25 Jahre "Menschen helfen": Praktische Hilfe, die Berlin prägt
Von Mensch zu Mensch: Die Tagesspiegel-Spendenaktion feierte am Freitag ihr 25-jähriges Jubiläum – mit prominenten Gästen und neuen Ideen.
In eleganten, anmutigen Bewegungen gleitet Sophie Julie über die Bühne, jede Bewegung abgestimmt auf die spanischen Gitarrenklänge von Roger Tristao Adao. Eine Mischung aus Ballett und zeitgenössischem Tanz mit spanischen Elementen. Besondere Kultur am Freitag im Salon des „Tagesspiegel“. Die beiden bilden das Duo „Gitadanse“, und Adao ist extra aus Halle angereist.
Ein besonderer Auftritt zu einem besonderen Anlass. Ein Jubiläum wird gefeiert: Seit 25 Jahren gibt es die Tagesspiegel-Spendenaktion „Menschen helfen!“, zum 25. Mal werden Spendergelder der Tagesspiegel-Leser an soziale Projekte verteilt. In diesem Jahr fließen 360.000 Euro an 57 Initiativen, Vereine oder Wohlfahrtsverbände. In 25 Jahren sind damit rund acht Millionen Euro ausgeschüttet worden. Begonnen hatte alles mit dem ersten Kältebus für die Stadtmission, längst werden nicht allein Projekte in Berlin, sondern auch der Deutschen Welthungerhilfe im Ausland unterstützt.
Am Freitag sitzen sie im „Salon“, die Vertreter der ausgewählten Projekte. Ehrenamtler, die ihre Spenden und viel Lob für ihr Engagement erhalten. Annette Kögel und Stefanie Dujardin-Sommer, im Tagesspiegel-Spendenverein federführend, moderieren die Veranstaltung. Vereinsmitglied ist auch die Tänzerin mit dem Künstlernamen Sophie Julie, bürgerlich Sophie Furchtbar. Sie bilanziert unter anderem die Verwendung der Spenden.
Ulrike Teschke, Mitglied der Tagesspiegel-Geschäftsführung und auch im Verein, ist den Lesern des Tagesspiegel „sehr dankbar“ für deren Bereitschaft, zu spenden. „Diese Spendenaktion ist bundesweit einmalig, darauf können wir sehr stolz sein.“ Für Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke) „ist diese Aktion längst ein Teil von Berlin geworden“.
Dem Tagesspiegel sei soziales Engagement schon immer ein Bedürfnis gewesen. „Die praktische Hilfe, die hier geleistet wird, prägt diese Stadt.“ Und diese Hilfe sei nötiger als früher. „Wenn man einen Blick auf die Straße wirft: Es geht immer schlimmer. Die Armut hat zugenommen.“ Viele Menschen kämen nach Berlin, weil sie für sich und ihre Familien ein besseres Leben suchten. „Allerdings landen viele von ihnen auf der Straße. Diese Menschen benötigen unsere Hilfe.“
Die Unterstützung von Obdachlosen-Projekten ist im Jubiläumsjahr ein Schwerpunkt. Lorenz Maroldt, einer der beiden Chefredakteure des Tagesspiegel und einer der beiden Vereinsvorsitzenden, betont, dass im Verlauf der Jahre in die Arbeit des Spendenvereins „Vertrauen aufgebaut wurde“. Vielfältige Hilfe sei nötig. „Man hat ein bisschen den Eindruck, dass die Stadt auseinandergeht.“
Viele Menschen lebten sehr gut, es gebe aber eine große Zahl von Betroffenen, „denen es nicht gut geht“. Die große Chance von Berlin sei, sich „zu einer Stadt der Mitmenschlichkeit“ zu entwickeln. Dazu sei ehrenamtliches Engagement sehr nötig.
Sawsan Chebli, Staatssekretärin für Bürgerschaftliches Engagement, stellt zufrieden fest, „dass sich immer mehr Migranten und Geflüchtete engagieren“. Die Geflüchteten „sollen weg von der Opferrolle“. Man müsse sie motivieren, ihren Beitrag für diese Gesellschaft zu leisten.
Bärbel Dieckmann, Präsidentin der Welthungerhilfe, blickt oft in den emotionalen Abgrund. „Was man in manchen Ländern erleben kann, ist unvorstellbar anders als das Leben in Deutschland“, sagt die frühere Oberbürgermeisterin von Bonn. Die Welthungerhilfe, die auch in diesem Jahr Geld erhält, ist langjähriger Partner des Tagesspiegel bei Katastrophenhilfe-Projekten.
In 17 Jahren hat sie mehr als eine Million Euro erhalten. Barbara John, Vorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Berlin, möchte gerne, dass die Ehrenamtskarte, mit der man Vergünstigungen erhält, auch eine gewisse Anzahl von BVG-Fahrten enthält.
Am Ende: Auftritt Ulrich Neugebauer. Er fuhr den ersten Kältebus, finanziert mit Spendengeldern. Beim ersten Einsatz traf er eine Frau, die ihm hilfsbedürftig erschien, es aber nicht war. Er bot Hilfe an und „erhielt eine Ohrfeige“. Abgeschreckt hat ihn das nicht, er ist noch immer bei der Stadtmission.