Von TISCH zu TISCH: Rosa Lisbert
Eigentlich ist das Bistro nur ein Stand in der Arminius-Markthalle. Aber was für einer! Hier gibt es die besten Flammkuchen - und tolle Fleischpastete
Wenn wir uns die aktuelle Berliner Szene mit ihren Tops und Flops so anschauen, dann lässt sich daraus ein wichtiger Tipp destillieren: Man soll einfach machen, was man gut kann, und sich nicht groß um Konzepte und Marketing kümmern. Wenn der Laden dann erstmal läuft, ist immer noch Zeit für die Feinabstimmung. Rosa Lisbert etwa, das viel gelobte kleine Restaurant in der Arminius-Markthalle, scheint gut zu laufen. obwohl das unübersichtliche Konzept vermutlich jeden Marketingprofi zur Verzweiflung treibt: Flammkuchen vor allem, die aber in Perfektion und zahlreichen Varianten. Dazu klassische Elsässer Küche und – im Abendmenü – ein bisserl Selbstverwirklichung der Köche im modernen Gourmet-Stil.
Flammkuchen - wunderbar knusprig
Andererseits: So findet jeder was. „Rosa Lisbert“ ist ein Kompositum aus Lisa Meyer und Robert Havemann, den beiden, die das Ganze erfunden haben. Mitten in der wunderlichen Arminius-Markthalle, die eigentlich eher ein Sammelsurium verschiedener Verzehrstände ist, erhebt sich die offene Küche mit den Öfen für die Flammkuchen, drum herum sind ein paar Tische gruppiert, die auch reserviert werden können – irgend einen Platz gibt es offenbar aber immer. Vom Flammkuchen gibt es mehr als ein Dutzend Varianten vom einfachen klassischen mit Zwiebel und Speck (8,50) bis zu einer Kombination mit Knochenmark und Flusskrebsen (14,50), auch vegetarische und süße. Alle kommen wunderbar knusprig aus dem Holzofen, und sind nicht, wie so oft, mit Sahne zugematscht. Mich freut aber vor allem, dass sich hier endlich mal wieder jemand der Fleischpastete annimmt, die ja selbst in französischen Bistros kaum noch vorkommt. Hier beherrschen sie die Kunst, das Innenleben geschmeidig und würzig zu halten. Hinein kommen Perlhuhn, Huhn, Ente, offenbar, was grad verfügbar ist (12 Euro), und das gegen Aufschlag auch stilecht mit Foie Gras und/oder Trüffeln. Dazu gibt es Salat mit den obligatorischen Cornichons – das wäre schon Grund genug für einen Besuch. Und dass zuletzt nur zwei Pasteten verfügbar waren, lag wohl am Sommerloch. Ganz hübsch, aber nicht sehr einprägsam war eine kleine kreative Vorspeise mit Lachs, Gurken und Kräutern (11 Euro), perfekt auf den Punkt kam der Geschmack bei einer einfachen Taschenkrebsvelouté.
Dann gingen wir zu den Hauptgängen über und waren weniger zufrieden. Denn wir hatten uns sowohl unter „Coq au Vin“ als auch unter unter „Baeckeoffe“ würzige, dichte Schmorgerichte vorgestellt. Die hier aber wirkten wie aus einem Baukasten zusammengesetzte klare Fleischsuppen, mit vorgegartem Fleisch und frischem Gemüse rasch auf Linie gebracht. Geschmacklich nicht schlecht, aber von den Klassikern weit entfernt. Und die versprochenen drei Fleischsorten im Baeckeoffe schmeckten allesamt wie Schwein (je 18 Euro). Hinterher würde ich die fix gemachte Tarte Tatin empfehlen, hübsch mit Blätterteig, die die karamellisierten Äpfel gut auf den Punkt bringt (8 Euro).
Dazu einen Elsässer Wein
Sehr gut gefällt mir, dass hier zur elsässischen Küche auch die Elsässer Weine gepflegt werden, die ein raues Schicksal weitgehend aus dem Berliner Markt gefegt hat. Wir nutzten die Möglichkeit, einen gereiften Grand-Cru-Riesling aus dem Jahr 2008 zu trinken, einen Wiebelsberg von Remy Gresser. Der Preis dafür ist sehr günstig, auch wenn es offenbar mehrere gibt: 48 Euro laut Internet, 50 Euro laut Weinkarte, und 52 Euro auf der Rechnung... Ansonsten findet sich viel Gutes auch aus der Pfalz und Südfrankreich schon ab 15 Euro pro Flasche. Also: sympathisch. Zieht man den aktuellen Hype ab, bleiben immer noch genügend Gründe für einen Besuch.
- Rosa Lisbert. Arminiushalle, Arminiusstraße 2-4, Moabit, Tel. 0152-2198 2923. Im Sommer: Di-Fr 17-22 und Sa 12-22 Uhr.
- bbbbbb
- Brandenburg neu entdecken
- Charlottenburg-Wilmersdorf
- Content Management Systeme
- Das wird ein ganz heißes Eisen
- Deutscher Filmpreis
- Die schönsten Radtouren in Berlin und Brandenburg
- Diversity
- Friedrichshain-Kreuzberg
- Lichtenberg
- Nachhaltigkeit
- Neukölln
- Pankow
- Reinickendorf
- Schweden
- Spandau
- Steglitz-Zehlendorf
- Tempelhof-Schöneberg
- VERERBEN & STIFTEN 2022
- Zukunft der Mobilität