Wanderarbeiter der Mall of Berlin: Gerichtstermin platzt - Beklagter und Dolmetscher fehlen
Rumänische Wanderarbeiter von der Mall of Berlin warten weiter auf ihren Lohn - ein Termin heute vor dem Arbeitsgericht ist geplatzt, weil der Dolmetscher krank ist.
Vor dem Arbeitsgericht wehen die schwarz-roten Fahnen der Gewerkschaft Fau (Freie Arbeiter-Union). Ein kleiner Pulk hat sich gebildet, aus Neugierigen, Reportern und Menschen, die um Löhne oder ihre bedrohten Stellen kämpfen. Unter ihnen sind auch drei, die Berlins wohl bekanntestes und in der Bauzeit auch umkämpftestes Einkaufszentrum am Leipziger Platz mit aufgebaut haben, die Mall of Berlin. Nur ein Bruchteil des Geldes haben sie bekommen. Damit wollen sich die drei EU-Bürger nicht abfinden.
Einer von ihnen ist Cubylyass Dumitrur, 36 Jahre alt. Um sich über Wasser zu halten, arbeitet er zurzeit bei einer Umzugsfirma - "wenn es Aufträge gibt". Er hoffe auf Gerechtigkeit und glaube "zu 90 Prozent", dass die Richterin ihm dazu verhelfen wird. "Die Leute wissen, dass ich auf der Baustelle gearbeitet habe. Und "mit Gottes Hilfe" werde es nicht mehr lange bis zu einem Urteil dauern.
Dass es wirklich so rasch gehen wird, ist unwahrscheinlicher denn je. Denn die Baufirma, die die Männer beschäftigt hatte, ist schwer zu erreichen: Als Geschäftsadresse ist eine Rechtsanwaltskanzlei in Frankfurt am Main angegeben. In einem der ersten Verhandlungstermine war niemand erschienen, und auch an diesem Donnerstag ist der Geschäftsführer, ein Russe, nicht anwesend - sein Rechtsanwalt legt eine "Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung" vor.
Es geht um 33.000 Euro
Zu dieser Panne gesellt sich eine zweite: Erkrankt ist auch der vom Gericht bestellte Dolmetscher. Ein Vertreter ist zwar erschienen, aber dieser ist nicht vereidigt. "Das hatte ich mir anders vorgestellt", sagt die Vorsitzende Richterin nach einer kurzen Beratung, "sehr ärgerlich" - und dann wünscht sie den Besuchern "einen schönen Tag". Ein neuer Sitzungstermin muss anberaumt werden, da ohne vereidigten Übersetzer die Zeugenvernehmung angreifbar wäre.
"Tragisch" nennt es der Rechtsanwalt der um ihren Lohn gebrachten Arbeiter, zumal diese "von der Hand in den Mund leben". Sieben Kläger vertritt Sebastian Kunz in zehn Verfahren gegen zwei Firmen. Es geht um 33.000 Euro für Arbeit, die die Männer auf der Baustelle der Mall of Berlin geleistet haben. Der Generalunternehmer des Projektes ist - wie berichtet - insolvent.
Nun erwägt der Rechtsanwalt auch, das Geld vom "Investor" zu fordern. Das ist die Firma, die der Unternehmer Harald Huth beherrscht. Der hatte bisher stets erklärt, alle Rechnungen bezahlt zu haben, und sogar mehr als ursprünglich vereinbart.
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