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Ufnaustraße Brand
© dpa

Moabiter Brandkatastrophe: Rauchfalle Treppenhaus

Vor zwei Jahren starben neun Menschen bei einem Feuer in der Ufnaustraße in Moabit. Die Feuerwehr hat aus der Brandkatastrophe gelernt - sie kümmert sich nun auch um Kommunikationsprobleme.

Es war die schwerste Brandkatastrophe in Berlin seit den vierziger Jahren – genau zwei Jahre ist es her, dass in dem Altbau in der Moabiter Ufnaustraße neun Menschen ums Leben gekommen sind. Ausgelöst wurde der Brand am Abend des 8. August 2005 durch die Zündelei eines Zwölfjährigen, der ebenfalls in dem Altbau mit der Hausnummer 8 wohnte. Die Opfer waren nicht verbrannt, sondern bei der Flucht durchs Treppenhaus erstickt. In dem Haus lebten vor allem arabische und aus dem Kosovo stammende Flüchtlingsfamilien. „Sprach- und Mentalitätsprobleme“ der Bewohner, wie es der damalige Feuerwehrchef Albrecht Broemme nannte, hätten den Einsatz der Feuerwehrmänner erschwert. Da viele Mieter die Lautsprecher-Anweisungen, in den Wohnungen zu bleiben, nicht verstanden hatten, endete die Flucht durch den völlig verqualmten Hausflur tödlich.

Nach der Katastrophe musste auch die Feuerwehr umdenken. „Wir haben daraus gelernt und viel in die Prävention investiert“, sagt Feuerwehrsprecher Sven Gerling. Die Merkblätter „Wie verhalte ich mich im Brandfall?“ wurden in deutsch, türkisch, englisch, russisch, serbokroatisch, polnisch und französisch verfasst. Sie stehen auf der Internetseite der Feuerwehr (www.berliner-feuerwehr.de) und liegen in den Feuerwachen aus. Weil sich die Brandbekämpfer bewusst sind, dass man mit diesem Angebot nur Interessierte erreicht, entwickelten sie mit der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung ein Comic. Die Botschaft der bunten Bilder lautet: Im Brandfall ist die Wohnung erst einmal der sicherste Ort. „Es ist multilingual, so dass es wirklich jeder versteht“, sagt Gerling. Der Comic, der ebenfalls auf der Internetseite zu finden ist, wurde an die großen Wohnungsbaugesellschaften geschickt mit der Bitte, ihn in den Treppenhäusern aufzuhängen. „Wir können aber nicht kontrollieren, ob das überall geschehen ist“, sagt Gerling.

Von einem ähnlich verheerenden Brand ist die Stadt bislang verschont geblieben. Im vergangenen Jahr hat die Feuerwehr insgesamt 8233 Einsätze registriert. Durchschnittlich musste sie 22 Feuer pro Tag löschen. Bei der Prävention setzt die Feuerwehr auch auf die Jüngsten: 400 Brandschutzerzieher besuchen Kitas und Schulen und klären über die Gefahren des Feuers auf. Da werden beispielsweise Legosteine entzündet, um zu demonstrieren, wie sich der dunkle, in größeren Mengen hoch giftige Rauch entwickelt.

Schließlich kommen die meisten Menschen nicht durch das Feuer, sondern durch die Brandgase zu Schaden. Erst gestern abend wieder wurden nach einem Brand in der Weddinger Sparrstraße zwei Menschen mit Verdacht auf Rauchgasvergiftung ins Krankenhaus gebracht. Die Feuerwehr fordert seit Jahren, dass Rauchmelder in jedem Haushalt zur Pflicht gemacht werden müssten. In sechs Bundesländern ist das bereits der Fall. „Rauchmelder kosten im Schnitt drei Euro und können Leben retten“, sagt Gerling. tabu

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