Berlin: Schon der Kaiser liebte das Adlon
Berlins berühmtes Hotel wird wieder zum Filmstar Das erste Drehbuch schrieb sogar Simmel.
Seine Majestät war hocherfreut und geizte nicht mit Lob: „Tja, mein lieber Adlon, das sehe ich schon: Sie haben mir hier ein Hotel gebaut, in das ich beruhigt meine Gäste schicken kann und das meiner Hauptstadt angemessen ist. Ich danke Ihnen.“ Besonders die Teppiche hatten es dem Kaiser angetan: „Wo haben Sie die her? Was haben die gekostet? So, aus Konstantinopel?“
Die Szene spielt zur Eröffnung des Hauses am Pariser Platz im Oktober 1907 und entstammt dem Spielfilm „Hotel Adlon“, der 1955 unter der Regie Josef von Bákys in den CCC-Studios auf Eiswerder entstanden war. Zehn Jahre lag es damals zurück, dass das Hotel in Flammen aufgegangen war, nur noch ein Gebäuderest an der Wilhelmstraße war stehen geblieben. Der spätere Erfolgsautor Johannes Mario Simmel hatte mit Emil Burri das Drehbuch geschrieben, und Werner Hinz spielte den Hotelgründer Lorenz Adlon in diesem Episodenfilm, der den Menschen im Hotel gewidmet ist, vom Hoteldirektor über den Pagen bis zur Hoteldiebin, und nebenbei vier Jahrzehnte deutscher Geschichte nachzeichnet.
„Tja, mein lieber Adlon“ – das huldvolle Lob Wilhelms II. könnte man ohne Weiteres auch ins Script der neuesten Verfilmung der Adlon-Story übernehmen, die soeben entsteht. Vor zwei Wochen haben auf Schloss Ganz in Kyritz/Prignitz Dreharbeiten für das dreiteilige TV-Epos „Das Adlon: Ein Hotel. Zwei Familien. Drei Schicksale“ begonnen, ein Projekt des ZDF und der Münchener Produktionsfirma Moovie mit Produzent Oliver Berben. In der kommenden Woche wird das Team um Regisseur Uli Edel („Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“, „Der Baader Meinhof Komplex“) sich bei einer Pressekonferenz im Adlon vorstellen, wo im August auch gedreht werden soll. Erneut also werden im Adlon die Kameras aufgebaut, wie schon 2010 bei den Dreharbeiten zu dem Thriller „Unknown Identity“ mit Liam Neeson, in dem das Hotel Ziel eines Anschlags wurde. Bis Ende September sollen die aktuellen Dreharbeiten dauern, die in Berlin und Umgebung, in Bayern und in Nordrhein-Westfalen stattfinden werden. Zum Ensemble gehören Heino Ferch, Marie Bäumer, Christiane Paul, Jürgen Vogel, Katharina Wackernagel, Ken Duken, Burghart Klaußner, Anja Kling und Josefine Preuß.
Anders als der Film aus den Fünfzigern, der weniger Familiensaga als Schilderung des Mikrokosmos im Hotel war, legt das nach einer Idee von Oliver Berben entstandene Drehbuch von Rodica Döhnert den Focus stärker auf die Adlons, verknüpft dabei die Schicksale zweier Familien über vier Generationen. Als roter Faden dient das Leben der fiktiven Protagonistin Sonja Schadt, deren Vater dem künftigen Hotelier Lorenz Adlon bei der Verwirklichung seines Traums hilft, jedoch ein verhängnisvolles Geheimnis verbirgt, das erst bei seinem Tod offenbar wird – Anlass für die junge Sonja, sich von ihren Eltern enttäuscht in die Obhut ihres Patenonkels Adlon zu begeben. Im Hotel erlebt sie den Wechsel der Zeiten mit, die Goldenen Zwanziger, Inflation, Diktatur, Krieg, schließlich Zerstörung – wie in Josef von Bákys Film. Aber der ZDF-Film schreibt die Geschichte fort, mündet in den Neuanfang nach der Wende, als die nun über 90-jährige Sonja im wiedereröffneten Hotel ihrer Enkelin begegnet.
Zu ihren Wahlverwandten im Hotel gehört auch Hedda Adlon, die zweite Frau von Lorenz Adlons Sohn Louis. Auf der Autobiografie der realen Hedda gründete der erste Adlon-Spielfilm, die Rechte hatte die CCC-Film Artur Brauners ihr abgekauft. Und ein weiteres Mal schrieb ein Adlon Hotel-Filmgeschichte. 1996, als Regisseur Percy Adlon „In der glanzvollen Welt des Hotel Adlon“ drehte, eine um Spielszenen angereicherte TV-Dokumentation. Einer der Darsteller: Percys Sohn Felix. Das Filmprojekt blieb also in der Familie. Andreas Conrad
Andreas Conrad
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