Hassparolen bei Facebook: Renate Künast trollt zurück
Sie wollten Renate Künast schon immer mal einen Hasskommentar bei Facebook hinterlassen? Kein Problem: Mit dem neuen "Hass-Tool" auf dem Facebookprofil der Grünenpolitikerin geht das ganz einfach.
Dort, wo einst die Netiquette für den gepflegten Umgang auf dem Facebookprofil von Renate Künast standen, steht jetzt das „Hass-Tool“: Eine Anleitung, wie man sich superschnell und einfach bei der Bundestagsabgeordneten auskotzen kann.
Die Idee dazu entstand vergangenen Montag nach einem Talkshowauftritt. Innerhalb kurzer Zeit hatte die Politikerin 270 Kommentare auf ihrer Seite, davon waren drei bis vier tatsächlich ernst gemeint. „Es wird gedroht, gehetzt, verbal vor die Füße gekotzt. Kotzesmileys sind sehr beliebt. Jetzt war es an der Zeit, dagegenzuhalten, zurückzutrollen“, sagte Künast dem Tagesspiegel. Und das tut sie, mit der Anleitung zum guten Hasskommentar:
Ein guter Hasskommentar beginnt mit der richtigen Grußformel. Die meisten Hass-Kommentare kommen ganz ohne Anrede aus. Tun Sie sich keinen Zwang an. Manche schreiben auch „Frau Künast!" und manche bringen den immer wieder neuen Witz und nennen mich „Frau Knast". Alles ist möglich. Sie können mich aber jederzeit auch mit „Sehr geehrte Frau Künast" anreden.
Schritt 2: Der Inhalt
Beim Inhalt kommt es übrigens nicht auf den Inhalt an: „Hauptsache, es geht ihnen besser!“ Nicht jeder Politiker ist so um das Wohl seiner Bürger besorgt, Respekt! Um den Inhalt eines Hass-Kommentars zu unterstreichen, hat Künast einen Profi-Tipp: „Sparen Sie nicht an Ausrufezeichen. Schreiben Sie einzelne Worte, Sätze oder gleich den gesamten Kommentar ruhig in Versalien.“ Denn: Wer in Versalien schreibt, der schreit – und wer am lautesten schreit, hat bekanntlich Recht.
Wer Künast ein Hasskommentar hinterlässt, muss mit Konsequenzen rechnen. Die Bundestagsabgeordnete stellt in schweren Fällen auch Strafanzeige wegen Beleidigung oder Volksverhetzung – die Verfahren werden aber meist schnell eingestellt. Den Behörden fehle da oft das Bewusstsein, beklagt sie. Ermittlungen finden Hass-Trolle trotzdem nicht so witzig, erst kürzlich entschuldigte sich ein Herr via Email.
In den sozialen Netzwerken sorgte das Hass-Tool für viel Belustigung.
Diejenigen, die Künast mit der Aktion ansprechen will, scheinen das Tool schnell kapiert zu haben.
Dass so viele Menschen im Netz hatespeech als bevorzugte Ausdrucksform pflegen, spürt Künast besonders seit dem Aufkommen von Pegida und Co. – die Politikerin postet ihre Beiträge selbst, sie mag das soziale Netz, weil hier „hierarchiefrei Bürger ihre Sorgen äußern können, Fragen stellen – und ich kann unkompliziert antworten, mir Kritik anhören“. Bei den Hasskommentaren hat Künast oft den Eindruck, „da sitzt einer allein am PC mit drei Fake-Accounts und beweihräuchert sich“.
Künast hat aber keine Lust, sich darüber zu ärgern oder gar aufzuregen: „Das kann man nur ironisch nehmen. Dass ich diesen freundlichen Hass-Service anbiete, ist natürlich eine große Gemeinheit für die Trolle, aber ich hab keinen Bock mehr auf all die schlechte Laune und nekrophile Neigungen, die sich da Bahn brechen.“
Es ist schon erschreckend, wie viele Menschen so voller Hass sind dieser Tage, die nichts von der Würde des Menschen halten, findet Künast. In diesem Sinne: Machen sie sich frei!
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