Kiez um die Rigaer Straße: Polizei löst Besetzung in Friedrichshain auf - ein Beamter verletzt
Nach einer Demonstration gegen Gentrifizierung wurde am Samstagabend eine Wohnung im Weidenweg kurzzeitig besetzt. Im Vorfeld wurde ein Polizist verletzt.
Etwa 20 vermummte, linke Aktivisten haben am Samstag eine leerstehende Wohnung im Vorderhaus eines Wohnhauses in Friedrichshain besetzt. Das bestätigte die Polizei am Sonntag. Tags zuvor war noch von mehreren Wohnungen die Rede. Es handelte sich um das Gebäude Weidenweg 63. Mehrere Hundert Unterstützer hatten sich zudem vor dem Haus eingefunden, etwa 80 Personen bildeten eine Sitzblockade vor dem Hauseingang. Wie die Polizei mitteilte, wurden sie mehrfach aufgefordert, den Weg freizumachen, einige von ihnen wurden schließlich von Einsatzkräften weggetragen.
Nachdem der für das Haus Verantwortliche eine Strafanzeige wegen Hausfriedensbruchs, einen Strafantrag und ein Räumungsersuchen gestellt hatte, forderte die Polizei die Besetzer auf, die besetzte Wohnung zu verlassen. Weil sich die Aktivisten weigerten, öffneten die Beamten die Tür gegen 0.40 Uhr mit Werkzeug und brachten die Besetzer hinaus. Im Zusammenhang mit der Räumung und einer vorangegangen Demonstration im Kiez hielt die Polizei 87 Personen zeitweise fest, die 42 Männer und 45 Frauen wurden alle noch vor Ort entlassen. Am ganzen Abend und in der Nacht waren 490 Beamte im Einsatz.
Die angemeldete Demonstration war nach Angaben der Polizei Ausgangspunkt der Besetzung im Weidenweg und fand unter dem Titel "Liebig 34 verteidigen gegen Gentrifizierung" ab kurz nach 19 Uhr statt. Gemeint ist das Haus Nr. 34 in der benachbarten Liebigstraße. Der Demozug führte vom Wismarplatz bis zum Bersarinplatz, etwa 1000 Menschen sollen teilgenommen haben. Von einigen Dächern an der Wegstrecke warfen Personen Feuerwerkskörper auf die Polizisten, dabei wurde ein Beamter verletzt. Er erlitt ein Knalltrauma und musste seinen Dienst beenden. Gegen 20.15 Uhr erreichte der Aufzug den Bersarinplatz, wo aus der Menge heraus über Lautsprecher dazu aufgerufen wurde, sich zu dem Wohnhaus im Weidenweg zu begeben.
In einem Tweet verbanden die Aktivisten mit der Besetzung die Forderung, die Liebigstraße 34 an die Bewohnerinnen und Bewohner zu übergeben. "Die #Liebig34 ist Wohn- und Schutzraum für über 40 Menschen & ein Ort politischer Selbstorganisierung", hieß es. "Mit der Besetzung wollen wir zu einer feministischen Gestaltung des Nordkiez beitragen. Für mehr selbstverwaltete Räume & einen feministischen Kiez!"
Weidenweg und Liebigstraße befinden sich im Kiez um die Rigaer Straße, die seit Jahren besonders umkämpft ist. Die Polizei patrouilliert praktisch täglich in dem Gebiet und wird dabei immer wieder von Autonomen angegriffen.
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