Internationale Bauausstellung: Rückzug vom Tempelhofer Feld
Erst wurde die IGA 2017 abgezogen, jetzt wird’s auch nichts mit der IBA 2020: Die Internationale Bauausstellung setzt andere Schwerpunkte. Die Opposition im Abgeordnetenhaus ist mit dem Konzept trotzdem nicht zufrieden.
Die Planer der Internationalen Bauausstellung (IBA) haben sich vom Tempelhofer Feld als zentralem Schauplatz der Ausstellung verabschiedet. Das wurde bei einer IBA-Präsentation von Senatsbaudirektorin Regula Lüscher im Stadtentwicklungsausschuss des Abgeordnetenhauses deutlich. Lüscher betonte, dass die IBA einen Schwerpunkt im Siedlungsbestand haben werde, konkret nannte sie die Gropiusstadt und Lichtenberg als interessante Standorte für IBA-Projekte. Das Tempelhofer Feld könnte als dritter Standort den Bereich Neubau abdecken. Das IBA-Vorbereitungsteam favorisiert unter den geplanten Baufeldern derzeit das geplante „Bildungs-Viertel“ um den Neubau der Landsbibliothek am westlichen Rand des ehemaligen Flugplatzes.
Damit rückt der Senat weiter von seinen Planungen auf dem Tempelhofer Feld ab. Im Sommer wurde bekannt, dass die Internationale Gartenaustellung (IGA), geplant 2017, ihren Schwerpunkt nach Marzahn verlagert. Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD) räumte ein, dass in der ersten Phase nach der Aufgabe des Flugbetriebs in Tempelhof in der Verwaltung „eine gewisse Ratlosigkeit“ herrschte, was man nun mit den rund 400 Hektar Stadtraum anfangen solle. IGA und IBA, geplant für 2020, kamen da sehr gelegen.
Inzwischen wird heftig über die Bebauung der Randbereiche und die Gestaltung des großen Parks dazwischen gestritten. Ursprüngliche Planungen wurden bereits erheblich abgespeckt. Der Senat will jetzt 4600 Wohnungen plus Landesbibliothek und Gewerbegebiet realisieren. Ein Nord-Süd-Radweg, ein Zentrum für Elektromobile und ein Auffangbecken für Regenwasser sollen angelegt werden, aber das Parkkonzept mit einer Bausumme von 60 Millionen Euro ist vorerst auf Eis gelegt.
Die IBA hätte das Tempelhofer Feld als Neubaugebiet international bekannt gemacht und Investoren nach Berlin gelockt, das ist jetzt vom Tisch. Lüscher will die urbane Aufwertung von Großsiedlungen am Beispiel der Gropiusstadt beleuchten und in Lichtenberg die Verbindung von Wohnen und Gewerbe erforschen. Konkret nannte sie die Lindenhof-Klinik, die als Wohnquartier entwickelt werden soll. Von der Opposition gab es mehr Kritik als Lob. Antje Kapek, stadtentwicklungspolitische Sprecherin der Grünen, vermisst im IBA-Konzept brisante Themen wie steigende Mieten, Gentrifizierung und Klimaentwicklung. Die Bauausstellungen in den 80er und 50er Jahren hätten Antworten auf drängende Probleme gesucht, jetzt werde „ein bisschen alles und nichts“ geboten.
Katrin Lompscher (Linke) forderte eine breite öffentliche Debatte über Ziele und Themen der IBA, bevor ein Senatsbeschluss ein Konzept festlege. Auch Piraten-Abgeordneter Philipp Magalski votierte für einen „bottom-up“-Prozess und die Einbeziehung der Gentrifizierungsdebatte. „Die Verdrängung an die Peripherie muss kritisch hinterfragt werden.“
Thomas Loy