Raubüberfall: Passanten im Kugelhagel
Auch einen Tag nach dem Raubüberfall auf einen Geldtransporter in Reinickendorf, bei dem ein Wachmann getötet wurde, sind die Täter noch flüchtig. Doch die Spurensicherung ist einen Schritt weiter gekommen:
Fest steht nun, dass die drei Räuber mit einem dunklen Audi A 2 geflüchtet sind. Dies ergab die Zuordnung der Glasscherben, die am Tatort beziehungsweise auf dem Fluchtweg gefunden wurden.
„Dies ist ein Raubüberfall von neuer Qualität gewesen“, sagte ein Ermittler gestern. „Wir können froh sein, dass nicht mehr Menschen verletzt oder getötet wurden. Schließlich standen etliche Zeugen im Kugelhagel“, sagt er. Auffällig sei gewesen, dass die Täter „am helllichten Tag morgens in einer belebten Wohn- und Geschäftsgegend rücksichtslos das Feuer eröffneten“.
Wie berichtet, wollten zwei Geldboten der Werttransportfirma „Securlog“ am Montag gegen 10 Uhr die Postbank-Filiale an der Oranienburger Straße in Höhe Techowpromenade mit Geldscheinen beliefern. Während einer der Wachmänner am Steuer des Fahrzeugs blieb, ging sein Kollege Gerhard W. (53) mit dem Geldbehälter in Richtung Haupteingang. Die drei Täter, die mit Perücken maskiert waren, sollen ihm aufgelauert und ohne Vorwarnung aus Maschinenpistolen auf ihn gefeuert haben. Noch während Gerhard W. von mehreren Schüssen getroffen zusammenbrach, gelang es ihm, mit seinem Revolver zurückzuschießen. Dabei traf er einen der Täter – am Tatort wurden dessen Blutspuren gefunden. Dennoch gelang es den Räubern, dem verletzten Wachmann die Geldkassette aus der Hand zu reißen. Sie flüchteten mit der Beute zur nahe gelegenen Roedernallee, wo der Fluchtwagen bereit stand. Zwar nahm der andere Geldbote im Transporter noch die Verfolgung auf, doch nach einem kurzen Zusammenprall mit dem Geldtransporter entkamen die Täter mit ihrem dunklen Audi A 2. Allerdings detonierte ein Farbbeutel, der der Sicherung des Geldbehälters dient. Somit dürften sich im Inneren des Audis rote, nicht abwaschbare Farbspritzer aus der Farbbombe befinden.
Die Ermittler der mit dem Fall betrauten Sonderkommission waren auch gestern dabei „die Vielzahl der Zeugen zu befragen“, sagte ein Fahnder. Die verschiedenen Aussagen der Leute, die sich zum Zeitpunkt des Überfalls in der Bank, auf der Straße oder in benachbarten Geschäften aufhielten, würden nun „wie ein Mosaik zusammengesetzt“. Zudem prüfen die Beamten Zusammenhänge zu ähnlichen Taten. So war im August 2006 am Hultschiner Damm in Mahlsdorf ein 40-jähriger Wachmann der Geldtransport-Firma Brinks erschossen worden. Doch vergleichbare Überfälle in der vergangenen Zeit seien immer nachts und vor eher abgelegenen Bankfilialen verübt worden. Neu sei in diesem Fall, dass die Täter diesmal nicht Wachmänner überfielen, die nachts die Automaten befüllten, sondern eine Firma aussuchten, die tagsüber Geldscheine für eine Bank liefert. Wie ein Sprecher der Firma „Securlog“ gestern sagte, werde das Unternehmen die Angehörigen des Familienvaters Gerhard W. „mit finanzieller und psychologischer Hilfe unterstützen“. Die Polizei bittet Zeugen, sich unter der Rufnummer 4664 9441 13 zu melden. Für entscheidende Hinweise wurden 5000 Euro Belohnung ausgesetzt. Tanja Buntrock