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Innensenator Henkel und Abschnittsleiter Frederking neben dem Kontaktmobil auf dem Alexanderplatz
© dapd

Kriminalität: Polizeiwache auch nachts am Alexanderplatz

Ein Kontaktmobil soll für mehr Sicherheit am Alexanderplatz sorgen, auch nachts und am Wochenende. Doch lange wird die zusätzliche Wache wohl nicht dort bleiben können.

Die Polizei wird ab sofort am Wochenende auch nachts auf dem Alexanderplatz dauerhaft präsent sein. Dies sagten Innensenator Frank Henkel (CDU) und der zuständige Polizeidirektor Frank Frederking am Freitag auf dem Alex – 50 Meter entfernt von der Stelle, an der Mitte Oktober Jonny K. totgeprügelt worden ist.

Täglich von 13 bis 20 Uhr und in den Nächten zu Sonnabend und zu Sonntag auch von 20 Uhr bis 6 Uhr früh werden Polizisten in einem „Kontaktmobil“ dort stationiert. Sie steuern abwechselnd vier Plätze an – an Durchgängen, wo das Auto aus mehreren Richtungen zu sehen ist. Wenn das Wetter nicht zu schlecht ist, sollen die Beamten den Wagen verlassen.

Schon kurz nach dem Tod von Jonny K. hatte Henkel mehr Präsenz auf dem Alexanderplatz gefordert: „Viele Menschen sind nach dem entsetzlichen Gewaltverbrechen verunsichert.“ Auf die Frage, wie lange das Polizeiauto nun am Alex stehen werde, überlegt der Senator eine ganze Weile, bis ihm die salomonische Antwort einfällt: „Eine ganze Weile.“ Denn wegen der Personalnot der Polizei reißt das Kontaktmobil an anderer Stelle Lücken, das wissen der Senator und sein Polizeidirektor. „Wir leisten uns das…“, sagt Frederking – und führt den Satz nach einer kurzen Pause weiter: „... gerne.“

Schon zwischen 1997 bis 2003 hatte es am Alex eine mobile Wache gegeben, damals waren Hütchenspieler der Hauptanlass. An Bord des Autos sind Ratgeber zum Thema Einbruchsschutz, Taschendiebstahl und Gewaltprävention. Ansonsten ist es ein normaler Streifenwagen. Beantwortet werden alle Fragen der Bürger, verspricht die Polizei. Die Beamten sollen sich die Fragen notieren, über die auch das Präsidium informiert wird.

Niemand weiß, ob eine mobile Wache eine Gewalttat verhindern kann. Sie soll „Präsenz“ zeigen, sagt der Innensenator, er spricht nicht einmal von einer Wache, sondern einer „mobilen Anlaufstelle“. Allerdings wurde am vergangenen Wochenende ziemlich genau an der Stelle der improvisierten Pressekonferenz erneut ein junger Mann von einer Gruppe angegriffen und leicht verletzt.

Diese Attacke hätte es möglicherweise nicht gegeben, wenn Polizisten in Sicht gewesen wären. Allerdings ist der Alexanderplatz – mit dem namenlosen Areal um den Fernsehturm – nicht nur sehr groß, sondern auch sehr unübersichtlich.

Deshalb soll es zudem zusätzliche Fußstreifen und auch Beamte in Zivil geben, um die Sicherheit rund um den Bahnhof zu erhöhen. Skeptisch zeigte sich Henkel, ob ein totales Waffenverbot wie in Hamburg den Alexanderplatz sicherer machen kann. Die Hansestadt hatte als erstes Bundesland vor fünf Jahren bereits in Kiezen mit vielen Gewaltvorfällen wie der Reeperbahn und am Hauptbahnhof sämtliche Waffen verboten. Dies gilt für ein Schweizer Taschenmesser ebenso wie für Knüppel oder Quarzsandhandschuhe.

Die Strafen bei Missachtung sind drakonisch. Beim Erstverstoß („Führen eines gefährlichen Gegenstandes“) sind 150 Euro fällig, je nach Schwere und Häufigkeit der Missachtung sind Bußgelder bis zu 10 000 Euro möglich. 50 Straßenschilder weisen auf das Gebiet hin.

„Wir können darüber diskutieren“, sagte Innensenator Henkel am Freitag. Vermutlich aber reiche das Berliner Waffengesetz aus, das das Tragen von feststehenden Messern, Schlagstöcken und Schlagringen verbietet. Die Frage sei, wer ein totales Waffenverbot nach Hamburger Vorbild kontrollieren solle.

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