Brandserie in Berlin: Schon 150 Autos in Flammen aufgegangen
In diesem Jahr werden immer wieder Autos angezündet - auch in der Nacht zu Mittwoch. Zunehmend geschieht das aus politischen Motiven.
Die Zahl der Auto-Brandstiftungen in Berlin steigt wieder. Und zwar massiv. Nach Zählung der Polizei sind es im laufenden Jahr mittlerweile knapp 150. Denn in der Nacht zu Mittwoch brannten erneut Fahrzeuge in Oberschöneweide, wie Nachbarschaftsnetzwerke berichten.
Am Morgen bestätigte die Polizei den Anschlag: Anwohner der Slabystraße in Oberschöneweide hatten demnach gegen 23 Uhr die Feuerwehr alarmiert. "Die Flammen aus einem vermutlich angezündeten Peugeot griffen wenig später auf einen daneben geparkten Opel über. Beide Autos wurden stark beschädigt." Ein Brandkommissariat des Landeskriminalamtes ermittelt - das bedeutet: Die Polizei geht nicht von einer politisch motivierten Straftat aus. Die Polizei geht von einem Serientäter in Oberschöneweide aus. In den letzten zwei Wochen brannten dort etwa ein Dutzend Autos, alle Tatorte liegen dicht beieinander. Überwiegend wurden Klein- und Mittelklassewagen angezündet.
In der Nacht zum Dienstag hatte es einen Kastenwagen im Bayerischen Viertel getroffen. Eine 54-jährige Anwohnerin alarmierte gegen 2.35 Uhr die Feuerwehr, weil an der Wartburgstraße/Ecke Berchtesgadener Straße Flammen zu sehen waren. Nach Polizeiangaben war ein Renault Kangoo angezündet worden. Die Flammen beschädigten zwei neben dem Renault geparkte Autos, einen Toyota und einen Skoda. Die Zahl der in Mitleidenschaft gezogenen Wagen stieg dadurch auf 54. Ein politisches Motiv ist laut Polizei nicht zu erkennen. Ein Brandkommissariat hat deshalb die Ermittlungen übernommen.
Es brannten Autos von Bosch und von der Bahn
Das war beim letzten Autobrand im Bayerischen Viertel anders: Wie berichtet, hatten Linksextremisten im März in drei Bezirken, darunter in der Landshuter Straße in Schöneberg, nahezu zeitgleich drei Wagen der Firma Bosch angezündet. Dazu hatten sich selbst ernannte „Sabotage Banden“ bekannt, die dem Elektronikkonzern vorwerfen, Überwachungstechnik gegen Flüchtlinge herzustellen. Vor einer Woche zündeten Unbekannte auf einem Parkplatz nahe dem Ostkreuz elf Autos der Bahn an. Die Bahn wird immer wieder angegriffen.
Nach Polizeiangaben steigt auch die Zahl eindeutig politisch motivierter Taten wieder. In diesem Jahr sind es bereits knapp 50 der 147 Taten (Stand: Dienstag). Zuletzt sind am Wochenende bei der Randale in der Alten Jakobstraße in Mitte vier Fahrzeuge angezündet worden. Die Täter hatten die Aktion in einer im Internet veröffentlichten Selbstbezichtigung mit der Gentrifizierung des Viertels begründet.
Im Rekordjahr 2011 waren 537 Autos angezündet worden. Im vergangenen Jahr war die Zahl auf ein Tief von 186 gesunken. Dabei wurden nach Einschätzung der Polizei 45 Fahrzeuge aus politischen Motiven angezündet. Sonstige Motive sind laut Polizei Versicherungsbetrug, Lust am Feuer (Pyromanie), aber auch persönliche Streitigkeiten. In diesem Jahr wird es bei diesem Delikt also wieder eine Steigerung geben, und zwar sowohl bei der Gesamtzahl als auch bei den linksextremistischen Taten.
Jörn Hasselmann