Verkehrssicherheit in Berlin: Polizei will Autos kontrollieren - und erwischt Radler
"Sonderkontrollen" beschränkten sich meist auf das Funktionieren von Licht und Klingel. Nun soll es um die Sicherheit von Radfahrern gehen.
Bei den stadtweiten Kontrollen wird von Montag bis Freitag das "fehlerhafte Verhalten von Kraftfahrzeugführern gegenüber Radfahrern" im Mittelpunkt stehen, wie das Präsidium mitteilte. Denn: "Fehlerhaftes Abbiegen durch Kraftfahrzeuge an Kreuzungen und Einmündungen ist mit weitem Abstand hauptursächlich für Verkehrsunfälle mit Radfahrern, bei denen diese schwer oder gar tödlich verletzt werden. Ein typisches Fehlverhalten von rechtsabbiegenden Kraftfahrzeugen ist die unaufmerksame und leichtsinnige Fahrweise gegenüber in gleicher Richtung fahrenden Radfahrern. Allein im letzten Jahr wurden dabei 734 Radfahrer verletzt und drei getötet", so im Originallautwort das Präsidium. Entsprechende Meldungen veröffentlicht die Polizei fast täglich.
Die Polizei kontrollierte in zivil
Fahrradaktivisten und der ADFC hatten mehrere Jahre an die Polizei appelliert, sich dieser Hauptunfallursache zu widmen. Tatsächlich wurde am Montag an mehreren großen Kreuzungen Autofahrer von zivil gekleideten Polizisten beobachtet. Meist ohne Ergebnis. An der Kreuzung Hofjägerallee Ecke Stülerstraße in Tiergarten zum Beispiel wurde zwischen 9 und 10 Uhr kein einziges Auto gestoppt. Dafür sieben Radfahrer, die - grob - bei Rot radelten. Tatsächlich achteten fast alle Autofahrer beim Rechtsabbiegen auf mögliche Radfahrer und drehten sich nach hinten um.
Die Autos sind schnell, kein Radler in Sicht
Nicht wenige Autofahrer fuhren aber auch mit recht hoher Geschwindigkeit um die Ecke - dann aber waren keine Radfahrer da, die dadurch gefährdet wurden. Deshalb wurden diese nicht angehalten. Die vor Ort eingesetzten Beamten berichteten, dass es sehr schwierig sei, eine Gefährdung von Radfahrern zu ahnden. Das gleiche hatte vor Jahren der Chef der Verkehrspolizei gesagt und auf den hohen Personalaufwand hingewiesen. An der Kreuzung in Tiergarten standen am Montagvormittag acht Beamte, davon zwei in zivil. Ein Endergebnis der fünftägigen Kontrolle soll am kommenden Montag vorliegen.
Fehlende Klingel kostet 15 Euro
Viele Jahre lang hatten sich Kontrollen "für die Sicherheit von Radfahrern" darauf beschränkt, die technische Ausstattung der Zweiräder zu untersuchen und Mängel zu ahnden. Wer Pech hatte, musste für eine fehlende Klingel 15 Euro blechen - auch wenn kein Unfall bekannt ist, der durch eine defekte oder fehlende Klingel verursacht wurde. Das gibt es mittlerweile nicht mehr, fehlendes Licht wurde am Montag nicht mehr geahndet. Nur gegen so genannte Fixies ohne Bremsen würde man vorgehen, sagte ein Beamter. Tatsächlich durften Touristen sogar auf dem Gehweg direkt an den Beamten vorbeiradeln, ohne angesprochen zu werden.
Statt der Räder will die Polizei ab diesem Jahr nun Lastwagenfahrer in den Fokus nehmen, und zwar sowohl deren Fahrweise als auch deren Kabinen. "Auch durch eingeschränkte Sicht durch Dekorationsartikel, wie Wimpel, Bilder oder Gardinen vor den Fenstern oder Spiegeln, entstehen immer wieder folgenschwere Verkehrsunfälle", teilte die Polizei mit. Derartige Verstöße sollen ebenfalls geahndet werden.
Auch Fehler von Radfahrern werden geahndet
Natürlich werde aber auch das Verhalten von Radfahrern überwacht, hieß es bei der Polizei. Sprich: Wer bei Rot radelt oder über den Gehweg, muss blechen. "Die Polizei möchte mit dieser Aktion die Verkehrsteilnehmer dazu bewegen, sich insbesondere beim Abbiegen verantwortungsbewusst und vorschriftsmäßig zu verhalten, um Verkehrsunfälle mit Radfahrern zu verhindern und so einen wesentlichen Beitrag für die Verkehrssicherheit zu leisten", so die Bitte.