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Johnny Depp bei der "Mortdecai"-Premiere im Zoo-Palast
© Bensch/Reuters

Filmpremiere der Gaunerkomödie "Mortdecai": Popo-Poet Johnny Depp in Berlin

Johnny Depp spielt mal wieder einen Exzentriker und feiert im Zoo-Palast die Premiere von "Mortdecai". Eine leicht verliebte Begegnung am Brandenburger Tor.

Oh Johnny. Ich könnte dich jetzt fragen, wie die Zusammenarbeit mit Gwyneth Paltrow war. Oder mit Ewan McGregor. Aber alles was ich gerade von dir wissen will, ist: Warum trägst du ein Sweatshirt unter deinem Hemd? Das Rätsel, weshalb du auf Fotos oft so klein und rund aussiehst, hat sich mir eben gelüftet, denn der Pulliärmel guckt unter dem Hemd hervor, über dem du auch noch eine Weste anhast. Ist das nicht warm?

Schwer sehen die vielen Lagen Klamotten auch aus – ich hege sogar den Verdacht, dass du zwei Hosen trägst. Unter dem riesigen ausgewaschenen Halstuch, das du dir um den Hals geschlungen hast, sehe ich die vielen Ketten, wie man sie aus den vergangenen Jahren schon von deinen Auftritten kennt.

Gerade geht es um die Garderobe des Charakters, den du jüngst erschaffen hast: Charlie Mortdecai. „Der Teilzeitgauner“, wie er im deutschen Untertitel auch genannt wird. Die Weltpremiere feiert ihr in Berlin. Deshalb bist du ja hier, zur Pressekonferenz im Adlon am Brandenburger Tor. Dein Regisseur David Koepp sagt, bis zum ersten Drehtag habe er keine Ahnung gehabt, wie du den durchtriebenen Kunsthändler spielen wirst. Und dann hättest du Mortdecai nicht gespielt, du hättest ihn „freigelassen“, regelrecht entfesselt, diesen lustigen britischen Schnösel.

Oh Johnny, du überirdisch schöner Mann, du

Mortdecai ist, wie du es ja so zu lieben scheinst, mal wieder ein Exzentriker. Und du zeigst dich uneitel in der Rolle. Hatte dein Pirat Jack Sparrow trotz aller Kauzigkeit noch eine gewisse Attraktivität, so ruft Mortdecai – oder besser: sein Schnauzbart – in seiner bezaubernden, makellosen Gattin nur noch einen Brechreiz hervor. Und er ist dabei wegen seines sensiblen Gemüts selbst jedes Mal kurz vorm Spucken. Beim Kostümdesign, erzählt ihr, hättet ihr in Sachen Exzentrik penibel darauf geachtet, es nicht zu übertreiben. Privat scheinst du diese Linie nicht zu ziehen.

Oh Johnny, du überirdisch schöner Mann, du. Dich kann nichts entstellen. Auch nicht der besagte blonde Schnauzer, in den du als Charlie Mortdecai so vernarrt bist und den du im Film mit großem Stolz trägst. Und dann die unvermeidbare Frage nach deinen Deutschkenntnissen. Du beeindruckst dein Publikum mit drei Worten: „Mein Popo juckt.“

Oh Johnny. Aus deinem Mund ist alles Poesie. Wenn ich jetzt auch mal lyrisch werden darf: Wenn du lachst, dann geht die Sonne auf. Und das tut sie oft, denn ihr seid eine lustige Truppe, du und deine Hollywood-Kumpels Paul Bettany, der deinen Sidekick spielt, und David Koepp, dein Regisseur. Am Set hattet ihr offenbar viel Spaß. „Manchmal ist es geradezu lächerlich, dass wir damit so viel Geld verdienen“, sagt David Koepp. Er erinnert sich daran, wie „drei erwachsene Menschen“ – er meint damit auch dich, Johnny, und Gwyneth Paltrow, Stunden damit verbringen, an einer Szene zu feilen, in der ihr gegenseitig Brechreize ineinander hervorruft. Und an allem ist nur der Bart schuld.

Von diesem wichtigen Darsteller des Films, dem Bart, habe es gut 20 Exemplare gegeben, sagt Koepp. Eines davon habe er sich in seinem Büro an die Wand gehängt. „Daran klebte noch ein Stück Lippe von dir“, sagt er in deine Richtung, Johnny. Jetzt beschäftigt mich die Frage: Gibt es noch mehr davon?

„Was, wenn ich mich selbst spielen würde?“

Du beantwortest eine weitere Wortmeldung mit einer freien Assoziationskette und erinnerst an den Boxer Jack Johnson, der sich die Tatsache, dass die Frauen so auf ihn fliegen, so erklärt habe: „Ich esse rohen Aal und denke tiefe Gedanken.“ Gerade noch hast du dir den Papp-Schnauzer am Stiel, der neben deinem Wasserglas lag, über deine Brille gehalten, als hättest du zusammengewachsene Augenbrauen. All das, Johnny, steht dir ausnehmend gut.

Nach künftigen Rollen gefragt, kommst du auf diese Idee: „Was, wenn ich mich selbst spielen würde?“ Dann aber gerätst du ein bisschen ins Grübeln und sagst: „Aber was, wenn ich das richtig schlecht machen würde?“ Tiefe Gedanken. Oh Johnny. Ich weiß nicht, wie es die anderen sehen, aber mir würde das sicher sehr gut gefallen.

"Mortdecai" startet am 22. Januar.

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