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Haben ein kritisches Auge auf Müll in Parks und Straßen geworfen: Burkhard Kieker, Tanja Wielgoß und Peter Beckers bei der Aktion AugenAufBerlin.
© Henrik Pomeranz

Neue Mitmachaktion gegen Müll in Berlin: Schmutzige Ecke? Einfach ein Auge draufdrücken

Zu viel Müll landet auf Berliner Straßen und Parks. Die neue Mitmachaktion "AugenAufBerlin" soll das ändern. Bürger sollen verschmutzte Ecken in der Stadt mit ungewöhnlichen Aufklebern kennzeichnen.

Wenn man durch den Park auf dem Annemirl-Bauer-Platz in Friedrichshain geht, ist nicht mit Sicherheit zu sagen, was dort eigentlich mehr vorhanden ist: Grashalme oder Kronkorken. Wie ein glitzerndes Meer aus Schrott schimmern die Blechstücke überall auf der Grünanlage. Und auch auf den Wegen und an den Bänken liegen Papier, Schachteln und Plastikmüll. Kein guter Platz zum Entspannen.

Gerade deshalb werben aber die Vorsitzende der Berliner Stadtreinigung (BSR), Tanja Wielgoß, Bezirksstadtrat Peter Beckers und der Chef der Berliner Tourismuswerber, Burkhard Kieker, hier für einen Mentalitätswandel in Sachen Müll. „Wir wollen mit der neuen Aktion ,AugenAufBerlin’ Bewusstsein für mehr Sauberkeit schaffen“, sagt Kieker. „Aber das klappt nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern viel eher mit kreativen Ideen.“ Das sieht in diesem Fall so aus: BSR- Mitarbeiter verteilen um den Park herum Aufkleber in Form von Augen an alle Berliner, die Lust haben mitzumachen. Diese sollen die Augen dann wiederum an Stellen in der Stadt kleben, die sie für besonders schmutzig halten, das Ganze fotografieren und die Bilder auf die eigens eingerichtete Internetseite „AugenAuf.Berlin“ laden. Dort wird auch über die vielen Initiativen gegen Müll informiert, an denen sich engagierte Berliner beteiligen können.

Müll im Mauerpark: 100.000 Euro Kosten jährlich

„Wir geben schon unser Bestes, um die Stadt sauber zu halten, aber wenn nicht alle mit anpacken, wird das nichts“, sagt BSR-Chefin Wielgoß. Ganze 22 000 öffentliche Mülleimer stehen in Berlin, trotzdem landet jährlich tonnenweise Müll auf der Straße. In einigen Bereichen, wie etwa dem Görlitzer Park und dem Mauerpark, sind die Müllberge so groß, dass die Bezirke mit der Beseitigung überfordert sind. Allein für den Mauerpark fallen dadurch jährlich Kosten von 100 000 Euro an.

Mit neuen Aktionen wollen die Verantwortlichen deshalb ungewöhnliche Anreize bieten, um die Berliner zum Gang zum Abfalleimer zu bewegen. Ähnlich hat die Initiative „Shit Happens“ einst auf Hundekot aufmerksam gemacht. Sie steckten Mini-Fähnchen in die ungeliebten Hinterlassenschaften, etwa mit der Aufschrift: „Haufen sucht Herrchen“ oder „100 Gramm nur 1,99“.

Aber führen derartigen Aktionen wirklich ein Umdenken herbei? Passanten sind skeptisch. Alexander Schug, der im Park gerade frühstückt, spricht von „einem Tropfen auf den heißen Stein“. Mehr sei diese Aktion in der Metropole Berlin nicht. „Aber vielleicht kann es ja doch wenigstens ein kleiner Anfang beim Umdenken sein.“

Henrik Pomeranz

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