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© Kitty Kleist-Heinrich

Ausstellung: Schloss Charlottenburg: Königin Luise in Überlebensgröße

Ab Sonnabend können sich die Besucher der Ausstellung „Luise. Leben und Mythos der Königin“ im Westflügel des Schlosses Charlottenburg ihre eigene Meinung über die Darstellung von Königin Luise machen.

Hochmütig würdigt Königin Luise ihren Widersacher Napoleon keines Blickes. Zwar überragte „Miss Preußen“ mit ihrer Körpergröße von 1,76 Metern Bonaparte um rund zehn Zentimeter, aber der Bildhauer Professor Gustav Eberlein hat die Proportionen in seiner Skulptur doch stark überzeichnet. Napoleon kommt jedenfalls nicht gut weg.

Ab Sonnabend können sich die Besucher der Ausstellung „Luise. Leben und Mythos der Königin“ im Westflügel des Schlosses Charlottenburg ihre eigene Meinung über die Darstellung bilden. Die am Dienstag vom Künstler Erhard Joseph aus Hannoversch Münden nach Berlin gebrachte Figurengruppe gehört dann zu den größten und überraschenden Exponaten in der bis zum 30. Mai geöffneten Ausstellung. Immerhin wird hier die allseits verehrte Königin Luise in 2,25 Meter Höhe und damit in Überlebensgröße dargestellt.

„Der Künstler Eberlein wollte damit um 1899/1900 den kaiserlichen Hof beeindrucken und hoffte nach dem Gipsmodell auf einen lukrativen Auftrag eines Denkmals aus Marmor oder Bronze“, sagte der Schlossbereichsleiter und Kurator der Ausstellung, Rudolf Scharmann. „Zwar hat es 1807 die Begegnung zwischen Luise und Napoleon in Tilsit tatsächlich gegeben, aber zu diesem Zeitpunkt befand sich Napoleon ganz auf dem Höhepunkt seiner Macht und hätte eigentlich die Preußenkönigin überragen müssen.“

In Tilsit musste Luises Ehemann, König Friedrich Wilhelm III., im Jahr 1807 einen Friedensvertrag mit Frankreich unterschrieben, in dessen Folge Preußen mehr als die Hälfte seinen Territoriums und seiner Untertanen verlor. 90 Jahre später wendete sich das Blatt in den Beziehungen zu Frankreich nach dem Krieg 1870/71, so dass Eberlein den Kaiser mit einer starken Luise überzeugen wollte. Von ihm stammte bereits eine im Zweiten Weltkrieg zerstörte Luise-Skulptur für Tilsit, dem heutigen Sowjetsk in der russischen Enklave Kaliningrad (Königsberg).

Zu einem richtigen Denkmal mit Königin und Napoleon ist es nie gekommen. Nur das Gipsmodell überdauerte die Jahre auf dem Dach des Schlosses Hannoversch Münden. „Es war sehr beschädigt, denn Napoleon hatte keinen Kopf mehr, und Luises Gesicht war eingedrückt“, erzählte der Künstler Erhard Joseph. „Nach Fotovorlagen habe ich das Original wiederhergestellt.“ Die Schlösserstiftung hatte ihm dafür den Auftrag erteilt. Claus-Dieter Steyer

Luise. Leben und Mythos der Königin - läuft vom 6. März bis 30. Mai 2010 im Schloss Charlottenburg, täglich 10 bis 18 Uhr, Dienstag 12 bis 18 Uhr, Donnerstag 10 bis 21 Uhr

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