Hier speisten Bill Clinton und George W.Bush: Restaurant „Tucher“ am Pariser Platz hat dichtgemacht
Das Restaurant "Tucher am Tor" hat seit Ende Juni geschlossen. Dabei aßen hier mehrere US-Präsidenten und Bundeskanzler.
Im Internet ist die Welt noch in Ordnung. Ganz unverdrossen empfiehlt auf seiner Website das Restaurant „Tucher am Tor“, auch als „Theodor Tucher“ bekannt, potenziellen Gästen „moderne deutsche Spezialitäten“ in allerbester Lage: an der Nordwestecke des Pariser Platzes, neben Liebermann-Haus und Brandenburger Tor. Dies hat nur einen Schönheitsfehler: Das Lokal steht leer, verwaist sind Restaurant, Salon und das „Palais Hofgarten“ bereits seit Ende Juni.
Woran der Rückzug von diesem exponierten Ort gelegen hat, ist derzeit nicht zu klären: Das zweite, nun auch letzte Betreiberpaar, das noch das „Weihenstephaner“ am Hackeschen Markt betreibt, sei im Urlaub, heißt es dort. Und auch über die Zukunft des ehemaligen „Tucher“ lässt sich nichts sagen: Die Eigentümer des Gebäudes, so war am Mittwoch zu hören, wissen es einfach noch nicht, sind erst bei der Bestandsaufnahme in den teilweise arg renovierungsbedürftigen Räumen. Der Holzfußboden: ziemlich mitgenommen. Die Roste über den Heizungsschächten: schief und verzogen. Die Säulen im Restaurant: entbehrlich. Und dass die antiquarische Bibliothek die Umgestaltung übersteht, sofern es überhaupt ein Restaurant bleibt, ist ohnehin fraglich.
Bush aß Apfelstrudel, Schröder eine Currywurst
Als das „Tucher“ 1998 eröffnete, waren die gefüllten Bücherregale quasi das Herzstück des Ladens, der unter dem ersten Pächter auf Eventgastronomie setzte, mit Möglichkeit zum preiswerten Büchertausch „Gebraucht gegen Gebraucht“ und Lesungen der Kunstfigur „Theodor Tucher“; sogar einen „Erotischen Salon“ hat es zeitweise gegeben. Zudem war das Restaurant „Futterstelle für durchreisende Politiker“, wie Tagesspiegel-Gastronomiekritikerin Elisabeth Binder in der Kolumne „Von Tisch zu Tisch“ schrieb.
Und zwar keine Provinzpolitiker: Im Mai 2002 aßen dort US-Präsident George W. Bush und Gerhard Schröder, Ersterer einen Apfelstrudel, der Kanzler eine Currywurst. Fünf Monate später schlug die Stunde der Vorgänger: Bill Clinton und Helmut Kohl labten sich an Eisbein mit Sauerkraut und Erbspüree.
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