Berliner Senat plant seit 13 Jahren: Kreuzberg baut Radspur in der Skalitzer Straße jetzt selbst
Seit 13 Jahren plant der Senat die Radspur in Skalitzer und Gitschiner Straße. Nun hat Kreuzberg genug vom Tempo der Landesregierung und will den Bau selbst übernehmen.
Die Pressemitteilung des Kreuzberger Baustadtrates Hans Panhoff ist eine deutliche Kritik am Tempo des Senats: „13 Jahre seit dem Beschluss, auf dieser Strecke Radstreifen in beide Richtungen anzulegen, wird nun endlich mit dem Bau begonnen. Immer wieder tauchten Hindernisse auf, von Schwierigkeiten bei der Planung, fehlenden Mitteln, Probleme mit der Sanierung der Hochbahn und fehlender Anordnungen durch die Verkehrslenkung Berlin. Wir werden jetzt als Bezirk die Baustelle selbst anordnen und ab Oktober 2016 mit den Baumaßnahmen beginnen.“ Wie mehrfach berichtet, ist die Verkehrslenkung Berlin, die der Senatsverkehrsverwaltung untersteht, völlig überlastet.
Nach Bezirksangaben wird der stark von Autos befahrene Straßenzug völlig umgebaut. Die vorhandene Parkspuren auf beiden Seiten der Gitschiner und Skalitzer Straße werden aufgelöst und stattdessen wird dort die Radspur angelegt. Fahrradaktivisten befürchten, dass die Radspur wie fast alle in Berlin ständig zugeparkt sein wird, es also keine Verbesserung geben wird. Parkende Autos sind ein Hauptärgernis, wie der ADFC festgestellt hat.
Neue Parkplätze unter der Hochbahn
Als Ersatz werden Parkplätze unter dem Viadukt der Hochbahn angelegt. Da die gesamte Mittelinsel aufgrund von Anprallschutzmaßnahmen für die Pfeiler des Viaduktes beidseitig im Mittel um 1,10 m verbreitert werden soll, wird unter dem Viadukt mittig ein Fahrstreifen gebaut, der als Zufahrt für die Parkplätze dient. 300 Parkplätze an den Straßenrändern entfallen, dafür entstehen unter dem Viadukt 152 neue Parkplätze. Für den Kfz-Verkehr bleiben zwei Fahrstreifen je Richtung erhalten. Wie breit die neue Radspur werden soll, teilte der Bezirk nicht mit.
Der Tagesspiegel hatte bereits 2010 und 2013 über die geplanten Radspuren in Skalitzer und Gitschiner Straße berichtet. Begonnen wird nach Angaben des Bezirks mit dem ersten Bauabschnitt zwischen Kottbusser Tor und Böcklerstraße. Der komplette Straßenzug soll dann August 2018 fertig sein.
Insgesamt soll es vier Bauabschnitte geben. In den drei nachfolgenden Abschnitten müssen zuvor die Berliner Wasserbetriebe bzw. die NBB Netzgesellschaft Berlin-Brandenburg ihre Leitungen erneuern. Als zweites soll zwischen Böckler- und Prinzenstraße gebaut werden, dann zwischen Prinzen- und Alexandrinenstraße und schließlich auch zwischen Alexandrinen- und Lindenstraße (Zossener Brücke).
Insgesamt vier Bauabschnitte
Insbesondere der Straßenzug zwischen Lindenstraße (Zossener Brücke) und Kottbusser Tor ist für den Radverkehr nach Bezirksangaben "ein problematischer Bereich". Neben fehlender Infrastruktur gehören die Kreuzungen mit Ampeln zu den Unfallschwerpunkten. Der Straßenzug nimmt einen großen Teil des Ost-West-Verkehrs im zentralen Teil Berlins auf und hat nicht nur einen hohen Radfahrer-, sondern auch einen hohen Schwerverkehrsanteil. Zusätzlich gibt es in dem teilweise sehr engen Straßenraum viele Querungsmöglichkeiten, Parkvorgänge und kurze Rückstauräume - zum Beispiel an der Prinzenstraße.
"Das alles sind Faktoren, die das Nebeneinander von Radfahrern und Autofahrern auf den rechten Fahrstreifen bisher problematisch machen", teilte der Bezirk mit. Unsichere Radfahrer weichen deshalb oft auf den Gehweg aus - und gefährden dort Fußgänger.
Jörn Hasselmann