus der Presse erfahren. Partizipation und Kommunikation stellen wir uns anders vor.“ Er kritisierte zudem, dass tausende Schulplätze über die sogenannten Modularen Ergänzungsbauten (MEB) entstehen sollen. Die Eltern befürchten, dass diese Bauten nicht den raumpädagogischen Standards entsprechen, die von der Arbeitsgruppe Schulraumqualität erarbeitet wurden. Stattdessen würden weitere „Flurschulen“ entstehen, bei denen sich Klassenzimmer an Klassenzimmer reiht und die sich weniger für differenzierte Lernformen eignen.
Nach Angaben der Bildungsverwaltung wird derzeit ein Musterraumkonzept erarbeitet, das die Empfehlungen der AG Schulraumqualität widerspiegeln soll. Im Herbst soll es vorgestellt werden. Das neue Konzept soll dann zwar nicht bei den MEBs, wohl aber bei den Neubauten angewendet werden. Sylvia Vogt
Die Liste der Investitionsvorhaben der Senatsbildungsverwaltung finden Sie hier.
Sylvia Vogt
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