zum Hauptinhalt
Volle Blüte? Der Baum über dem Turm der Schöneberger Paul-Gerhardt-Kirche schafft frühlingshafte Stimmung. Doch die Protestanten verlieren weiter Mitglieder.
© dpa

Religionen in Berlin: Protestanten weiter vorn

Die evangelische Kirche verliert beständig Mitglieder - und ist trotzdem noch die bei weitem größte Religionsgemeinschaft der Hauptstadt. Überhaupt sprechen die Zahle nicht vom "heidnischen" Berlin: Atheisten sind deutlich in der Minderzahl.

Unter den religiösen Gemeinschaften in Berlin liegt die evangelische Kirche zahlenmäßig ganz vorn. Laut Landesamt für Statistik stellt sie zum Jahresende 2013 mit 614 355 Mitgliedern die größte Gruppe, die katholische Kirche folgt mit 326 197 Gläubigen. Zusammen sind die Christen noch stärker als jene, die an keinen Gott glauben: 763 530 Berliner sind laut Zensus 2011 religionslos. Rechnet man Juden und Muslime zu evangelischen und katholischen Christen hinzu, sieht man, dass 2011 – dem letzten Jahr, aus dem es für alle Gruppen vergleichbare Werte gibt – die Zahl der Mitglieder der monotheistischen Religionen jene der Religionslosen mit 1 282 193 um über 500 000 übersteigt.

Die Grafik zeigt: Im Westen verlieren, im Osten gewinnen die Kirchen.
Die Grafik zeigt: Im Westen verlieren, im Osten gewinnen die Kirchen.
© Malter; Tsp/Bartel

Zahlenmäßig klein, aber im Wachsen begriffen sind die Religionen, deren Anhänger an mehrere Götter glauben. Derzeit leben rund 200 Hindus in Berlin. Auch die Anhänger des afrobrasilianischen Kultes Candomblé (Näheres unter soglaubtberlin.de/der-candomble) glauben an viele Götter. Sie sind eine der jüngsten religiösen Gemeinschaften in der Hauptstadt: Erst seit 2007 haben sie einen Tempel in Kreuzberg.

764 304 Berliner glauben an übernatürliche Kräfte. Dazu gehören neben Buddhisten (774 Anhänger) und Sikh (300 Anhänger) auch jene Menschen, die sich aus unterschiedlichen religiösen und spirituellen Strömungen einen ganz eigenen Glauben zurechtgepuzzelt haben. Dass so ein privater Glaube im Trend liegt, bekommen auch die Kirchen zu spüren. So hat zum Beispiel die evangelische Kirche zwischen 1990 und 2011 rund 255 000 Mitglieder verloren. Die Exoten unter den Christen verzeichnen hingegen ein Wachstum: Als Anhänger der Orthodoxen und Freikirchen waren 2011 204 650 Berliner registriert. 1990 waren es nur 43 421.

Die Jüdische Gemeinde ist nach 1990 kurzzeitig von 6 853 Mitgliedern auf über 12 000 gewachsen, schrumpft aber sei Jahren. Im Jahr 2011 gehörten ihr noch 10 214 Menschen an.

Die Gemeinschaft der Muslime zählte im Jahr 2011 249 000 Mitglieder, im Jahr 1990 waren es nur 132 055. Ihr Wachstum ist in den letzten Jahren jedoch abgeflacht. Dazu kommen dem statistischen Bundesamt zufolge noch etwa 2000 Aleviten. Laut einer Studie über das muslimische Leben in Berlin aus dem Jahr 2006 bilden die größte muslimische Gruppe die Sunniten.

Darin spiegelt sich auch der Schwerpunkt der Einwanderung aus der Türkei wieder, wo Sunniten, anders als etwa im schiitisch geprägten Iran, in der Mehrzahl sind. EJS

Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Journalistenschule Berlin. Weitere Beiträge zum Thema "So glaubt Berlin" finden Sie auf soglaubtberlin.de.

Zur Startseite