Corona-Proteste in Berlin: Polizei nimmt Vegan-Koch Attila Hildmann fest
Berlin war am Samstag Schauplatz für viele unterschiedliche Demonstrationen. Während die meisten friedlich verliefen, kam es auch zu Festnahmen.
Verteilt über diverse Orte haben in Berlin Menschen am Samstag wieder gegen die coronabedingten Beschränkungen demonstriert. Es gab auch erneut Gegenprotest sowie eine Kundgebung gegen Rechts und einen Aktionstag von Radfahrern.
Die Polizei ist am Sonnabend in Berlin mit rund 1100 Kräften im Einsatz gewesen, um Demonstrationen zu begleiten. Fast 40 Versammlungen seien angemeldet worden, die Polizei hatte sich auf zahlreiche Proteste gegen die Corona-Einschränkungen sowie auf Gegendemonstrationen eingestellt.
Eine Versammlung um den Fernsehkoch Attila Hildmann sorgte für seine vorübergehende Festnahme. Ihm würden Verstöße gegen das Versammlungs- und das Infektionsschutzgesetz vorgeworfen, sagte eine Polizeisprecherin. Eine Strafanzeige werde gefertigt.
Der für seine veganen Rezepte bekannte Koch, der auf dem Weg zu einer Kundgebung am Kanzleramt war, war zuletzt mit der Verbreitung von Verschwörungstheorien in der Corona-Krise aufgefallen.
Nach Polizeiangaben hatte sich am Lustgarten in Berlin-Mitte rund 100 Menschen um Hildmann versammelt. Es sei der Eindruck entstanden, er wolle mit diesen losgehen - es sei aber nicht gestattet, einen Aufzug durchzuführen.
Die Polizei habe ihn darauf hingewiesen und Maßnahmen angekündigt, die dann auch umgesetzt worden seien, so die Sprecherin. Hildmann sei aber wieder entlassen worden - und Einsatzkräfte hätten ihn dann zu dem Ort geleitet, an dem er eine Kundgebung abhielt.
Auf dieser Versammlung neben dem Kanzleramt sagte Hildmann zu dem Geschehen um seine Festnahme, er sei erkannt worden und es habe sich ein Tross von Menschen um ihn gebildet. Er habe in einem „friedlichen Protest“ zum Bundeskanzleramt spazieren wollen.
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Die Beamten hätten aber die Wege abgeriegelt, so dass er gar nicht dorthin habe kommen können. Als er nach der Rechtsgrundlage gefragt habe, „da hat man mich gewaltsam festgenommen, auf den Boden gedrückt, mich getreten (...)“. Er habe Wunden und blaue Flecken. Die Polizei äußerte sich dazu nicht.
Nach Aufnahme seiner Personalien wurde er später wieder entlassen und konnte am frühen Abend an einer Kundgebung vor dem Kanzleramt teilnehmen.
Vor der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz demonstrierten am Mittag mehrere Dutzend Menschen gegen Rechts. Vom Theatergebäude hingen Transparente mit der Aufschrift „Kein Platz für Antisemitismus“ und „Kein Platz für Verschwörungsideologien“.
Für den Platz hatte es Anmeldungen unter anderem vom Deutschen Gewerkschaftsbund und von Anwohnerinitiativen gegen Verschwörungstheorien und für Solidarität in der Coronakrise gegeben.
Für 13.00 Uhr war für Samstag auf dem Alexanderplatz eine Demonstration „Gegen Impfzwang“ angemeldet worden. Um die Uhrzeit hielten sich nach Beobachtungen eines dpa-Reporters dort aber noch keine als solche erkennbaren Teilnehmer auf. Überall auf dem Platz waren Sperrgitter aufgestellt.
Auf Twitter kursierten Fotos von Menschen mit Fahnen oder Accessoires in Schwarz-Weiß-Rot in der Nähe des Bundestags, vor dem Reichstagsgebäude verteilte die rechtsextreme Vereinigung „Der Dritte Weg“ Flyer.
Vor dem Brandenburger Tor versammelte sich die AfD-Abgeordnete Beatrix von Storch mit Parteikollegen, um – ihrem Twitter-Account zufolge – „den Tag des Grundgesetzes zu feiern“. Eine Demonstration von Reichsbürgern am Großen Stern unter dem Motto „Heimat und Weltfrieden“ am Mittag war nach Angaben der Polizei vom Veranstalter beendet worden. Erlaubt waren nur 50 Teilnehmer, es seien aber etwa 100 Menschen gewesen.
Nach Beendigung der Reichsbürger-Versammlung am Großen Stern nahm die Polizei rund 60 Personen fest. Viele hatten gegen das Infektionsschutzgesetz verstoßen, einige hatten jedoch auch Polizisten beleidigt. Bei körperlichen Angriffen wurden zwei Polizisten leicht verletzt, konnten ihren Dienst aber fortsetzen, erklärte ein Sprecher.
Einige Veranstaltungen vorzeitig beendet
Auch die Versammlung vor dem Reichstagsgebäude wurde gegen 17 Uhr vorzeitig vom Veranstalter beendet. Auch dort waren weniger als 50 Personen gekommen. Ebenso eine geplante Menschenkette vor dem Marx-Engels-Forum war vorzeitig beendet worden.
Von einigen Demonstranten wurden die Personalien aufgenommen, unter anderem wegen Beleidigung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte sowie Verstöße gegen das Infektionsschutzgesetz.
Spontandemo mit circa 250 Menschen
Ungefähr 250 Personen versammelten sich spontan am Nachmittag auf Unter den Linden. Demonstranten einer vergangenen Versammlung sowie ein Fahrradkorso waren aufeinander getroffen sein, um dann gemeinsam gegen die bestehenden Corona-Einschränkungen zu demonstrieren.
Auf Fotos der Agentur Reuters ist zu sehen, wie mehrere Menschen in einer Gruppe nah beieinander stehen und sich an den Händen fassen. Die Polizei löste die Versammlung kurz danach auf.
Die Berliner Polizei erklärte über Twitter, die Versammlung sei "friedlich und im Einklang mit der Covid-19-Verordnung" verlaufen. Rund 180 Festnahmen seien erfolgt. Insgesamt fünf Kollegen wurden verletzt.
Ein Sprecher äußerte den Eindruck, dass am diesem Samstag weniger Menschen demonstriert haben als in den vergangenen Wochen. Vergangenen Samstag folgten dem Aufruf von Fernsehkoch Attila Hildmann laut Polizei etwa 700 Menschen zum Reichstagsgebäude. Am Alexanderplatz waren vor zwei Wochen mehr als 1200 Menschen unerlaubt zu teils aggressiven Protesten zusammengekommen.
Doch diesmal sei zu manchen angemeldeten Kundgebung fast niemand erschienen. (mit dpa)
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