zum Hauptinhalt
Neukölln macht sich schön. Bezirkschefin Franziska Giffey und Kollegen putzten den Volkspark Hasenheide.
© DAVIDS/Sven Darmer

Gemeinsame Sache in Neukölln 2016: Schluss mit Schmuddel in Neukölln

Mit der Kampagne „Schön wie wir“ setzt Neukölln beim Thema Sauberkeit auf Bürgerengagement und gute Vorbilder. Helfer werden online dokumentiert.

In Berlins Müllstatistik ist Neukölln der Spitzenreiter. In keinem anderen Bezirk wird so viel Schrott, Bauschutt, Hausrat und Müll illegal in den Straßen und öffentlichen Anlagen abgeladen. Allein 2015 musste die BSR 800 Tonnen Sperrmüll von den Straßen holen.

Das soll sich ändern. Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) setzt im Kampf gegen die Müllberge auf Bürgerengagement. Die Neuköllner sollen vermüllte Ecken dem Ordnungsamt melden und, wo die BSR überfordert ist, öfter selbst zum Besen greifen. Im Februar rief Giffey die Kampagne „Schön wie wir – so wollen wir unser Neukölln“ ins Leben. Mit originellen Aktionen sollen die Bürger ein Zeichen setzten für mehr Sauberkeit und Ordnung in den Kiezen. Gemeinsam statt einsam, lautet das Motto, denn: „Es soll natürlich auch Spaß machen“, sagt Cordula Simon, die das Projekt vom Neuköllner Rathaus aus koordiniert.

38 Ideen und Aktionen wurden schon umgesetzt; mehr als 500 Freiwillige haben dabei geholfen. Es wurde geputzt, gepinselt, gepflanzt und vor allem viel gekehrt. Immer mit dabei: Der neongelbe Besen mit den pinken Borsten. Insgesamt 180 Stück für große und kleine Helfer ließ der Bezirk in einer Neuköllner Blindenwerkstatt fertigen. Der auffällige Feger soll den Menschen im Gedächtnis bleiben und zu einem Symbol werden für die gemeinsame Anstrengung.

Denn natürlich gibt es sie, die positiven Beispiele – angefangen bei den Ladenbesitzern, die vor ihrer eigenen Tür kehren, bis hin zu den urbanen Gärtnern. Auch schon vor Giffeys Aufruf bemühten sich zahlreiche Initiativen um eine ansehnliche Nachbarschaft. Der Verein Pro Britz etwa lädt jedes Jahr zum traditionellen Kiez- und Frühjahrsputz im Carl-Weder-Park ein. Auch die Tagesförderstätte Neukölln der Lebenshilfe kümmert sich schon lange um die Säuberung der Wege auf dem Buschkrug-Friedhof. All diesen „Satellitenaktionen“ will der Bezirk jetzt eine gemeinsame Plattform bieten. Sie sollen sichtbarer werden, findet Simon, damit sich andere daran ein Vorbild nehmen. „Wenn von 330 000 Bürgern jeder ein kleines bisschen was macht, sieht es in Neukölln gleich ganz anders aus.“

Kampagne soll bis 2017 laufen

Alle Kiezputzaktionen werden online mit Fotos in der „Galerie der Engagierten“ dokumentiert. Das sei auch eine wichtige Motivation für die Helfer selbst, glaubt Simon. „Man hat sonst schnell das Gefühl, man mache sich ganz allein zum Horst.“ Die Einzelkämpfer besser zu vernetzen, ist eines ihrer Hauptanliegen.

Bis 2017 soll die Kampagne mindestens laufen. „Wir müssen eine Lösung finden, die langfristig wirkt“, sagt Simon. Es gehe vor allem um eine Verhaltensänderung. Das Sperrmüllproblem will der Bezirk durch Aufklärung in den Griff kriegen. Der Bezirk wird nicht alle Probleme lösen können, gibt Simon zu. Die Regelung zur Sperrmüllabholung etwa obliegt dem Senat. Die Kampagne aus dem Rathaus will aber wenigstens jenen Bürgern den Rücken stärken, die sich vorbildlich verhalten. Den direkten Draht zu den zuständigen Behörden, dem Ordnungs- und Umweltamt sowie der Straßenreinigung hat Neuköllns Verwaltung schließlich schon.

Auch von lokalen Unternehmen lässt sich der Bezirk unter die Arme greifen. Auf dem Karl-Marx-Platz und dem Kranoldplatz gibt es jetzt etwa Spender für Hundekotbeutel, die von lokalen Händlern gestiftet wurden. Eine Kooperation mit Stromnetz Berlin soll zudem „mehr Farbe in den Bezirk bringen“: Im Rahmen eines Wettbewerbs dürfen Neuköllns Schulen und Jugendeinrichtungen etwa 100 Verteilerkästen bemalen, berichtet Cordula Simon.

Für die Tagesspiegel-Aktionstage „Gemeinsame Sache“ packen die Bezirksmitarbeiter am 9. September auch selbst mit an und schwingen in der Hasenheide den Besen. Unter den Neuköllnern wird außerdem für weitere Aktionen geworben. Wenn alles gut geht, wird Neukölln an diesem Wochenende mit einem Positivrekord in Sachen Sauberkeit glänzen. Cordula Simon jedenfalls hofft, dass ihr Bezirk mehr Aktionen auf die Beine stellt als irgendein anderer Stadtteil.

Mehr Informationen finden Sie unter: www.schoen-wie-wir.de

Viele machen mit

Glanz am Rathaus Schöneberg
Am 10. September soll ab 10 Uhr rund um den U-Bahnhof Rathaus Schöneberg aufgeräumt werden: Den Ententeich von Flaschen befreien, Uferbereiche und Beete aufräumen, die Carl Zuckmayer Brücke fegen, kaputte Bänke entsorgen. Fleißige Helfer sind herzlich willkommen – Profimaterial wird gestellt!

Treffpunkt: Brücke U-Bahnhof Rathaus Schöneberg. Kontakt: joerglehnen@freenet.de

Viktoria Mitte in Aktion
Alle Freunde von Viktoria Mitte, Kiezbewohner und Interessierte sind am 10. September von 10 bis 16 Uhr eingeladen, den Sportplatz zu verschönern, Sträucher zu schneiden, zu pflanzen und die umliegende Straße vom Müll zu befreien. Der Verein SV Rot-Weiß Viktoria Mitte 08 e.V. wird geschätzt als Ort der Begegnung, zum Kennenlernen und Miteinander und wurde ausgezeichnet für innovative Ideen und ökologische Grünnutzung.

Ort: Sportplatz Stralsunderstraße 18, Wedding, Kontakt: Elias Bouziane, mehr im Netz unter www.viktoriamitte.de

Zur Startseite