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Regenfahrt in Berlin - hier am S-Bahnhof Yorckstraße
© dpa/Stephanie Pilick
Update

Dauerregen in Berlin: Land unter - Feuerwehr rückt zu mehr als 1000 Einsätzen aus

Der Regen fällt und fällt in Berlin. Die Feuerwehr ist im Dauereinsatz. An der Bismarckstraße wird ein Haus evakuiert. Bäume fallen auf S-Bahn-Gleise.

Es ist kein Ende des Regens abzusehen. Die Folgen in der Stadt werden am Abend immer sichtbarer. Die Feuerwehr teilt gegen 20.40 Uhr mit, dass sie inzwischen mehr als 2000 Einsätze an diesem Tag hatte. Eine Zahl, die sonst nur in Silvesternächten erreicht wird. Die Hälfte davon war dem Wetter geschuldet. Inzwischen unterstützen auch Kräfte des Technischen Hilfswerks die Beamten bei der Arbeit, die gar nicht mehr zur Ruhe kommen. Auch alle freiwilligen Feuerwehren wurden aktiviert; mehr als 700 Kräfte sind jetzt im Einsatz. Feuerwehr und Polizei rechnen derzeit nicht mit einer Entspannung der Lage.

A 100 in Tempelhof Richtung Norden gesperrt

Gegen Abend häuften sich die Probleme auf den Straßen und im öffentlichen Nahverkehr immer mehr. Am Abend war die Stadtautobahn von Süden Richtung Wilmersdorf an der Auffahrt Alboinstraße gesperrt; die Bahn unter Wasser. Der Stau reichte weit zurück, der Britzer Tunnel musste geschlossen werden. Auch sonst gab es im ganzen Stadtgebiet Sperrungen. Gegen 19.20 Uhr twitterte die BVG, dass die U 9 zwischen Walther-Schreiber-Platz und Zoologischen Garten eingestellt wurde.

Diese Linie war besonders von dem Starkregen betroffen. Auch auf den Straßen kam es zu immer mehr Problemen. An der Yorckstraße unter den Brücken stecken die Autos fest, einige nutzten stattdessen den Bürgersteig. Auf der Bundesallee gab es an einigen Stellen ebenfalls kein Durchkommen mehr. Hier stellten Fahrer ihre Autos auf den Gehwegen ab.

Bäume auf S-Bahn-Gleisen

Unterbrechungen gab es auch im S-Bahn-Verkehr. Im Bereich Alt-Reinickendorf war am Abend der Verkehr auf der S25 unterbrochen, ein Baum auf die Gleise gestürzt. Ebenso auf der Strecke der S1: Hier war der Zugverkehr zwischen Frohnau und Hohen Neuendorf unterbrochen. Probleme wurden auch von der Ringbahn gemeldet und bei der S8. Bei der S8 wurde der Zugverkehr inzwischen wieder aufgenommen.

Wasser im Bundestag und in Bahnhöfen

In zahllose Gebäude der Stadt drang Wasser ein. Schäden gab es auch in Bundestagsbauten und in Bahnhöfen. Einen Großeinsatz hatte die Feuerwehr am späten Nachmittag an der Bismarckstraße in Charlottenburg. Mehr als 50 Kräfte waren am Ort. Dort war durch die starken Regenfälle bedingt ein Haus in seiner Statik bedroht. Das Gebäude wurde evakuiert.

Kurzzeitig wurde befürchtet, das Einkaufszentrum Wilmersdorfer Arcaden in Charlottenburg sei wegen der Wassermassen auf dem Dach einsturzgefährdet. Ein Sprecher der Berliner Feuerwehr bestätigte aber am Abend, dass keine Einsturzgefahr des Gebäudes bestehe. Auch die Polizei hatte selber Schwierigkeiten in ihren Gebäuden. Unter anderem drohte auf dem Abschnitt 41 in der Gothaer Straße eine Asservatenkammer des Landeskriminalamtes vollzulaufen.

