Zeugen sagen aus: Mitschüler sahen Georgine zuletzt im Bus
In Berlin muss sich der 44-jährige Ali K. wegen Mordes an der Schülerin Georgine Krüger vor Gericht verantworten. Nun sagen Ermittler und Schulkollegen aus.
Die letzten Minuten vor ihrem rätselhaften Verschwinden saß Georgine Krüger mit Mitschülerin in einem Bus. Einem der Jungen hatten sie wohl kurz vor dem Einsteigen noch heimlich einen Brief zugesteckt. Sie habe für den damals 16-Jährigen geschwärmt, sagten Zeugen im Prozess um das Schicksal des Mädchens. Die Erinnerungen von zwei damaligen Mitschüler, die am Mittwoch vor dem Landgericht befragt wurden, waren allerdings nur noch schwach.
Wie Georgine am 25. September 2006 wirkte, ob sie froh oder bedrückt war? „Weiß ich nicht“, erklärte ein inzwischen 29-Jähriger. Georgine sei nicht in seiner Klasse gewesen. „Man kannte sich vom Schulhof.“ Ob sie sich am Tag des Verschwindens von Georgine nach dem Unterricht noch kurz in einem Park getroffen hätten? „Kann sein“, so der damalige Schwarm des Mädchens. Bei der Polizei hatte er vor fast 13 Jahren berichtet, dass sie Georgine noch etwas aufgezogen hätten, weil sie wohl an Hexen geglaubt habe. Der nächste Zeuge, ein damals 15-Jähriger, sagte, Georgine sei hübsch gewesen. Doch an die letzte Fahrt konnte er sich so gut wie gar nicht erinnern.
Georgine kam an jenem Montag gegen 14 Uhr aus der Schule und war fast zu Hause in der Stendaler Straße in Moabit, als sie spurlos verschwand. Mit dem 44-jährigen Ali K. steht ihr mutmaßlicher Mörder vor Gericht. Der Familienvater aus der Nachbarschaft soll das Mädchen unter dem Vorwand, er brauche Hilfe beim Tütentragen, in seinen Keller gelockt, die 14-Jährige bewusstlos geschlagen und vergewaltigt haben.
Georgine galt als "sehr zuverlässig"
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass er die Schülerin aus Angst vor Entdeckung der Tat erwürgt, aus dem Keller geschafft und versteckt habe. Die Leiche wurde nie gefunden. Ali K., der gegenüber einem verdeckten Ermittler die Tötung zugegeben und erklärt haben soll, dass er die Leiche im Müllcontainer „entsorgt“ habe, schweigt im Prozess. Nach seiner Festnahme Ende 2018 soll er bestritten haben. Objektive Beweise wie DNA-Spuren wurden nicht gefunden.
Der Vermisstenfall hat wie kaum ein anderer Berlin bewegt. Einen Tag nach dem unerklärlichen Wegbleiben ihrer Tochter war die Mutter zur Polizei gegangen. Die örtliche Vermisstenstelle befasste sich zunächst mit dem Fall. Die Beamten sahen bald Hinweise, dass die Schülerin nicht freiwillig verschwunden sein könnte. „Weil sie als sehr zuverlässig galt und außerdem einen für sie sehr wichtigen Anruf bei einer Casting-Agentur tätigen wollte“, so ein Kriminalist. Bereits zwei Tage nach dem Wegbleiben des Mädchens und damit wesentlich schneller als bei Vermisstenfällen üblich habe das Landeskriminalamt (LKA) den Fall übernommen. Der geht am Freitag weiter.