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Dichter Qualm steigt am Portal 1 des Stadtschlosses auf.
© Gerrit Bartels
Update

Rauch über Berliner Stadtschloss: Feuer am Humboldt Forum – Eröffnung soll nicht gefährdet sein

Über der Mitte Berlins war am Mittwoch schwarzer Rauch zu sehen. Auf der Baustelle des Stadtschlosses hat es gebrannt. Ein Arbeiter wurde verletzt.

Auf der Baustelle des Stadtschlosses ist am Mittwochmorgen ein Feuer ausgebrochen. Das bestätigte die Berliner Feuerwehr dem Tagesspiegel. 80 Einsatzkräfte rückten zu dem Gebäude im historischen Zentrum Berlins aus, das künftig das Humboldt Forum beherbergen soll. Bei Dämmarbeiten im Bereich des Fußbodens waren zwei Kocher mit Gussasphalt in Brand geraten und daraufhin eine Gasflasche explodiert, wie die Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss mitteilte.

Über der Stadt war schwarzer Rauch zu sehen, der über dem Schloss aufstieg. Zahlreiche Twitter-Nutzer posteten Bilder und Videos.

Ein Sprecher des Humboldt Forums sagte, das Feuer sei bei Bauarbeiten im Bereich von Portal I ausgebrochen. Es befindet sich an der Südseite des Gebäudes, beim Schlossplatz. Der Vorfall habe sich gegen 10 Uhr im Außenbereich ereignet, sagte der Sprecher zur Deutschen Presse-Agentur. Das Feuer ist inzwischen gelöscht.

Ein Bauarbeiter wurde bei dem Brand leicht verletzt. Der Mann sei vorsorglich in ein Krankenhaus gebracht worden, sagte der Sprecher. Er hatte vermutlich den Rauch eingeatmet. Schwere Verletzungen gab es keine. Alles sieht nach einem Unfall aus. Derzeit gebe es keine Hinweise auf vorsätzliches Handeln, teilte die Polizei mit. Nach der Brandbekämpfung durch die Feuerwehr übernehme ein Brandkommissariat des LKA die Ermittlungen zur Ursache.

Gebrannt haben zwei „Bitumenkocher“ mit Gussasphalt zur Abdichtung der Kellerdecke. Dieser habe sich in den brusthohen Behältern entzündet, sagte der Sprecher des Humboldt Forums, Bernhard Wolter dem Tagesspiegel. Bitumen ist ein Bestandteil des Asphalts.

Gussasphalt ist eine Mischung von Teer und kleinen Steinen, die auch im Straßenbau verwendet wird. Diese Schicht werde im Umfeld des Schlosses und im Gebäude selbst aufgetragen, um die darunter liegenden Keller gegen Feuchtigkeit abzudichten, sagte Wolter. Über den Gussasphalt verlegen die Bauarbeiter später Pflaster oder Platten.

Der Gussasphalt in dem Kocher beginne erst bei sehr hohen Temperaturen zu brennen, was diesmal aber der Fall gewesen sei, erklärte der Leiter Hochbau der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss, Karl-Heinrich Mohr, dem Tagesspiegel. Daraufhin habe sich auch Formglas entzündet, das für die Dämmarbeiten benutzt worden war.

Leiter Hochbau: "Eröffnungstermin nicht gefährdet"

Die Kocher standen in dem Durchgang, der von außen direkt in den Schlüterhof führt, einen der Innenhöfe des Schlosses. Die gesamte Stuckdecke des Durchgangs habe dadurch Schaden genommen, außerdem Verkabelungen in der Decke, sagte Mohr. Die Reparatur sei überschaubar. "Es sieht wilder aus, als es ist", erklärte Mohr. "Der Eröffnungstermin ist nicht gefährdet."

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Zugleich zeigte er sich erleichtert, dass es lediglich im Durchgang gebrannt hat. "Da kann man aufatmen, dass nicht mehr passiert ist." Forumssprecher Wolter betonte, es handele sich nur um geringfügige Rußspuren an Teilen der Fassade, die nun gereinigt werden müssten. „Die Bauarbeiten laufen weiter.“

Coronakrise behindert auch Arbeiten am Schloss

Wenige Minuten vor 12 Uhr konnten allerdings auch die Arbeiter schon wieder die Baustelle betreten. Dutzende wurden über die Zugangskontrolle Süd wieder in das Stadtschloss hineingelassen - wobei die Polizei allerdings eingreifen musste: Die Arbeiter drängten sich viel dichter, als es die Abstandsregeln zur Eindämmung der Coronakrise erlauben. Kurz darauf wurde deshalb wenige Meter weiter ein zweites Tor geöffnet. Von Abstand konnte dennoch kaum die Rede sein.

440 Arbeiter seien zuletzt an der Schlossbaustelle im Einsatz gewesen, sagte Wolter. Er betonte allerdings, dass die Vorgaben normalerweise eingehalten werden „Bei einer Fläche von 100.000 Quadratmetern muss man sich um die Corona-bedingten Abstände wenig Sorge machen.“

Derweil behindert die Coronakrise anscheinend auch die Bauarbeiten am Schloss. Einige Arbeiter aus Polen und Tschechien könnten derzeit nicht kommen, sagte Hochbau-Leiter Mohr dem Tagesspiegel. Außerdem würde Fliesen aus Italien fehlen, die derzeit nicht geliefert würden. Von der Stiftung selbst hieß es, es könne "derzeit noch keine offizielle Aussage" zu Verzögerungen gemacht werden.

Humboldt Forum soll im September eröffnen

Der erste Teil des Humboldt Forums soll eigentlich im September eröffnet werden, geplant war die Eröffnung ursprünglich bereits im vergangenen Jahr. Ob der neue Termin wegen der Coronakrise platzt, könne frühestens nach Ostern geklärt werden und sei abhängig davon, wie schnell sich das öffentliche Leben wieder normalisiere, sagte Wolter. Der Brand habe jedenfalls keine Auswirkungen darauf.

Das 40.000 Quadratmeter umfassende Kultur- und Ausstellungszentrum bespielen die Stiftung Preußischer Kulturbesitz mit zwei ihrer Museen, das Land Berlin und die Humboldt-Universität. Gezeigt werden sollen Exponate aus Asien, Afrika, Amerika und Ozeanien sowie Objekte zur Geschichte Berlins.

Die Berlin-Ausstellung des Stadtmuseums soll genau über dem Portal I einziehen, wo es am Mittwochmorgen gebrannt hat. Die Räume sind bislang noch leer. Nur ein Exponat ist schon angeliefert worden: die schwere Tür des alten Berliner Techno-Clubs "Tresor" - sie ist feuerfest. (mit dpa)

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