50 Liter in drei Stunden in Wilmersdorf

Zur Mittagszeit begann in Wilmersdorf die Sintflut. Zwar regnete es überall in Berlin viel, aber nirgendwo sonst im Stadtgebiet ging derart viel Wasser nieder wie dort. Innerhalb von drei Stunden prasselten dort rund 50 Liter pro Quadratmeter runter. Ein Rekordwert. Soviel regnet es sonst durchschnittlich in einem Monat. In Steglitz waren es noch rund 30 Liter. Aber auch die zwölf Liter, die in diesen Stunden in Hohenschönhausen herunterkamen, gelten für den kurzen Zeitraum als hoher Wert. Stadtweit rief die Feuerwehr um 12.30 Uhr den Ausnahmezustand aus. Hunderte von Keller liefen voll, Straßen standen kniehoch unter Wasser.

Am Abend vermeldete die Feuerwehr mehr als 1000 wetterbedingte Einsätze. Und es dürften noch viele mehr werden, denn es regnet weiter. Auch in den kommenden Tagen.

Auch wenn die Feuerwehrbeamten im Dauereinsatz sind, können sie doch nicht überall hinkommen, wo das Wasser Schaden anrichtet. Deshalb hat die Feuerwehr die Bitte an die Berliner: "Bekämpfen Sie kleinere Wasserschäden selbst." Erst vor einer Woche war ein Unwetter mit Starkregen und Gewitter über Berlin hinweggezogen.

Starkregen. Der U-Bahnhof Spichernstraße ist gesperrt. Die Bahnen der Linie U9 und U3 fahren durch.
Starkregen. Der U-Bahnhof Spichernstraße ist gesperrt. Die Bahnen der Linie U9 und U3 fahren durch.
© Burak Demir

Gegen 15 Uhr wurden Teile der Stadtautobahn vorübergehend gesperrt wegen des Regens, rund ums ICC, Richtung Süden zwischen Spandauer Damm und Messedamm. Diese Abschnitt ist einer der meistbefahrenen im ganzen Land.

"Wir sind immer dabei, alle Einsätze abzuarbeiten", heißt es in der Feuerwehrzentrale. Kurze Zeit später konnte der Abschnitt aber wieder freigegeben werden, nur eine Fahrbahn blieb gesperrt.

Gullydeckel werden hochgedrückt. In den Regenwasserkanälen, die die Ratten als „Wege“ benutzen, ertranken die Tiere und wurden durch die Wassermassen nach oben auf die Straße gedrückt. Für die Wasserbetriebe bedeutet so ein Starkregen ebenfalls eine große Herausforderung. In der Abwasserzentrale müssen die Pumpwerke koordiniert werden. Und nicht alles Regenwasser kann von den Auffangbecken aufgenommen werden, so dass auch jede Menge Wasser samt der mitgespülten Schadstoffe wie Hundekot, Müll oder der Abrieb von Autoreifen direkt in die Gewässer gespült wird.

U-Bahnhöfe laufen voll. Der U-Bahnhof Spichernstraße wurde am frühen Nachmittag gesperrt. Dort läuft das Wasser in Strömen die Treppen herunter. Die U-Bahn dort fährt durch. Auch am Bahnhof Güntzelstraße sind Eingänge gesperrt.

Auf den Straßen reicht das Wasser teilweise bis zum Reifenrand der Autos - und nicht nur die haben Probleme: Auch die BVG berichtet von Verspätungen im gesamten Stadtgebiet bei den Bussen, die sich ebenfalls durch Straßen quälen müssen, die inzwischen eher Kanälen gleichen. Auf der Yorckstraße unter den Brücken steht am Abend das Wasser so hoch, dass die Autos nicht mehr durchkommen. Einige nutzen deswegen die Bürgersteige, um weiterfahren zu können.

Wassermassen auf dem Flughafen

Auf den Flughäfen standen die Flugzeuge ebenfalls tief in den Pfützen - und damit auch viele Passagiere und Tankfahrzeuge. Auch da kommt es zu Behinderungen und Verspätungen. Ein Flughafensprecher berichtet, dass sechs Flüge in Schönefeld statt in Tegel landeten.

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