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Eine S-Bahn (Symbolbild).
© dpa
Update

Rechtsextremismus in der Ringbahn in Berlin: Rassist uriniert in S-Bahn auf Kinder - Staatsschutz ermittelt

Zwei Rechtsextremisten beschimpften Samstagabend eine Familie in der S-Bahnlinie 41 fremdenfeindlich. Dann uriniert einer der Männer vor den anderen Fahrgästen auf die Kinder. Der Polizeiliche Staatsschutz hat nun die Ermittlungen übernommen.

Nach dem fremdenfeindlichen Übergriff auf eine osteuropäische Familie in der Ringbahnlinie hat nun der Polizeiliche Staatsschutz die Ermittlungen übernommen. Dies teilten Landes- und Bundespolizei am Dienstag mit. Die Opfer des Übergriffs konnten nach Auskunft der Bundespolizei vom Dienstagvormittag noch nicht gefunden werden.

In der Ringbahnlinie S 41 hatte sich am Samstagabend ein fremdenfeindlicher Übergriff auf eine Familie mit "augenscheinlich osteuropäischem Migrationshintergrund" ereignet, wie die Bundespolizei erst am Montag mitteilte. Die Täter: Zwei Männer aus Neukölln, 32 und 37 Jahre alt, als Rechtsextremisten bei der Polizei bekannt. Die Opfer: Eine Frau und ihre beiden etwa 5 und 15 Jahre alten Kinder.

Laut Bundespolizei waren die beiden Männer um 21.45 Uhr am S-Bahnhof Landsberger Allee in Prenzlauer Berg in die Ringbahnlinie S 41 gestiegen. Als sie die Kleinfamilie erblickten, stießen sie fremdenfeindliche Beleidigungen ("Asylantenpack", "Heil Hitler!") gegen die Familie aus. Nach Angaben eines Sprechers forderten die Männer die Familie außerdem auf, sofort aus Deutschland zu verschwinden.

Dann ließ der 32-Jährige die Hose herunter und urinierte auf die Kinder. Mehrere andere Fahrgäste wählten den Notruf. Als die Männer am S-Bahnhof Frankfurter Allee in Friedrichshain ausstiegen, wurden sie von Bundespolizisten gefasst. Die Familie scheint in der S-Bahn sitzen geblieben und weiter gefahren zu sein. Sie konnten bislang nicht mehr gefunden werden.

Die beiden Männer waren sturzbetrunken; ein Alkoholtest ergab Werte von 1,79 bzw. 2,31 Promille. Nach Angaben der Bundespolizei sind beide Männer schon in der Vergangenheit mit rechtsextremistischen Delikten aufgefallen. Gegen sie wird nun wegen fremdenfeindlicher Beleidigung und Körperverletzung ermittelt. Sie kamen nach dem Abschluss der Polizeimaßnahmen wieder auf freien Fuß.

Meiner Meinung nach dürfte Alkohol keine juristische Entschuldigung bieten können. [...] Wer [...] Menschen und zu allem Überfluss auch noch Kinder auf so demütigende Weise angreift, der gehört einfach nur noch weggesperrt.

schreibt NutzerIn sonofnyx

Die Bundespolizei bittet die Opfer, sich dringend zu melden. "Es ist für die weiteren Ermittlungen von besonderer Bedeutung, ihre Aussagen zu bekommen", sagte der Sprecher. Die Bundespolizeidirektion am Ostbahnhof hofft auf einen Anruf unter der Nummer 030-2977790, wie immer kann auch jede andere Dienststelle kontaktiert werden.

Henkel: "Unerträgliche Fratze des Rassismus"

Innensenator Frank Henkel (CDU) forderte am Montagnachmittag "spürbare Konsequenzen" für die Täter. "Es platzt mir der Kragen, wenn ich lese, dass so etwas mitten in unserer Stadt passiert", so der Innensenator. In der S-Bahnlinie 41 habe sich die "unerträgliche Fratze des Rassismus" gezeigt, so Henkel. "In meinem Amt glaubt man, schon vieles gehört zu haben. Aber das ist ein besonders abstoßender und widerlicher Vorfall", sagte Henkel, "hier werden Menschen entwürdigt, und zwar von Tätern, die sich selbst wie Tiere benehmen."

Laut Polizei wurden in Berlin im ersten Halbjahr 2015 insgesamt 697 rechtsextremistisch motivierte Straftaten gezählt: 64 Gewaltdelikte, 377 Propagandadelikte und 256 "sonstige" Delikte wie Beleidigungen. 121 dieser Taten wurden im Zusammenhang mit der Flüchtlingsthematik verübt – ein Plus von 57 Prozent. Flüchtlingsheime wurden 17-mal zum Ziel rechtsextremer Krimineller – im Vergleich zum ersten Halbjahr 2014 ein Plus von 21 Prozent.

Timo Kather

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