zum Hauptinhalt
Mehr Platz für die Katz’. Der alte Wassergraben wird zugeschüttet, fortan sollen Glaswände Besucher und Tiere trennen.
© Simulation: promo

Tierpark in Berlin-Friedrichsfelde: Schöner Wohnen für wilde Tiere

Glasscheiben statt Wassergräben: Im Tierpark Friedrichsfelde beginnt der Um- und Ausbau des Alfred-Brehm-Hauses. Für 8,2 Millionen Euro soll ein modernes Regenwaldhaus entstehen.

Der Hinterindische Tiger des Tierparks in Friedrichsfelde liegt im Außengehege und betrachtet gelangweilt die Menschen, die am Dienstag in das Alfred-Brehm-Haus strömten. Wo früher Löwen auf den Natursteinfelsen faulenzten, herrscht jetzt Baustellenatmosphäre. Die ehemaligen Bewohner der Felsenhalle wurden bereits 2016 in Abstimmung mit dem Europäischen Erhaltungszuchtprogramm auf andere Zoos verteilt.

„Ich habe heute zum ersten Mal keinen Spaten in der Hand zum Spatenstich“, sagt Zoo- und Tierparkdirektor Andreas Knieriem. Hinter ihm steht ein Kompaktlader, eine Art Baustellengabelstapler, und wartet auf seinen Einsatz. „Nach den langwierigen Vorbereitungen bin ich froh, dass die Arbeiten heute beginnen.“ Den ungewöhnlichen Spatenstich übernimmt Knieriem natürlich selbst, setzt sich in den Kompaktlader und reißt das Absperrgitter zum alten Löwenfelsen ab.

Die Um- und Ausbaumaßnahmen im 1963 errichteten und denkmalgeschützten Alfred-Brehm-Haus sind das größte Umbauprojekt des Tierparks seit Jahrzehnten und eines von 15 Einzelprojekten. Aus dem ehemaligen Raubtierhaus soll ein modernes Regenwaldhaus werden. Knapp 8,2 Millionen Euro kostet die Maßnahme. Den größten Anteil trägt das Land Berlin mit 4,1 Millionen Euro. Die restlichen Gelder stammen von der Lottostiftung und der Gemeinschaft der Förderer von Zoo und Tierpark Berlin.

Bessere Umgebung für Tiere

Anna Buttkus vom zuständigen Berliner Architekturbüro Dan Pearlman beschreibt die Vorgehensweise: „Zunächst steht die energetische Grundsanierung im Vordergrund, damit wir überhaupt ein Regenwaldklima erschaffen können. In einem zweiten Schritt verbessern wir gemeinsam mit den Zoologen die Lebensbedingungen für die Tiere.“ Dazu gehören beispielsweise Rückzugsräume für die Tiere und deutlich größere Gehege. Es sei das Hauptziel, den tatsächlichen Lebensraum so weit wie möglich nachzubilden.

Eine weitere Maßnahme zur Verbesserung der Haltungsbedingungen ist der Verzicht auf ein reines Raubtierhaus – andere Arten sollen wie in der Natur für eine größere Vielfalt sorgen. Das, so erhofft sich das Tierpark-Team, werden auch die bisherigen Bewohner spüren, die es nicht schätzen, wenn in der nahen Nachbarschaft allzu viele andere Katzenartige leben.

„Mit den Goodfellow-Baumkängurus kommt zudem eine stark bedrohte und für den Besucher sehr attraktive Art neu in den Tierpark“. Besonderes Highlight: Das neu gestaltete Außengehege der Kängurus soll über Pfade begehbar gemacht werden. Auch die ehemalige Tropenhalle wird einen eigenen Entdeckerpfad bekommen.

Einige Tiere können für den Zeitraum der Baumaßnahmen im Gebäude bleiben, da der Umbau abschnittsweise erfolgt. „Neben den sechs Tigern werden die Nebelparder, die Java-Leoparden, die Binturongs und die Palawan-Bengalkatzen hier bleiben. Wenn es drinnen dann mal lauter wird, kommen sie ins Außengehege“, berichtet Christian Kern. Der Kurator für Säugetiere ist Teil des Planungsteams und sicher, dass die Tiere durch die Arbeiten nicht gestört werden.

„Die Löwen kommen nicht ins Alfred-Brehm-Haus zurück“, sagt Kern. Sie werden später mal eine eigene Löwenanlage bekommen. Das gehört zum neuen Konzept, die Tierarten nach regionalem Ursprung zu präsentieren. So soll ein afrikanischer Teil entstehen, „der fast die Größe vom gesamten Kölner Zoo haben wird“, sagt Tierparkchef Knieriem.

In der Felsenhalle wird im ersten Bauabschnitt der Innenbereich komplett umgestaltet. Wo früher ein großer Wassergraben und ein Gitter die Tiere auf ihren blanken Natursteinfelsen von den Zuschauern trennten, werden große Glasscheiben aufgebaut. Der Graben wird aufgefüllt, der Lebensraum für die Tiere damit deutlich vergrößert. Später werden hier die Sumatratiger einziehen. Für sie wird das Innengehege mit vielen Pflanzen und einem Wasserfall eher ihrer natürlichen Umgebung entsprechen.

Die Bauherren sind sich ihrer Verantwortung den Tierpark-Fans und deren Kindheitserinnerungen gegenüber bewusst. „Es wird vieles anders aussehen, aber es wird wiedererkennbar sein“, versichert Anna Buttkus. Bis 2019 soll gearbeitet werden. So lange sind das Haus und die meisten Außenanlagen für Besucher nicht zugänglich. Die beiden Freianlagen im Innenbereich bleiben offen.

Anika Wenzel

Zur Startseite