Zuzug von Roma-Familien: Roma-Kinder werden zur Chefsache
Bildungssenatorin Sandra Scheeres will Sprachvermittler einstellen, um den Familien den Einstieg zu erleichtern. Außerdem sichert sie die Weiterfinanzierung der zusätzlichen Lehrer zu.
Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) macht die Roma-Problematik zur Chefsache. „Wir arbeiten an einer landesweiten Lösung“, sagte sie anlässlich eines Besuchs in der Neuköllner Hans-Fallada-Schule. Ziel sei es, den Roma-Familien Sprachmittler an die Seite zu stellen, die ihnen bei Behördengängen und in der Schule Hilfestellung geben könnten. Zudem kündigte sie an, dass der Senat die muttersprachlichen Lehrer, die schon jetzt an den Schulen eingesetzt werden, weiterfinanziert. Damit haben die betreffenden Schulen eine Sorge weniger, denn die Stellen sollten ursprünglich zum Schuljahresende auslaufen.
Die fünfte Station ihrer „Schultour“ hatte die Senatorin mit Bedacht gewählt. Nachdem der Senat auf den seit 2008 anhaltenden Roma-Zuzug jahrelang nicht reagiert hatte, besuchte Scheeres nun die Schule, die in Berlin am stärksten betroffen ist, weil sie neben einem riesigen Roma-Wohnquartier in der Harzer Straße liegt und 90 Kinder aus der Siedlung unterrichtet (wir berichteten). Bislang verfügt die Fallada-Schule über zwei Lehrer, die Rumänisch sprechen und unentbehrlich im Schulalltag sind. Nachdem die Schule lange gebangt hatte, ob diese Kräfte weiterfinanziert werden, machte Scheeres am Dienstag klar, dass dies gesichert sei. Ihre Arbeit soll durch die genannten Sprachmittler ergänzt werden.
Es gibt viel zu tun. „Manche Kinder brauchen Brillen oder Hörgeräte oder anderweitig ärztliche Hilfe, haben aber keine Krankenversicherung“, sagte die Schulsenatorin. Außerdem müsse geklärt werden, wie die Roma-Familien auf die Bezirke verteilt werden könnten. Bislang tragen vier Bezirke – neben Neukölln Tempelhof-Schöneberg, Mitte und Reinickendorf – die Hauptlast des Zuzugs. Scheeres kündigte an, dass die neue Arbeitsgruppe des Senats, die sich mit diesen Themen befassen soll, Ende April erstmals tagen wird. Zusätzlich soll es eine Art „Unterarbeitsgruppe“ für die Bildungsaspekte geben.
Bislang gibt es in Berlins Schulen allein in diesem Schuljahr rund 1400 schulische Neuzugänge, meist aus Südosteuropa, die ohne jegliche Deutschkenntnisse in den Klassenräumen sitzen. Allein in Neukölln sind seit Januar 75 Kinder aller Altersgruppen hinzugekommen, wie Bildungsstadrätin Franziska Giffey (SPD) berichtete. Insgesamt sei die Zahl der Roma-Kinder in ihrem Bezirk auf 650 angewachsen, womit sie an etwa 30 der 60 Schulen anzutreffen seien. Da es aber nur vereinzelt Sprachmittler gibt, sind Rektoren und Lehrer gezwungen, sich gegenüber den Kindern und Eltern, die oft Analphabeten sind, mit Zeichensprache zu verständigen.
Scheeres war beim Rundgang in der Fallada-Schule sichtlich bemüht, ihre Sachkompetenz unter Beweis zu stellen und verwies darauf, dass sie „als Erzieherin jahrelang mit Sinti und Roma zusammengearbeitet“ habe. Sie wagte sogar einen kleinen Seitenhieb auf ihren Vorgänger Jürgen Zöllner (SPD), dessen Inklusionskonzept „nicht komplett“ gewesen sei, zumal das Thema „Kita“ dort nicht beleuchtet worden sei. Zudem sagte Scheeres, dass es möglicherweise falsch sei, wenn man Kinder mit Behinderungen erst nach der zweiten Klasse auf ihren Förderbedarf untersuche, wie es in Berlin seit Jahren praktiziert wird: „Wenn man merkt, dass etwas falsch ist, kann man doch so mutig sein, es wieder zu verändern“, befand Scheeres im Anschluss an den Schulrundgang.
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