Folgen der Berliner Kriminalstatistik: Nachbar, zeig’ die Kralle!
Die Zahlen der jüngsten Kriminalstatistik geben keinen Grund zum Jubeln: Die Taten der Eigentumsdelikte nehmen in Berlin zu. Wir zeigen, wie man sich gegen Einbruch, Autoklau, Fahrrad- oder Taschendiebstahl schützen kann.
Die am Montag veröffentlichte Kriminalstatistik zeigt, wie wichtig es ist, sein Eigentum zu schützen. Denn auch wenn die Zahl der Wohnungseinbrüche leicht gesunken ist, nehmen die Delikte in anderen Bereichen zu – etwa beim Fahrrad- oder Taschendiebstahl sowie den Einbrüchen in Autos. Was macht also die Polizei zur Prävention, und was kann jeder einzelne tun?
EINBRUCH IN WOHNUNGEN UND HÄUSER
Ein bisschen gehen die Zahlen zurück. Aber die Aufklärungsquote ist niedrig; sie liegt bei nur 7,3 Prozent . Die Polizei sagt, das Konzept, das nach dem Anstieg zwischen 2010 und 2012 entwickelt worden war, greift nicht sofort. Aber jeder kann sich kostenlos in der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle am Platz der Luftbrücke 5 informieren, wie Türen und Fenster besser gesichert werden können und ob sich eine Alarmanlage lohnt. Erst im Dezember hatte Polizeipräsident Klaus Kandt im Interview mit dem Tagesspiegel auf die Präventionsangebote verwiesen und gesagt: „Es gibt auch eine Verpflichtung des Bürgers, selbst etwas für seine Sicherheit zu tun.“ Genauso wichtig sei es, dass Anwohner Verdächtiges melden. Künstliche DNA einzusetzen, um potenzielles Diebesgut vorab zu markieren, lehnt die Polizei in Berlin ab. Ein Pilotprojekt in Bremen habe nicht dazu geführt, dass die Einbruchzahlen signifikant gesunken seien.
FAHRRADDIEBSTAHL
Wenn ein Rad gestohlen wird – und das waren rund 26 500 im vorigen Jahr – ist es statistisch nahezu aussichtslos es wieder zu bekommen. Die Polizei bietet mehrmals jährlich zur Fahrradsaison im Frühjahr Codier-Aktionen an: Hier wird ein Code (Kurzzeichen der Stadt, das Geburtsdatum und die Initialen des Eigentümers) in den Rahmen eingestanzt. Zusammen mit dem Warnaufkleber sollen die Täter abgeschreckt werden. Auch der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club (ADFC) rät zu einer solchen Vorsorge. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass ein Dieb ein Fahrrad mit Codierung schlechter verkaufen kann als eins ohne“, sagt Roland Huhn vom ADFC. Ansonsten lautet die wichtigste Empfehlung des Fahrradclubs: „Rad mit einem guten Schloss an einem festen Gegenstand anschließen“. Das machen aber nicht alle. „Wir wissen: Ein Viertel der Räder werden gar nicht angeschlossen und deshalb geklaut“, erklärt Huhn.
TASCHENDIEBSTAHL
Mehr als 20 000 Taschendiebstähle gab es im vergangenen Jahr, so viele wie nie in den vergangenen zehn Jahren. Hier sollen die Einsatzhundertschaften der Polizei strategisch zusätzlich zur Bekämpfung eingesetzt werden. Die „Hundertschaften“, die im Schnitt aus 65 Beamten bestehen, sind bislang „Anlass bezogen“, etwa bei Demonstrationen oder bei Großveranstaltungen (Fußballspiele) zum Einsatz gekommen. In diesem Jahr wird es durch die Neueinstellung von 250 Polizisten zwei zusätzliche Hundertschaften geben. Sie werden dann beispielsweise am Alexanderplatz Präsenz zeigen. Eine „Zentrale Koordinierungsstelle“ soll die Hundertschaften gezielt dorthin schicken, wo sie gebraucht werden. Bürger sollten aber auch aufmerksam sein. Die Geldbörse im Gedränge in der hinteren Gesäßtasche tragen? – keine gute Idee, denn die Diebe sind schnell und fingerfertig. Im Internet unter www.polizei.berlin.de informieren die Ermittler über Tricks der Täter.
AUTODIEBSTAHL
60 Autos werden in Berlin pro Tag aufgebrochen. Was tun? Der ADAC rät: in belebten Gegenden parken, keine Wertsachen im Auto lassen und Navigationsgeräte mitnehmen. Auch die Lenkradkralle kann helfen: „Lenkradkrallen sind immer noch ein probates Mittel, sie schrecken Diebe ab, sind aber unhandlich“, sagt Arnulf Volkmar Thiemel vom ADAC. Eine elegantere Lösung seien Satelliten-Alarmanlagen. So könne ein Auto nach einem Diebstahl geortet werden. Zudem sei es möglich, aus der Ferne die Kraftstoffzufuhr abzudrehen.„Klassische Alarmanlagen helfen heute nur noch bedingt, die Leute sind eher genervt vom Krach“, sagt Thomas Flath, Leiter für Teile und Zubehör des Autohauses Koch in Marzahn. „Wir raten zu Innenraumüberwachung und Neigungssensoren“. Die Diebe sind raffiniert: Wer glaubt, sein gestohlenes Auto per GPS orten zu können, der hat nur bedingt Glück: Die Täter nutzten häufig so genannte GPS-Jammer, sagt Michael Böhl vom Bund Deutscher Kriminalbeamter. Diese blocken das GPS.
Autodiebe interessieren sich auch für ältere Autos. Beispielsweise versuchten Diebe in einer Nacht Anfang Januar, drei VW Golf in Schmargendorf zu stehlen. Sie hatten kein Glück, da alle Fahrzeuge mit Wegfahrsperren ausgestattet waren, bei einem Golf war die Wegfahrsperre nachgerüstet worden. Nach Aussagen eines Ermittlers würden Diebstähle in der Regel zwischen ein und drei Uhr nachts begangen. Wenn am frühen Morgen der Halter oder Fahrer den Diebstahl bemerkt, seien die meisten Täter schon weit in Osteuropa. Ein „Klassiker“ seien die Nächte von Donnerstag zu Freitag. Potenzielle Autodiebe würden am Wochenende in ihre Heimatländer zurückkehren – und auch noch „Aufträge“ für KfZ-Diebstähle erledigen.
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