Mehdorn bekommt BER-Probleme nicht in den Griff: Schnecken sprinten nicht
Hartmut Mehdorn will den Flughafen schnell in Betrieb nehmen. Doch das Projekt verzögert sich. Papiere fehlen, Politiker murren: „Macht eine Teileröffnung noch Sinn?“ Und Klaus Wowereit eilt zur Baustelle.
Hartmut Mehdorns Programm heißt „Sprint“. Und trotzdem kommt das Vorhaben nicht recht voran. Dem BER-Flughafenchef droht nun ein nächster Rückschlag: Sein verkündeter Wunschtermin für eine Probeeröffnung des Flughafens ab März 2014 mit bis zu zehn Flügen pro Tag vom Nordpier wackelt. Nach einem Bericht der „Zeit“ wird selbst im Management der Flughafengesellschaft mittlerweile ein Start frühestens im Herbst 2014 für realistisch gehalten. Das kristallisiert sich auch bei den Abstimmungen zwischen dem Flughafen und der Baubehörde des Kreises Dahme-Spreewald heraus. Die stuft den eingereichten Bauantrag für den nötigen Umbau des Nordpiers wegen fehlender Unterlagen derzeit nicht als bearbeitungsfähig ein. Dem Flughafen wurde „eine Posteingangsbestätigung mit Auflagen“ zurückgeschickt. Mehdorn selbst hält am Nordpier-Plan fest. Den Termin März 2014 wiederholte der BER-Chef am Dienstag aber nicht.
Eine exklusive Aufsichtsratssitzung, nur für Klaus Wowereit
„Es ist ein ganz normaler Prozess. Wir arbeiten das alles nacheinander ab“, sagte Mehdorn am Rande einer mehrstündigen internen BER-Beratung mit Klaus Wowereit vor Ort in Schönefeld, die bis in die Abendstunden dauerte. Es war wie eine Aufsichtsratssitzung, exklusiv für Wowereit, auf seinen Wunsch. Als amtierender Aufsichtsratschef ließ er sich von Mehdorn detailliert Rapport erstatten – und anschließend über die Baustelle führen. Er wirkte bei dem Termin nicht so, als ob er damit rechne, den Posten bald wieder loszuwerden, als ob er ihn überhaupt wieder abgeben will. Als er vom Tagesspiegel am Rande gefragt wurde, ob derzeit überhaupt jemand einen neuen Vorsitzenden suche, antworte Wowereit bestens gelaunt: „Das weiß ich gar nicht.“
Zu den aktuellen Problemen um den geplanten Nordpier-Teststart, mit dem Mehdorn die BER-Systeme erproben will, hielt sich Wowereit bedeckt. „Man muss sehen, ob es genehmigt wird. Dann wird der Aufsichtsrat sich erneut mit dem Thema beschäftigen.“ Auch von ihm gab es keine Auskunft zum Termin, dafür eine Ansage. „Das ist aber auch nicht das dringendste Problem. Das dringendste Problem ist, dass insgesamt der Terminal fertig wird.“ Daran werde „hart gearbeitet“. Bis Oktober muss Mehdorn ein tragfähiges Konzept für die Gesamtinbetriebnahme des BER – samt Eröffnungstermin – vorlegen.
Ist die Probeöffnung des BER überhaupt sinnvoll?
Umso mehr läuft alles auf die Frage zu, ob der ohnehin nur für eine Übergangszeit vorgesehene Testbetrieb am Nordpier bei einer Verzögerung um ein halbes Jahr überhaupt noch sinnvoll wäre, da dieser extra umgebaut und danach zurückgebaut werden müsste. Die Kosten dafür hatte Mehdorn zunächst auf 700 000 Euro beziffert, dann auf sechs Millionen Euro korrigiert. Der Aufsichtsrat hatte zugestimmt, die nötigen Genehmigungen für den Umbau einzuholen, für den Einbau von Check-in-Schaltern und Gepäckbändern. Doch danach muss Mehdorn damit noch einmal in den Aufsichtsrat, der dann endgültig entscheiden will. Für das Gremium ist es auch kein Tabu, das Ganze abzublasen. Alles hänge von den Zeitabläufen, der Genehmigung und möglichen Auflagen ab, sagt Brandenburgs Finanzminister Helmuth Markov (Linke), der den Finanzausschuss des Aufsichtsrates leitet. „Wenn das alles geklärt ist, muss man prüfen: Macht es noch Sinn, die Teilinbetriebnahme zu machen, oder eben nicht?“ Berliner Politiker sind schon jetzt skeptisch. Mehdorns Teileröffnung verzögere nur die endgültige Fertigstellung, warnt Martin Delius (Piraten), der Vorsitzende des Flughafen-Untersuchungsausschusses.
Hartmut Mehdorn holt Vertraute ins Team
Mehdorn hatte die Test-Inbetriebnahme auch gegen den Widerstand von Technikchef Horst Amann durchgesetzt. Der setzt auf eine komplette Bestandsaufnahme, will detailliert durchplanen, wie die 66 500 Mängel beseitigt werden. Mehdorn geht das zu langsam. Er hat bereits von Amann nach Schönefeld geholte Bauexperten durch eigene Vertraute ausgetauscht. Jetzt holte Mehdorn einen brandenburgischen Regierungsbeamten ins Team, der die nötigen Genehmigungsverfahren steuern und Missstände der eigenen Bauabteilung beseitigen soll. Ministerialrat Norbert Potthast, gelernter Architekt, Spezialist für Bauvorhaben der öffentlichen Hand, war bisher im BER-Stab der brandenburgischen Staatskanzlei. Als Mehdorn seinen Aufsichtsratschef Wowereit am Abend über die Baustelle führte, war ein Mann nicht dabei: Technikchef Horst Amann.