Erschossener Islamist in Berlin-Spandau: Polizei rekonstruiert Weg von Rafik Y. durch Spandau
Weitere Details zum Fall des am Donnerstag in Berlin-Spandau erschossenen Islamisten Rafik Y. wurden am Montag im Innenausschuss bekannt.
Der am Donnerstag von einem Polizisten in Spandau erschossene Islamist Rafik Y. hatte vor seiner Messerattacke auf eine Polizistin auch einen unbeteiligten, 44-jährigen Passanten um 9.15 Uhr mit einem Messer am Rücken verletzt. Das teilte Polizeipräsident Klaus Kandt am Montag im Innenausschuss des Abgeordnetenhauses mit.
Dies habe eine Rekonstruktion des Weges ergeben, den der 41-Jährige in der Stunde vor seinem Tod zurücklegte. Wie berichtet, hatte sich Y. um 8.54 Uhr in der Nähe seiner Wohnung die elektronische Fußfessel vom Bein geschnitten, die er seit seiner Haftentlassung im März 2013 tragen musste. Dies hatte bei der zentralen Überwachungsstelle in Hessen Alarm ausgelöst. Der GPS-Sender wurde später in der Nähe seiner Wohnung auf der Straße gefunden, berichtete Kandt weiter.
Einsatz der Schusswaffe noch nicht ausgewertet
Auf welchem Wege der Islamist etwa vier Kilometer von seiner Wohnung an der Zeppelinstraße zur Heerstraße gelangte, berichtete Kandt nicht. Um 9.48 Uhr sei dann der Notruf eingegangen, dass ein Mann an der Ecke Pichelsdorfer Straße mit einem Messer Passanten bedrohe. Schnell sei eine Streife mit der 44-jährigen Oberkommissarin und ihrem Kollegen vor Ort gewesen. Zu diesem Zeitpunkt sei nicht klar gewesen, dass es einen Zusammenhang mit dem unter Führungsaufsicht der Justiz stehenden gefährlichen Islamisten gebe, sagte der Polizeipräsident.
Benedikt Lux von den Grünen kritisierte im Innenausschuss, dass die Polizei nicht eine allgemeine Warnung an alle Polizisten herausgegeben habe. Christopher Lauer von der Piratenfraktion fragte: „Was ist bei der Eigensicherung schiefgelaufen?“ Die Beamten hätten den Islamisten niemals so nahe an sich herankommen lassen dürfen. Dazu wollte Kandt nichts sagen, auch der Einsatz der Schusswaffe sei noch nicht abschließend ausgewertet.
Einsatz sei korrekt gewesen
Insgesamt sei „der Einsatz soweit korrekt“ gewesen. Der Polizeipräsident gab aber „zeitliche Verzögerungen“ zu, die ebenfalls noch ausgewertet werden müssen. Wie berichtet, hatte die Zentrale in Hessen um 8.58 Uhr der Berliner Polizei einen falschen Namen genannt, erst um 9.14 Uhr folgte die Berichtigung. Danach benötigte die Polizei weitere 18 Minuten, um eine Funkstreife zur Wohnung des Mannes zu schicken. Das Motiv des übereinstimmend als verwirrt geschilderten Irakers sei weiterhin völlig unklar, sagte Kandt. Er nannte ihn einen „isolierten Einzelgänger“.