Neue U-Bahnlinie in Berlin: Richtfest unter der Erde
Zahlreiche Schaulustige wollten den Rohbau des U-Bahnhofs Rotes Rathaus sehen, der für einen Tag zu besichtigen war. Erst Ende 2020 halten hier Züge.
Die Züge fahren bekanntlich später als einst geplant. Aber beim künftigen U-Bahnhof Rotes Rathaus ging’s am Mittwoch sogar eher los als vorgesehen. Weil sich vor dem offiziellen Beginn der Besichtigungstouren um 14 Uhr schon eine kleine Warteschlange Interessierter gebildet hatte, durften die Ersten eine Viertelstunde früher in den Untergrund, wo am Vormittag vor rund 250 geladenen Gästen das Richtfest für den Bahnhof gefeiert worden war. Bereits nach gut einer halben Stunde hatte man am Nachmittag rund 500 Besucher gezählt.
Die Station Rotes Rathaus ist eine von drei neuen auf dem Verbindungsstück der U 5 zwischen Alexanderplatz und Brandenburger Tor. Bei den Stationen Museumsinsel und Unter den Linden lässt ein Richtfest noch auf sich warten. Die Rohbauten sollen Unter den Linden 2017 und an der Museumsinsel 2019 abgeschlossen sein. 525 Millionen Euro soll der Bau der 2,2 Kilometer langen Strecke nach heutigem Stand kosten.
Projektleiter Jörg Seegers machte beim Richtfest klar, dass beim Bau inzwischen alle zeitlichen Puffer aufgebraucht seien. Nach derzeitigem Stand sollen die ersten Züge Ende 2020 fahren. Ursprünglich war 2017 vorgesehen. Die Station Rotes Rathaus sollte sogar jetzt schon in Betrieb sein. In frühen Plänen war vorgesehen, bereits 2014/15 Fahrten vom Alexanderplatz bis zum Roten Rathaus zu verlängern, weil der Bahnhof dort früher als die anderen eröffnet werden sollte. Doch daraus wurde nichts.
Die bei Grabungen entdeckten archäologischen Funde, zu denen auch Fundamentreste des ganz alten Rathauses gehören, brachten den Zeitplan gehörig durcheinander. 2010 gab’s den obligatorischen Spatenstich – zunächst für die Grabungen der Archäologen. Zwei Jahre später folgten die Bahnhofsbauer.
Inspiriert vom alten Rathaus
Architekt Oliver Collignon orientierte sich bei seinen Plänen am mittelalterlichen Rathaus und lässt die Decke des Bahnhofs von sieben Pilzkopfstützen tragen, die dem Gewölbe des einstigen Rathauses nachempfunden sind. Das Besondere: Weil die wenigen Pfeiler die 40 Tonnen schwere Decke nur tragen können, wenn sie mit dieser eine Einheit bilden, mussten sie bereits beim Betonieren der Decke mitangebracht werden, obwohl darunter noch das Erdreich lag. Nachdem unter der Decke im Schutz von weiteren Wänden der Boden entfernt worden war, hingen die Pilzkopfstützen vorübergehend frei im Raum an der Decke. Die Pfeiler wurden erst später vervollständigt.
Die BVG-Chefin ist happy
Und machten beim Richtfest BVG-Chefin Sigrid Evelyn Nikutta nach eigenen Angaben glücklich. „Wenn etwas Einmaliges gebaut wird, könnte es auch schwierig werden“, sagte sie. Doch es ging gut. Die Bauleute der Firma Porr hatten alles im Griff.
Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) hofft, wie er beim Richtfest sagte, dass die Reste des alten Rathauses später im neuen Bahnhof zu sehen sein werden. Auf den Bau eines „archäologischen Fensters“ hat man nämlich zunächst verzichtet, um im Zeitplan bleiben zu können.