Hollywood in Berlin: Regisseurin Angelina Jolie mit neuem Film in Berlin
Mit Bomber, aber ohne Brad: Angelina Jolie stellte ihren Kriegsfilm „Unbroken“ vor. Die Hauptfigur Louis Zamperini hatte 1936 an den Olympischen Spielen in Berlin teilgenommen.
Ist ja fast wie bei der Berlinale: Absperrgitter an der Ecke Alte Potsdamer/Ludwig-Beck-Straße, um Autogrammjäger auf Distanz zu halten. Die kleine Seitenstraße am Grand Hyatt, als es dann ernst wird, sogar komplett für die Durchfahrt gesperrt. Nur eine darf durch am frühen Donnerstagnachmittag: Angelina Jolie. Auch der Saal im Hyatt derselbe wie bei den Pressekonferenzen der Berlinale, Treppe hoch, dann links. Das Podium allerdings um 90 Grad gedreht, auch fehlen die bunten Berlinale-Plakate, stattdessen schmückt ein Filmtitel die rückwärtige Wand: „Unbroken“ – Angelina Jolies zweite Regiearbeit. Zugegeben, die Pressekonferenzen unter Dieter Kosslicks Regie fangen pünktlicher an, aber bei einer wie ihr wartet man ohne Murren. Wenngleich sie schon vor Jahren gemeinsam mit ihrem Pitt – fehlt diesmal, nur die Kinder hat sie dabei – die Boulevardpresse und nicht nur sie in helle Aufregung versetzte, mit Familienglück in einer Kinderspielwelt, heftig dementierten Gerüchten von einer Haussuche, Filmpräsentationen etc. – so oft besucht sie Berlin nun auch wieder nicht. Na endlich, da ist sie. Mit männlicher Verstärkung: ihre beiden Hauptdarsteller, der Brite Jack O’Connell und der Japaner Miyavi. Nicht dass sie Beistand nötig hätte, so beherrscht und kühl, wie sie sich gibt in diesen 30 Minuten. Trotz gelegentlichem strahlenden Lächeln irgendwie unnahbar. Macht vielleicht auch der Existenzialisten-Look: Rollkragenpulli und Hose ganz in Schwarz, Haare schlicht zurückgekämmt. Ihr Film? Eine Geschichte aus dem Zweiten Weltkrieg, Schauplatz Pazifik. Jack O’Connell ist Louis Zamperini, Olympiateilnehmer 1936 in Berlin, nun Bombenschütze in einer B-24 Liberator. Die Maschine ein Schrotthaufen, stürzt ins Meer, nur drei überleben, darunter Zamperini. Erst nach 47 Tagen werden er und ein Kamerad von Japanern gerettet und verschwinden prompt in diversen Gefangenenlagern. Nun kommt der Japaner zum Einsatz, im Film ein brutaler Schinder, aber Zamperini bleibt „unbroken“.
Zurück in den USA wurde er als Kriegsheld gefeiert, vor Jahrzehnten soll Tony Curtis für die Rolle im Gespräch gewesen sein, aber das Filmprojekt zerschlug sich. 2010 erschien eine Biografie, sie geriet Angelina Jolie in die Finger – die Initialzündung zum Film. „Ein wunderbares Buch“, das sie ungemein bewegt habe, schwärmt sie, die den erst Anfang Juli gestorbenen Zamperini noch kennengelernt hat. Dreimal habe er ihn getroffen, erzählt auch O’Connell, das letzte Mal im Restaurant in Los Angeles, nach Abschluss der Dreharbeiten, da musste er nicht mehr für die Rolle hungern. Eine besondere Erfahrung muss die Begegnung mit dem alten Kriegshelden gewesen sein. Ein Mann voller Freude sei er gewesen, erzählte Jolie. Was er sie gelehrt habe: für jeden einzelnen Moment des Lebens dankbar sein. Der Unterschied zwischen Regie und Schauspielerei? Etwas ganz anderes, doch habe ihr die Erfahrung vor der Kamera auch geholfen, wenn es darum gehe, Charaktere zu entwickeln. In ihrem dritten Film, „By the Sea“, werde sie mit Brad Pitt zu sehen sein, erzählt sie: „Es geht um die Ehe, das ist eine andere Art von Konflikt.“ Und sogar von Selbstzweifeln, die sie gelegentlich plagen, berichtet sie freimütig. Jeder Mensch habe doch solche Momente: „Ich frage mich, ob ich gut genug bin in dem, was ich tue. Ob ich eine gute Mutter, ob ich ein guter Mensch bin.“ Dass der Film nicht, anders als ihr erster, auf der Berlinale gezeigt wird, erklärt sie mit einer Entscheidung des Studios, der „Unbroken“ schon am 22. Januar ins Kino bringen will. Aber es hätte gut gepasst, denn auch Berlin spielt darin eine kleine Rolle: beim 5000-Meter-Lauf Zamperinis als Mitglied der US-Olympiamannschaft 1936, samt hakenkreuzgeschmücktem Marathontor und jubelnden Massen in der noch dachlosen Arena. Zamperini wurde zwar nur Achter – mit seiner sensationellen letzten Runde in 56 Sekunden aber beeindruckte er auch Hitler, der Jesse Owens ignorierte, doch Zamperini zu sich zur „Führerloge“ bat. Jolie zeigt das nicht.
Zamperini hat davon erzählt, als er 2005 noch einmal das Olympiastadion besuchte. Er hatte damals seine Kamera mitgenommen, Hitler schüttelte ihm die Hand, Goebbels drückte auf den Auslöser. „Es schienen freundliche Männer zu sein“, erinnerte sich Zamperini. „Erst als ich drei Jahre später vom Überfall auf Polen hörte, habe ich begriffen, dass sie Verbrecher waren.“
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