Berlin: Schallplattenbau
In den Ex-Amiga-Studios wird wieder aufgenommen – und das wird gefeiert
Vielleicht sollen sich einige Dinge nicht ändern. Vielleicht soll das Plattenstudio in der Brunnenstraße 154 eben ein Plattenstudio sein. Das ist es jetzt nämlich wieder, Name: Pax-Studio, Programm: Aufnahmeräume und eine Lounge. Früher nahmen hier DDR-Stars im Studio B des VEB Deutsche Schallplatten ihre Lieder auf, das Label damals hieß Amiga.
Robert Franke ist mit Amiga-Platten groß geworden, er ist 30 Jahre alt, aufgewachsen in Prenzlauer Berg, und jetzt ist er der neue Betreiber des Pax-Studios. Als er das erste Mal in den lang gestreckten Räumen war, war er gleich begeistert. „Diese unscheinbare Glastür, hinter der sich dann Raum um Raum der perfekte Club auftut!“, sagt er und klingt gleich wieder schwärmerisch. Als er das erste Mal hier war, hieß der Laden „Pax“ und war ein Club, in dem Bob Young angesagte Partys feierte. Bob Young, Veranstalter der GMF-Partys im Café Moskau, hatte das Juwel entdeckt und feierte hier, wie das Rio oder der FUN-Club.
Um Genehmigungen sorgten sich die Partymacher wenig. Umso mehr sorgten sich die Behörden um das Pax. Als Bob Young durch den Auflagen-Dschungel keinen Weg mehr fand, kam Frankes Chance. Er wollte einen offiziellen Club für elektronische Musik eröffnen. „Ganz im Sinne seiner Tradition“, sagt Franke. Aber dafür bekam er keine Genehmigung. Zweimal die Woche wurde er bei Feuerwehr, Lebensmittelaufsicht und weiteren sechs beteiligten Behörden vorstellig. Ans Aufgeben dachte er nie. Aber den Club bekam er nicht. „Weil die Räume mitten im Wohngebiet sind“, sagt er. Erst als er den Beamten vorschlägt, das Pax als Aufnahmestudio, Lounge und Eventlocation zu betreiben, gibt es die nötigen Stempel. Seitenweise Auflagen – vom Behinderten-WC bis zu neuen Lüftungen – musste er dennoch erfüllen. 50000 Euro habe er investiert, sagt Franke und „zum Schluss so viel gearbeitet, dass mir meine Mutter eine Decke vorbeibrachte, damit ich hier schlafen kann“.
Am Sonnabend kann man nun besichtigen, was aus den alten Amiga- und Pax-Club-Räumen geworden ist, dann ist offizielle Eröffnung. Das Foyer ist nun eine Lounge. Noch heute sind deren Mauern mit hauchdünnen Netzen bespannt, „alles für die Akustik“, sagt Franke: „Diese Location atmet Musik.“ Über der ehemaligen Tanzfläche schwebt ein Gewirr aus Entlüftungsrohren und Hängekonstruktionen und sorgt für alpenfrische Luft. Über den Studiotüren leuchtet es rot: „Ruhe bitte! Sendung“. Vor der Wende galten die Ton- und Fernsehstudios als DDR-Hitschmiede. Größen wie Karat, City und die Puhdys standen hier für ihre Evergreens vor den gleichen Aufnahmemikrofonen. Die wurden in der Zwischenzeit ausgetauscht. Und in den Pax-Studios herrscht auch bereits wieder Betrieb: Patrick Blasa aus Los Angeles, Ferry Borbás und Namito basteln hier an ihren neuen Alben und werden sie auch in den Räumen an der Brunnenstraße 154 präsentieren. Zum Opening haben sich weitere Freunde des Hauses angekündigt: Waikiki, Maringo, Calvin Bosco und andere.
Wenn Robert Franke heute den alten Karat-Hit „Über sieben Brücken musst du gehen“ hört, dann denkt er dabei an seine zukünftige Hitfabrik, für die er noch weitere Pläne hat: Ein Plattenladen in den Vorderräumen soll demnächst das Angebot abrunden.
Das Pax-Studio-Opening findet statt an diesem Sonnabend um 23 Uhr. Eintritt 8 Euro. Pax Studio, Brunnenstr. 154, Mitte, Lounge ab 18 Uhr, Wochenende ab 23 Uhr, mehr Infos unter www.pax-studio.de
Tina Molin
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