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Berliner Schüler demonstrierten am Dienstag auf dem Washington Platz für bessere Sanitäranlagen in Entwicklungsländern.
© Yves Bellinghausen

Weltfrauentag in Berlin: Saubere Toiletten für alle!

Zum Weltfrauentag am Dienstag haben Schüler in Berlin für saubere Sanitäranlagen in aller Welt demonstriert. Besonders Frauen leiden unter unhygienischen Toiletten.

„German Toilet Organisation“ (GTO) - ein Name, der klingt, als stamme er aus einem Loriot-Sketch. Tatsächlich widmet sich die Organisation aber einem durchaus ernsthaften Thema: Denn würdevolle Sanitäranlagen sind global bei weitem keine Selbstverständlichkeit. Weltweit hat jede dritte Frau keinen Zugang zu sicheren und sauberen Toiletten, gibt die GTO an. Um auf diese Missstände vor allem in Entwicklungsländern aufmerksam zu machen, demonstrierten zum Weltfrauentag am Dienstag Schüler der Fritz-Reuter Schule und der Campus Rütli Gemeinschaftsschule auf dem Washingtonplatz am Hauptbahnhof.

In Projekttagen hatten die Schüler der siebten bis neunten Klasse zuvor an dem GTO-Bildungsprojekt „Klobalisierte Welt“ teilgenommen. „Natürlich finden viele Schüler das erst einmal komisch und lachen über Toiletten-Projekttage“, sagt der Gründer der GTO, Thilo Panzerbieter, „aber nach und nach begreifen sie, dass Sanitäranlagen ein ernstes Thema sind.“

Frauen sind besonders auf saubere Klos angewiesen

Und tatsächlich zeigen sich die jungen Schüler auf einer kleinen Pressekonferenz vor der Demonstration nachdenklich. „Ich habe gemerkt, dass Mädchen deutlich mehr Privatsphäre auf den Toiletten brauchen als Jungs“, sagt der Siebtklässler Samuel Braun. Zum einen sind saubere Toiletten für Frauen während der Regelblutung wichtig, zum anderen laufen sie Gefahr, Opfer einer Vergewaltigung zu werden, wenn sie ihr Geschäft im Freien verrichten. „Vor dem Projekt habe ich Toiletten für selbstverständlich genommen“, sagt eine andere Schülerin, „seit ich aber gelernt habe, unter welchen Bedingungen andere Mädchen auf Klo gehen müssen, bin ich wesentlich dankbarer. Auch für die Toiletten in unserer Schule.“

Im Rahmen des Projekts haben sich die Schüler in die Rolle von Menschen versetzt, die unter einfacheren Bedingungen auf Klo gehen müssen. So haben sie Wasserkanister über den Schulhof geschleppt und mit Babypuder die Verbreitung von Krankheitserregern verfolgt, wenn man sich nicht die Hände waschen kann.

Schüler der Gemeinschaftsschule auf dem Campus Rütli und der Fritz-Reuter Schule vor dem Berliner Hauptbahnhof.
Schüler der Gemeinschaftsschule auf dem Campus Rütli und der Fritz-Reuter Schule vor dem Berliner Hauptbahnhof.
© German Toilet Organization

Schüler sollen auch politische Mündigkeit lernen

Schon seit 2009 geht die GTO in Berliner Schulen, und sensibilisiert Schüler für das Recht auf menschenwürdige Toiletten. „Darüber hinaus ist es uns aber auch wichtig, junge Menschen zur politischen Mündigkeit zu erziehen“, sagt GTO-Bildungsreferentin Svenja Ksoll. „Wenn wir auf die Straße gehen und die Schüler zu einem Thema demonstrieren, das ihnen am Herzen liegt, dann lernen sie auch, dass sie in der Gesellschaft etwas bewegen können.“

Und tatsächlich bleiben Passanten stehen und schauen sich den „Flashmob“ der Schüler an. Sieben Schülerinnen rappen über Sanitätsanlagen in Entwicklungsländern; metaphorisch bilden andere Schüler lange Schlangen vor Toilettenhäuschen - und auf einmal wirkt eine Demonstration über die „globale Toilettensituation“ gar nicht mehr so sehr wie ein Loriot-Sketch.

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