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ieBerliner NPD-Chef Schmidtke meldete eine Ausweichdemonstration an. Die Polizei ist auf alles vorbereitet.
© Bernd von Jutrczenka/dpa
Update

Neonazis in Berlin: Rechte machen sich bereit für Heß-Demo

Neonazis wollen diesen Samstag an Rudolf Heß erinnern. Wo sie aufmarschieren wollen ist unklar. Eine Handvoll von ihnen versammelt sich Samstagmittag in Spandau.

Die Neonazis betreiben Verwirrspielchen. Wo sie diesen Sonnabend aufmarschieren wollen, um an ihr Idol Rudolf Heß zu erinnern, ist immer noch unklar. Die Polizei bleibt gelassen. „Wir sind auf alles vorbereitet“, heißt es, die Einsatzkräfte seien flexibel. Allerdings erwarten die Sicherheitsbehörden einen noch größeren Auflauf von Gegendemonstranten als im August 2017. Damals war es den Nazigegnern gelungen, die Route der Rechten zu blockieren. Die versuchen nun, sich darauf einzustellen. Eine Niederlage müssen sie schon hinnehmen: Sie können in Spandau nicht an der Stelle starten, die sie sich gewünscht hatten.

2017 blockierten Nazigegner die Route

Die Rechten wollten sich zunächst in der Wilhelmstraße am Standort des früheren Kriegsverbrechergefängnisses versammeln. Nachdem sich der dort jahrzehntelang inhaftierte Heß 1987 das Leben genommen hatte, wurde das Gebäude abgerissen. Heute steht hier ein „Kaufland“-Markt.

Die Polizei verweist auf eine früher angemeldete Anti-NS-Demonstration und hat den Neonazis für die Auftaktkundgebung die etwas entfernte Einmündung der Sotzmannstraße in die Schmidt-Knobelsdorf-Straße zugewiesen. Von dort geht die Route weiter über Seeburger Weg, Maulbeerallee, Magistratsweg zur Kreuzung Brunsbütteler Damm/Nennhauser Damm, wo die Rechten ihre Schlusskundgebung abhalten wollen. Jede Verherrlichung von Heß, einst Stellvertreter Hitlers in der NSDAP, hat die Polizei untersagt.

Ausweichdemonstration in Friedrichshain angemeldet

Der Ex-Chef der Berliner NPD, Sebastian Schmidtke, hat eine Ausweichdemonstration angemeldet, die um 14 Uhr am Platz der Vereinten Nationen in Friedrichshain starten soll. Dann soll es weitergehen über die Landsberger Allee zum Weißenseer Weg, in die Möllendorffstraße bis zur Frankfurter Allee und zum S-Bahnhof Lichtenberg. Der Bahnhof und seine Umgebung galten lange als von Neonazis dominierter Angstraum.

Sicherheitskreise sagen, man müsse sich auf mehrere Szenarien einstellen. Erstens: Die Neonazis demonstrieren in Spandau und werden von Gegendemonstranten bedrängt. Zweitens: Die Neonazis laufen im Ostteil der Stadt auf, wären allerdings weit weg vom symbolträchtigen Todesort von Heß in Spandau. Drittens: Die Neonazis teilen sich auf, ein Teil demonstriert in Spandau, der andere am Platz der Vereinten Nationen. Viertens: Die Neonazis versuchen Spontanaktionen woanders. Das wäre für Berlin nicht neu. Am 1. Mai 2010 liefen 250 Rechte über den Kurfürstendamm, da die Marschroute in Prenzlauer Berg von Gegendemonstranten blockiert war.

500 bis 1000 Neonazis erwartet

Unklar bleibt auch, wie viele Neonazis überhaupt kommen. Sicherheitskreise gehen von 500 bis 1000 aus. Die Szene in Berlin und Brandenburg mobilisiere weit weniger als die in Nordrhein-Westfalen, heißt es.

Die Zahl der Gegendemonstranten wird zumindest in Spandau deutlich größer sein. SPD, Grüne, Kirchen, Gewerkschaften und Initiativen rufen zu Aktionen auf. Auch die Antifa-Szene mobilisiert und bekommt vermutlich Zulauf aus anderen Bundesländern.

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