Ostermärsche: Protest gegen Krieg und Rüstungsexporte
Viele tausend Menschen haben am Samstag bei den traditionellen Ostermärschen für Frieden demonstriert. In Berlin waren es rund 1500. Angesichts vieler aktueller Konflikte hatten sich die Friedensgruppen mehr Teilnehmer erhofft.
"Die Waffen nieder!" Mit diesem Slogan der Pazifistin und ersten Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner sind am Sonnabend beim Berliner Ostermarsch rund 1500 Menschen auf die Straße gegangen. Die traditionelle Friedensdemonstration begann um die Mittagszeit am Bahnhof Friedrichstraße und führte durch Mitte bis zum Lustgarten am Berliner Dom. Auf Plakaten und Transparenten protestierten die Teilnehmer "gegen Krieg und Atomwaffen", Rüstungsexporte und den Gewaltausbruch in der Ost-Ukraine. Auch die Brutalität des Islamischen Staates (IS) prangerten Friedensdemonstranten an.
Bundesweit gab es bis zu 80 Mahnwachen und Umzüge
Auf einer Abschlusskundgebung im Lustgarten betonten Redner, Bertha von Suttners letzte Worte vor ihrem Tod 1914 "Die Waffen nieder! Sag's vielen" seien heute noch genau so aktuell wie damals. In den Ansprachen wurde vor allem ein friedlicher Dialog mit Russland in der Ukraine-Krise gefordert. Die Wiederbelebung alter Feindbilder gefährde den Frieden in Europa, hieß es. Das Vorgehen von Nato und USA in der Ukraine sei "eine Provokation gegenüber Russland", sagten Sprecher. Russland würde polititisch eingekreist
Bundesweit demonstrierten an diesem Osterwochenende viele tausend Menschen bei rund 80 Mahnwachen, Demonstrationen und Märschen gegen Krieg, Gewalt und Waffenhandel sowie für diplomatische Lösungen internationaler Konflikte. Dennoch zeigten sich Mitglieder der Friedensgruppen enttäuscht. Angesichts der vielen aktuellen Konflikte und Kriege in der Welt, die in Nordafrika und der Ukraine sogar vor der eigenen Haustür toben, hatten sie eine neue größere Massenbewegung erhofft.
Beim Ostermarsch am Samstag in Leipzig versammelten sich beispielsweise unter dem Motto "Bekennt euch zum Frieden!" nur bis zu 200 Menschen. Zu Beginn wurde im Sinne der DDR-Friedensbewegung und der biblischen Worte des Propheten Mischa ein Schwert zu einer Sichel umgeschmiedet. Der bundesweit größte Ostermarsch führt mit mehreren Etappen durch Städte des Ruhrgebietes bis nach Dortmund. Dort soll am Ostermontag auch der Atombombenabwürfe am Ende des Zweiten Weltkrieges in Hiroshima und Nagasaki gedacht werden.
Der erste deutsche Ostermarsch war 1960 in Hamburg
Die Ostermarsch-Bewegung entstand Ende der 50er Jahre in Großbritannien. Die ersten deutschen Ostermarschierer liefen im Jahre 1960 von Hamburg zum Truppenübungsplatz Bergen-Hohne. Den größten Zulauf hatte die Friedensbewegung zwischen 1968 und 1983: Damals demonstrierten in Westdeutschland hunderttausende Menschen gegen den Vietnam-Krieg, den Rüstungswettlauf, den Nato-Doppelbeschluss für neue Mittelstreckenraketen und die Neutronenbombe sowie für atomare Abrüstung.
Die neue Magazin-Beilage "CAUSA" im heutigen Tagesspiegel beschäftigt sich ausführlich mit der Idee der Ostermärsche.