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Ein Polizist mit Schülerlotsen - häufig ersetzen Polizisten diese mittlerweile
© picture alliance / ZB

Vor Berliner Grundschulen: Polizei zieht Autofahrer aus Verkehr - die Rücksichtsvollen

Die Berliner Polizei hat vor Schulen für rücksichtsvolles Fahren geworben. Abbremsende Autofahrer wurden belohnt - mit Kinderzeichnungen.

Wenn die Polizei einen Autofahrer ranwinkt, dann meistens nicht, um ihn zu loben, und so wussten Autofahrer vor drei Berliner Grundschulen am Mittwochmorgen kurz vor Schulbeginn auch erst nicht, wie ihnen geschah. Einer nach dem anderen waren sie angehalten worden, bekamen dann aber Bilder überreicht, gemalt von Grundschülern – als Dankeschön dafür, dass sie vorschriftsmäßig gefahren sind. „Die meisten Autofahrer waren total happy, keiner reagierte gestresst“, schildert Jörn Iffländer vom Social-Media-Team der Berliner Polizei.

Er war bei dem Einsatz vor der Lisa-Tetzner-Grundschule am Hasenhegerweg in Buckow dabei und fütterte den Twitterkanal der Polizei mit Text und Bildern von der Aktion, die auch noch an zwei Orten in Kreuzberg stattfand: vor der Adolf-Glaßbrenner-Grundschule an der Hagelberger Straße und der Fanny- Hensel-Grundschule an der Schöneberger Straße. Nun könnte man einwenden, es sei allerhand, dass jetzt schon Selbstverständliches belohnt werde, etwa das Fahren nach der Straßenverkehrsordnung. Allerdings scheinen einige Autofahrer dies nicht mehr für selbstverständlich zu halten, auch nicht vor Schulen. Das empörte nicht nur Eltern und Lehrer.

Mal die Guten Belohnen statt die Bösen bestrafen

Seit ein Autofahrer kurz vor Weihnachten die Schülerlotsen an der Schöneberger Werbellinsee-Grundschule einfach ignorierte, weiterfuhr und die Schule daraufhin ihr Lotsenprojekt aus Sicherheitsgründen beendete, ist eine Debatte in Gang gekommen. Mehrere weitere Schulen zogen ihre Lotsen ab, es gab massive Kritik am gefährlichen Verhalten aggressiver Autofahrer morgens vor Schulen im ganzen Stadtgebiet, gepaart mit der Erkenntnis, dass Gefährder und Kritiker Mitglieder derselben Gruppe sind – nämlich Eltern.

„Wir haben mal nicht die gestoppt, die zu schnell waren, sondern wollten die Sache aus einer anderen Richtung angehen“, sagt Iffländer. An der Tetzner- Schule wurden 25 Autofahrer belohnt, insgesamt wurden 56 Gemälde der Kinder an Autofahrer vergeben. Nur mit zwei Autofahrern mussten die Beamten ein ernstes Wort sprechen, hieß es aus der Polizeipressestelle. Einer der Polizisten vor Ort war als Junge selbst Schülerlotse. Ob sein Posten auch so gefährlich war, wie es manche Schülerlotsen heute erleben, blieb unklar – er war leider nicht erreichbar.

Wenn gar nichts hilft: bauliche Veränderungen

Die Polizei sichert auch Schulwege und schützt Schülerlotsen. „Es muss gewährleistet sein, dass die Kinder sicher zur Schule kommen“, sagte Thorsten Metter, Sprecher der Bildungsverwaltung. „Man muss an der einzelnen Schule klären, welche Maßnahmen dort die richtigen sind.“ Das geschehe auch, oft in enger Abstimmung mit der Polizei. Wenn gar nichts helfe, müsste baulich etwas verändert werden. Dafür ist dann Verkehrssenatorin Regine Günther (parteilos) zuständig. „Wenn es sich als sinnvoll und notwendig erweist, werden wir zum Beispiel den Einbau von Mittelinseln prüfen“, teilte sie mit. Ihr Sprecher Matthias Tang sagte, Bezirke und Schulen könnten vor Ort auch darüber entscheiden, ob Straßensperrungen nötig seien.

Am besten seien Fußgängerüberwege

Das ist allerdings nicht leicht. Schon einen einfachen Fußgängerüberweg vor einer Schule genehmigt zu kriegen, scheitere oft am Senat, berichtet der Kreuzberger Schulstadtrat Andy Hehmke (SPD), dabei wären mehr Fußgängerüberwege aus seiner Sicht hilfreich, Straßensperrungen dagegen nur im Einzelfall.

Im Fall des rabiaten Autofahrers vor der Werbellinsee-Grundschule läuft jedenfalls schon ein Ermittlungsverfahren.

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