Berlin-Neukölln: Rechtsextreme nach Razzia weiter auf freiem Fuß
Die Polizei ermittelt gegen zwei Rechtsradikale, die der Brandstiftung verdächtigt werden. Für Haftbefehle reichen die Indizien bislang nicht aus.
Die zwei als Brandstifter verdächtigten rechtsextremen Männer aus Neukölln sind weiterhin auf freiem Fuß. Wie berichtet, stehen sie unter Verdacht, in Neukölln Brandanschläge auf Autos des Linken Politikers Ferat Kocak sowie auf den Wagen des Besitzers der Buchhandlung "Leporello" verübt zu haben.
Vier Berliner Wohnungen wurden von Beamten durchsucht
Deshalb durchsuchten am Freitagabend rund 60 Polizisten bei einer richterlich angeordneten Razzia vier Wohnungen, in denen sich die beiden Rechtsradikalen in letzter Zeit aufgehalten haben sollen. Sie beschlagnahmten dabei zahlreiche Materialien wie Laptops, Speicherkarten, eine Kamera, Handys und schriftliche Unterlagen, die nun bei den weiteren Ermittlungen ausgewertet werden sollen. Diese laufen laut Polizei "auf Hochtouren".
Die zwei 32 und 35 Jahre alten Verdächtigen wurden erkennungsdienstlich behandelt, aber danach wieder freigelassen. Bislang sprechen offenbar noch nicht genügend Indizien für einen richterlichen Haftbefehl, mit dem sie in Untersuchungshaft genommen werden könnten. Alles weitere hänge nun vom Ergebnis der weiteren Ermittlungen ab, sagte ein Polizeisprecher am Sonntag.
Die zwei Brandanschläge waren in der Nacht zum Donnerstag verübt worden. In Rudow brannte gegen 3 Uhr früh der Smart-Wagen von Ferat Kocak. Das Fahrzeug stand in einem Carport, es brannte völlig aus. Kurzfristig bestand die Gefahr, dass die Flammen auf Kocaks angrenzendes Wohnhaus übergriffen. Da er kurz nach Ausbruch des Brandes erwachte, konnte er dies mit einem Feuerlöscher verhindern.
Auf den Buchhändler war es schon der dritte Anschlag
Auf die Buchhandlung "Leporello" wurden schon in den Jahren 2016 und 2017 zwei politisch motivierte Anschläge verübt. In beiden Fällen warfen die Täter Steine gegen das Schaufenster und die Tür. In der Nacht zum Donnerstag war nun das Auto des Buchhändlers Heinz Ostermann Anschlagsziel. Auch dieses Fahrzeug wurde vollständig zerstört. Es war vor Ostermanns Wohnung geparkt. Der Buchhändler hatte sich 2016 der damals neu gegründeten Initiative "Neuköllner Buchläden gegen Rechtspopulismus und Rassismus" angeschlossen.
Am vergangenen Samstag demonstrierten mehrere hundert Menschen vor dem Neuköllner Rathaus gegen Rechtsextreme in ihrem Bezirk und für "ein offenes Neukölln". Auch Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey griff dabei zum Mikro und warb für ein tolerantes Miteinander.