Autonome: Randale am Hackeschen Markt
Etwa 100 Vermummte haben in der Nacht zum Dienstag im Szeneviertel am Hackeschen Markt randaliert. Dabei wurden Molotow-Cocktails und Steine geworfen, Fahrzeuge und Gebäude wurden schwer beschädigt.
Spätestens jetzt ist die Polizei gewarnt: Am 1. Mai dürfte sehr viel Arbeit auf die Sicherheitsbehörden zukommen, weit mehr als im vergangenen Jahr. In der Nacht zu Dienstag gelang es etwa 100 vermummten Autonomen, sich nahe dem Hackeschen Markt ungehindert zu sammeln und die Berliner Geschäftsstelle des Softwarekonzerns SAP an der Rosenthaler Straße anzugreifen. Die Randalierer schleuderten Pflastersteine und Brandsätze gegen die Glasfassade. Die Brandflaschen erloschen nach kurzer Zeit von selbst, da es den Tätern nicht gelungen war, die Panzerverglasung zu zerstören. Zudem wurden Steine auf geparkte und fahrende Autos geworfen, ein Fahrer wurde dabei leicht verletzt. Die Gruppe zog dann durch die Weinmeisterstraße und warf dort zwei Brandsätze auf einen Hotelneubau, danach zerstreute sich die Menge. Die Randalierer hinterließen Parolen wie „No Nato“, „Fuck Yuppies“ und errichteten mehrere Barrikaden. Auch in der Nacht zum Mittwoch brannten in Mitte wieder Autos.
Leitende Polizisten zeigten sich gestern irritiert darüber, dass es den Chaoten gelang, nach den massiven Krawallen ungehindert zu verschwinden. Niemand konnte festgenommen werden. Die SAP-Filiale war bereits mehrfach attackiert worden, zuletzt in der Nacht zuvor. Wie berichtet, wirft die linke Szene dem Unternehmen vor, den Europäischen Polizeikongress im März finanziell unterstützt zu haben.
Straff organisierte Aktion
Die jüngste Aktion begann am Montag um 22.15 Uhr und war straff organisiert. Bereits eine Stunde später war ein detaillierter Bericht auf der linken Internetseite „indymedia“ eingestellt. „Den Streifenpolizisten blieb nichts anderes übrig, als sich das Treiben aus der Distanz anzuschauen“, heißt es dort erfreut. Dass sich die Polizei von der Aktion derart überraschen ließ, verbucht die Szene als Erfolg. Der Überraschungscoup zeigt zudem, dass der Polizei in dieser Szene Informanten fehlen. Eine Stunde später flog dann auch ein Pflasterstein durch eine Scheibe der Polizeiwache am Mauerpark. „Es gibt einige Krisenherde zu bewältigen“, hieß es gestern deshalb im Präsidium mit Blick auf den 1. Mai. Auffallend sei bereits die enorm hohe Aggressivität der Szene bei der Demo „Wir zahlen nicht für eure Krise“ vor zehn Tagen gewesen, hieß es bei der Polizei.
Anders als in den letzten Jahren will nun auch wieder die NPD in Berlin auf die Straße gehen. Gegen diese „Große Maiveranstaltung“ am Vormittag in Köpenick sind bereits diverse Gegendemonstrationen von bürgerlichen und linken Gruppen angemeldet. Bei der letzten Neonazidemo 2004 in Lichtenberg hatte es massive Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Linken gegeben. Am Vorabend des 1. Mai hat die „Berliner Anti-Nato-Gruppe“ wieder eine „Antikapitalistische Walpurgisnacht am Boxi“ angemeldet – das Motto ist unmissverständlich: „Bullen, Bonzen, Banken – Weist sie in die Schranken“. 2008 war die Nacht ausgefallen, weil Teile der gewaltbereiten linken Szene nach Hamburg zur Neonazidemo am 1. Mai gereist waren. In den Jahren zuvor hatte es am Boxhagener Platz regelmäßig Auseinandersetzungen gegeben. NPD-Maivergnügen und Walpurgisnacht werden nun mindestens 1000 Polizisten zusätzlich erfordern.