Berlin-Hermsdorf: Reinickendorf bremst Pendler aus
Im Waldseeviertel ist die Verkehrssituation angespannt - viele Autofahrer umfahren hier Staus auf der B96. Nun will der Bezirk dort Sperren aufstellen.
Im Nordosten des Bezirks Reinickendorf wird es an der Grenze zwischen dem Ortsteil Hermsdorf und dem brandenburgischen Glienicke im Kreis Oberhavel demnächst zu einer mehrmonatigen Unterbrechung des morgendlichen und abendlichen motorisierten Pendlerverkehrs kommen. Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) votierte am Mittwochabend ohne Gegenstimmen bei Enthaltung der SPD für einen Test mit so genannten Modalfiltern.
Die Bewohner des Waldseeviertels hatten sich seit Monaten in einer Bürgerinitiative gegen die wachsende Belästigung durch die Berufspendler gewährt, die auf zwei Nebenstraßen durch dieses Wohngebiet den Stau auf der Bundesstraße 96 zu umfahren suchten. Mehrere Versuche des Bezirks, durch Geschwindigkeitsbeschränkungen und Straßenverengungen den überbordenden Verkehr in den Griff zu bekommen, hatten sich als erfolglos erwiesen.
[In unseren Leute-Newslettern berichten wir wöchentlich aus den zwölf Berliner Bezirken. Die Newsletter können Sie hier kostenlos bestellen: leute.tagesspiegel.de]
Durch die Modalfilter, die den Autoverkehr durch Aufstellung vom großen Blumenbehältern unterbinden, soll nun erprobt werden, wie sich die Verkehrssituation verändert und ob die Pendler auf die B 96 ausweichen.
Gegen die Sperrung des Autoverkehrs hatte sich eine weitere Bürgerinitiative gebildet, die den Bau neuer Mauern zwischen Berlin und Brandenburg und die Unterbindung des nachbarschaftlichen Verkehrs befürchtet. Die Stimmung in der Bürgerschaft hatte sich im Waldseeviertel zunehmend aggressiv entwickelt. Angesichts dessen war die große Mehrheit in der BVV für den Versuch überraschend.
Gerd Appenzeller