Nach Morden an Elias und Mohamed: Streit zwischen Ermittlern in Berlin und Brandenburg
Auch Elias soll nach seiner Entführung missbraucht und stranguliert worden sein. Berliner und Brandenburger Polizisten werfen sich gegenseitig vor, Informationen nicht weitergegeben zu haben.
Der mutmaßliche Kindermörder Silvio S. soll Elias sexuell missbraucht und stranguliert haben. Das hat die Obduktion des Leichnams ergeben, wie Ermittler berichteten. Die Staatsanwaltschaft Potsdam wollte sich wegen des Persönlichkeitsschutzes und aus ermittlungstaktischen Gründen offiziell aber nicht dazu äußern.
Noch ist unklar, wann Elias umgebracht wurde. Die Ermittler gehen davon aus, dass der Sechsjährige kurz nach seiner Entführung Anfang Juli im Potsdamer Stadtteil Schlaatz umgebracht wurde. Am 30. Oktober fanden Ermittler seinen Leichnam in einer Kleingartensiedlung in Luckenwalde. Der 32-jährige Silvio S. hatte zuvor gestanden, Elias umgebracht und dort vergraben zu haben.
Auch der vierjährige Flüchtlingsjunge Mohamed wurde von Silvio S. missbraucht und einen Tag nach seiner Entführung Anfang Oktober strangulierte, nach Angaben aus Ermittlerkreisen vermutlich mit einem Gürtel. Die Ermittler haben mittlerweile auf dem Handy von Silvio S. ein Video gefunden, das zeigt, wie der 32-Jährige den Jungen missbraucht hat. Laut einem internen Polizeibericht wurde auf dem Handy auch ein Foto von einem Jungen gefunden, bei dem es sich um Elias handeln könnte.
Übergriffe sollen durch Isolation verhindert werden
Der mutmaßliche Mörder wurde am Montag in die JVA Brandenburg/Havel überführt. Zwar sehen die Experten bislang keine Anhaltspunkte für eine Suizidgefahr, dennoch wird sein eigens gesicherter Haftraum mit einer Kamera überwacht. Übergriffe auf Silvio S. von anderen Gefangenen, wie in der Moabiter Untersuchungshaft, sollen durch eine weitgehende Isolation ausgeschlossen werden.
Streit gibt es zwischen den Ermittlern in Brandenburg, die beide Verfahren übernommen haben, und ihren Kollegen in Berlin. In Potsdam wird den Berliner Ermittlern vorgehalten, Informationen aus den Ermittlungsakten preiszugeben. Die Staatsanwaltschaft Potsdams soll sich sogar per Brief beschwert haben. Andererseits wird auch Brandenburger Ermittlern vorgehalten – wie bei den jetzt bekannt gewordenen Obduktionsergebnisen –, Erkenntnisse weiterzureichen. Der Brandenburger CDU-Landtagsabgeordnete Sven Petke sagte dem Tagesspiegel: „Es ist verstörend, dass die Polizei diese Verbrechen nicht verhindern und aufklären konnte, aber jetzt die Öffentlichkeit mit grausamen Details versorgt.“
In der kommenden Woche soll ein Erinnerungsgarten in der Kleingartensiedlung Luckenwalde für die beiden ermordeten Jungen entstehen.