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In der Tat: Berlin-Friedrichshain gilt inzwischen als beliebte Wohngegend für junge Familien.
© dapd
Update

Räumung der Liebigstraße 14: Polizeibilanz: 61 Polizisten verletzt

Ein massives Polizeiaufgebot hat am späten Mittwochabend größere Ausschreitungen nach der Liebig-14-Räumung in Friedrichshain verhindert. Inzwischen stehen die Zahlen der Verletzten und Festgenommenen fest.

Bei den Krawallen um die Zwangsräumung eines besetzten Hauses im Berliner Szene-Stadtteil Friedrichshain sind 61 Polizisten verletzt worden. Es gab 82 Festnahmen, von denen 22 dem Haftrichter vorgeführt werden. Diese Bilanz zog Berlins Polizeipräsident Dieter Glietsch am Donnerstag.

Die Ausschreitungen hatten sich in Berlin bis in die frühen Morgenstunden hingezogen. Gruppen von Autonomen zogen randalierend durch mehrere Stadtteile und schlugen Schaufensterscheiben ein oder zerstörten Bushaltestellen und Reklametafeln. Im Vergleich zu früheren Räumungen und zum 1. Mai gab es aber deutlich kleinere Krawalle im Kiez südlich der Frankfurter Allee. Die Besetzerszene war dennoch zu Vergeltungsaktionen für die Räumung des linken Wohnprojekts Liebig 14 entschlossen. An der Ecke Revaler/Warschauer Straße rissen Randalierer gegen 21 Uhr Steine aus dem Gleisbett der Straßenbahn und attackierten eine Bankfiliale. 300 Vermummte hatten sich zwischenzeitlich in Richtung Ostbahnhof in Bewegung gesetzt, verfolgt von der Polizei. Dort attackierten sie eine Kaufhausfiliale. Auch im Bereich der O2-World an der Oberbaumbrücke kam es nach Polizeiangaben zu Sachbeschädigungen. Gegen 21 Uhr wurde ein Bus der Linie 142 mit Flaschen und Pflastersteinen angegriffen.

Im ganzen Karree zwischen Warschauer Straße und Karl-Marx-Allee/Frankfurter Allee marodierten eine Zeitlang Vermummte und warfen Steine oder das Material umliegender Baustellen auf die Straßen. Ihr Ziel schien zwischenzeitlich die Liebigstraße selbst zu sein, die allerdings von einem massiven Polizeikordon mit Mannschaftswagen und Hunden abgeriegelt war.

Die Polizei war bis in die Nacht im Kiez massiv präsent und zerstreute die Randalierer in kleine Gruppen und versuchte damit, größere Gewaltausbrüche zu verhindern. 2500 Polizisten waren im Einsatz. Wasserwerfer standen bis in die Nacht bereit, ein Hubschrauber, den die Polizei aus Sorge, die Piloten könnten mit so genannten Laserpointern attackiert werden, zunächst nicht im Einsatz hatte, kreiste über dem Kiez. Die gesamte Frankfurter Allee war voller blinkender Polizeiwagen und für den Verkehr ansonsten gesperrt.

Seit 19 Uhr hatten sich mehr und mehr Angehörige der linken und autonomen Szene am Boxhagener Platz versammelt, anfangs rund 500, gegen 20 Uhr waren es aber schon 1500 bis 2000 Protestler, darunter viele schwarz Gekleidete und Vermummte. Ein Viertel davon stufte die Polizei als gewaltbereit ein. Sprecher der Demonstranten und die Polizei einigten sich anfangs offenbar auf eine Marschroute in Richtung Revaler- und Warschauer Straße und dann weiter zum S-Bahnhof Frankfurter Allee. Strikt untersagt war jede Annäherung an die Liebigstraße mit dem geräumten Haus. Vorneweg marschierte der Schwarze Block.

Doch schon nach etwa 20 Minuten und einigen hundert Metern Wegstrecke detonierten in Höhe Kopernikusstraße zahlreiche Böller. Dabei wurden nach Polizeiangaben eine noch nicht genau bezifferte Zahl von Polizisten durch Knalltraumata verletzt. Es gab viele Festnahmen. Die Aggressivität wirkte fortan so aufgestaut sonst wie bei 1.-Mai-Randalen, die Situation drohte in einen Gewaltausbruch umzukippen. Zum Fortgang der Demonstration entstand dann eine unübersichtliche Situation. Erst hieß es, die Polizei habe sich zur Kehrtwende entschlossen. Über Lautsprecher wurde verkündet, die Demonstration sei nun abgesagt. An der Warschauer Straße waren unterdessen bereits Wasserwerfer aufgefahren.

Einen Durchbruch der Menge zur Liebigstraße hat die Polizei damit wohl endgültig verhindert.

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