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Schüler-Demo gegen Hundekot: Protest im Pipi-Kacka-Land

In Neukölln haben am Donnerstag Schüler, Lehrer, Erzieher und Eltern bereits zum 9. Mal unter dem Motto „Attacke gegen Hundekacke“ demonstriert. Die Aktion gibt es bereits seit 18 Jahren.

Sie sind schon von weitem sichtbar: Die Spuren, die die Kinder der Peter-Petersen-Schule in Neukölln in ihrem Kampf gegen die Verschmutzung ihres Kiezes hinterlassen haben. Knapp 4000 Hundehaufen haben sie in der vergangenen Woche gezählt und mit bunter Farbe angesprayt. Am Donnerstag haben sie bereits zum 9. Mal unter dem Motto „Attacke gegen Hundekacke“ demonstriert. Als die damalige Schulleiterin Ruth Weber das Projekt vor 18 Jahren angestoßen hat, habe es im Körnerkiez noch viel schlimmer ausgesehen, erzählt sie. Der Slogan, von ihrem Mitbewohner erfunden, trifft die Aktion gut. Die Kinder attackieren die Hundehaufen nicht nur mit Spraydosen, sondern auch mit Worten.

Emre Celik ist einer der drei Schulsprecher. „Es ist blöd, wenn überall Kacke liegt, wo wir rumlaufen“, sagt der Elfjährige. Auch die beiden anderen Schulsprecher, Ali Emre Halici und Abdallah El-Rabah, sind genervt. „Die Anwohner sollen sich engagieren“, fordert Ali. Es störe ihn, wenn die Leute ihren kaputten Fernseher einfach vor der Haustür entsorgen würden. Immerhin, sagt Abdallah, hätten sie schon viel Lob für ihr Engagement bekommen.

Wenn die knapp 300 Schüler gemeinsam mit Lehrern, Erziehern und Eltern durch den Körnerkiez laufen, ziehen sie die Aufmerksamkeit der Anwohner auf sich. Viele beobachten vom Balkon aus die Demonstration oder bleiben auf dem Gehweg stehen. Verständnis haben aber nicht alle: „Für einen sauberen Kiez demonstrieren? Unnötig“, findet ein Anwohner und betrachtet verständnislos den Zettel, den ihm ein Junge in die Hand gedrückt hat. Alle Plakate und Flyer haben die Kinder selbst gestaltet. „Kackhaufen – Wo soll man denn noch laufen?“, steht darauf, oder schlicht „Igitt“ vor dem Foto eines Hundehaufens. Dass eine Verbesserung notwendig ist, findet auch Neuköllns Bildungsstadtrat Jan-Christopher Rämer (SPD). Schon seit vielen Jahren laufe er bei den Demonstrationen mit, sagt er. Und auf dem Weg zum Treffpunkt sei er „gleich mal in einen Hundehaufen getreten“.

Rämer unterstützt die Demo auch, „weil die Kinder so lernen, für etwas einzustehen, das ihnen wichtig ist.“ Ähnlich sieht es die stellvertretende Schulleiterin Beate Nitsche: „Die Kinder sollen lernen, sich für ihren Kiez verantwortlich zu fühlen.“ Die Schule kooperiert auch mit dem Quartiersmanagement. Verantwortliche Astrid Tag freut sich: „Aus der Schulaktion ist eine Kiezaktion geworden.“ Früchte hat das Engagement bereits getragen: Seit 18 Jahren findet die Aktion alle zwei Jahre statt – in dieser Zeit haben sich die gezählten Hundehaufen um die Hälfte reduziert. Sauber geht dennoch anders: Die Schüler ziehen vorbei an aussortierten Matratzen, einem Einkaufswagen, ausrangierten Sofas und Brettern. „Ich hoffe“, sagt die zwölfjährige Merle Gröbe, „dass sich diesmal endlich wirklich was ändert.“

Sophie Aschenbrenner

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