Aggressionen, Pyrotechnik, keine Masken: Polizei löst illegalen Corona-Protest mit Tausenden in Cottbus auf
Zwei angemeldete Demos ziehen durch Cottbus, bis die Leiter sie beenden. Dann bildet sich ein größerer Zug, den die Polizei stoppt. 15 Neonazis werden festgenommen.
Ein Protestzug, bei dem Tausende in Cottbus gegen Corona-Beschränkungen und eine allgemeine Impfpflicht auf die Straße gingen, ist nach Angaben der Polizei wegen zu vieler Teilnehmer aufgelöst worden. „In dem Aufzug haben wir sehr viele Verstöße gegen die Maskenpflicht festgestellt“, sagte ein Polizeisprecher. Nach Behördenangaben vom Sonntag beteiligten sich insgesamt bis zu 4000 Menschen an mehreren Orten an den Protesten.
Die Stimmung war nach Einschätzung der Beamten aufgeheizt, teils habe es verbale Aggressionen der Teilnehmer gegen die Polizei gegeben. Dabei sei auch Pyrotechnik gezündet worden. 15 Personen, die der gewaltbereiten rechtsextremistischen Szene zuzurechnen seien, seien vorläufig in Gewahrsam genommen worden, so die Polizei weiter.
Zunächst hatten in Cottbus zwei angemeldete Demonstrationen mit nicht mehr als den erlaubten 1000 Teilnehmern begonnen, zum Teil mit Absperrungen. Im Umfeld hatten sich jedoch weitere zahlreiche Menschen versammelt - in einem Fall rund 500 außerhalb der Absperrung.
Die jeweiligen Leiter hätten die angemeldeten Demonstrationen dann aufgelöst. Eine stand als „3. Cottbuser Abendspaziergang“ unter dem Motto „Unsere Freiheit ist nicht verhandelbar - Gegen Impfzwang, 2G-Irrsinn, Lockdown und Ausgangssperren“. Einer der Anmelder war der Cottbuser AfD-Chef Jean-Pascal Hohm.
Aus den beendeten Demos hätten sich ein größerer Aufzug von bis zu 2500 Menschen und mehrere kleine Aufzüge entwickelt, obwohl die Polizei die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dazu aufgefordert habe, dies zu unterlassen, sagte der Polizeisprecher.
Seit Mittwoch sind Demos auf 1000 Teilnehmer beschränkt
Sie stoppte einige Zeit später nach eigenen Angaben den großen Protestzug, der in Richtung Staatstheater unterwegs gewesen sei, als er noch zwischen 1000 und 1500 Teilnehmer hatte. Vier Menschen seien wegen des Widerstands gegen Polizeibeamte und wegen Verstößen gegen das Versammlungsgesetz vorübergehend in Gewahrsam genommen worden. Gegendemonstrationen gab es laut Polizei nicht.
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Seit Mittwoch sind in Brandenburg nach der neuen Eindämmungsverordnung im Freien nur noch Demos mit bis zu 1000 Menschen erlaubt. Dort gelten die Maskenpflicht und der Mindestabstand.
In Cottbus wiederholt Proteste unter rechtsextremem Einfluss
Die Impfpflicht-Debatte hatte zuletzt zu einer merklichen Radikalisierung der „Querdenker“-Bewegung geführt. Vor einer Woche hatten in Cottbus rund 3500 Menschen gegen die Corona-Beschränkungen protestiert, zuvor waren es mehr als 1000 Menschen, darunter auch schon Neonazis und gewaltbereite Hooligans aus dem Umfeld des Fußballklubs Energie Cottbus.
In Südbrandenburg steht vor allem der rechtsextreme Verein „Zukunft Heimat“ hinter den Protesten. Doch es gibt auch andere Hotspots: Eine Gruppe, die sich „Freie Brandenburger“ nennt, brachte kürzlich deutlich mehr als 1000 Menschen in Bernau nördlich von Berlin auf die Straße. Weitere Demonstrationen fanden in Oranienburg, Eberswalde, Rathenow und Königs-Wusterhausen statt. (Tsp, dpa)