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Dieser Transporter wurde am Donnerstagabend in Britz durchsucht.
© dpa
Update

Anti-Terror-Einsatz in Berlin-Charlottenburg und Britz: Dritte Festnahme - aber alle Verdächtigen wieder freigelassen

Islamisten sollen einen Anschlag in Dortmund geplant haben. In der Nacht zu Freitag gab es in Berlin eine dritte Festnahme. Doch mittlerweile mussten alle drei Männer wieder freigelassen werden.

Am Donnerstag hat es in Berlin im Zusammenhang mit einem Terrorverdacht zwei größere Polizeieinsätze gegeben. Ein Sondereinsatzkommandos (SEK) hat am Nachmittag die Seituna Moschee in Charlottenburg nach Sprengstoff und Waffen durchsucht. Fast zeitgleich haben weitere Polizeikräfte in Britz zwei Männer aus der Islamistenszene festgenommen. In der Nacht gab es eine dritte Festnahme. In einem Transporter, der den Verdächtigen gehören soll, suchten Spezialisten nach Sprengstoff. Aus Sicherheitsgründen wurden mehrere Häuser evakuiert. Verdächtige Gegenstände konnten weder in der Seituna Moschee noch in dem Transporter gefunden werden. Gegen die Männer wird laut Polizei wegen des Verdachts der Vorbereitung einer schweren, staatsgefährdenden Straftat ermittelt. Lesen Sie hier die Ereignisse nach:

11:45 Uhr: Vor der Seituna Moschee in Charlottenburg - die nun in aller Munde ist - stehen an diesem kalten Freitagmorgen die Journalisten: Selbst ein italienisches Fernsehteam ist dabei. Terrorverdacht in Berlin? Das scheint weit über die Stadt hinaus Alarm auszulösen.

09:50 Uhr: In der Nacht gab es nach dem Anti-Terror-Einsatz am Donnerstagabend eine weitere Festnahme, bei dem Verdächtigen handelt es sich um einen Tunesier. Am frühen Morgen aber wurden alle drei Festgenommenen wieder auf freien Fuß gesetzt. Es besteht kein dringender Tatverdacht mehr, aber weiterhin ein einfacher Tatverdacht, heißt es in Sicherheitskreisen. Die Ermittler halten es weiterhin für möglich, dass ein Anschlag in Dortmund geplant war. Die Männer mussten freigelassen werden, weil weder in der Charlottenburger Moschee noch in dem durchsuchten Fahrzeug oder den Räumlichkeiten der Verdächtigen gefährliche Gegenstände wie zum Beispiel Strengstoff gefunden wurden.

Update am Freitagmorgen, 6:30 Uhr: Die Berliner Polizei hält sich nach der Festnahme der zwei mutmaßlichen Islamisten mit Aussagen zum Stand der Untersuchungen zurück. Die Ermittlungen liefen natürlich mit Hochdruck, sagte ein Polizeisprecher der dpa. Aus ermittlungstaktischen Gründen gab es aber zunächst keine weiteren Informationen. Offen blieb demnach, ob es gegen die am Donnerstag Festgenommenen, einen Syrer und einen Tunesier, Haftbefehle geben wird.

19:42 Uhr: Sperrung aufgehoben - Polizei rückt ab

Nun dürfen auch die Britzer zurück in ihre Wohnungen. Die Sperrung wurde aufgehoben und die Polizei rückt ab, meinte Sprecher Stefan Redlich. Der Transporter bleibt abgeschlossen und erst einmal in Britz stehen. Die Bewohner können in ihre Wohnungen zurückkehren.

19:34 Uhr: Auch Nachuntersuchungen in Charlottenburg abgeschlossen

Mittlerweile sind auch die Durchsuchungen in Charlottenburg endgültig abgeschlossen - ergebnislos.

19:29 Uhr: Britzer dürfen noch nicht zurück in Wohnungen

Die Anwohner dürfen noch immer nicht zurück in ihre Wohnungen. Für sie wurden Wärmebusse bereitgestellt. Eine ältere Dame, die mit dem Rollator auf dem Heimweg von einem Tanzcafé war, schimpfte: "Wie soll ich den hier durchkommen. Was ist das für ein Scheiß."

19:12 Uhr: Entwarnung: Keine gefährlichen Gegenstände im Transporter

Im blauen Transporter der beiden Verdächtigen sind keine gefährlichen Gegenstände gefunden worden. Das teilte die Polizei via Twitter mit:

18:43 Uhr: Britzer Tunnel kurz gesperrt

Offenbar war der Britzer Tunnel wegen des Einsatzes kurz gesperrt. Das berichtete zumindest ein Twitter-Nutzer. Mittlerweile läuft der Verkehr wieder normal.

18:29 Uhr: Untersuchung in Britz läuft

Die kriminaltechnische Untersuchung des blauen Transporters der beiden Verdächtigen hat begonnen, wie die Polizei twitterte.

18:23 Uhr: Syrer und Tunesier sind Hauptverdächtige

Mehrere Sicherheitsexperten berichten übereinstimmend, nach Erkenntnissen von Polizei und Nachrichtendiensten seien ein in Syrien geborener Mann und ein Tunesier die Hauptverdächtigen in dem Fall. Sie werden dem Spektrum der Terrormiliz "Islamischer Staat" zugerechnet, zumindest gelten sie als entsprechend "ideologisiert". Die beiden seien aber nicht mit den zwei Festgenommenen identisch.

Die Behörden haben den Verdacht, Komponenten für einen Sprengsatz und womöglich Teile von Waffen hätten von München zur Seituna Moschee in Charlottenburg gebracht werden sollen. Die Moschee sei offenbar als Zwischenstation gedacht gewesen. Die gefährlichen Gegenstände hätten dann nach Nordrhein-Westfalen transportiert werden sollen, um dort bei einem Anschlag eingesetzt zu werden. Als Zielort nennen mehrere Experten Dortmund. Unklar bleibt, wer oder was in Dortmund angegriffen werden sollte.

Die Anschlagspläne seien von den deutschen Behörden erkannt worden, heißt es in Sicherheitskreisen. Diesmal habe es keinen Hinweis eines ausländischen Nachrichtendienstes gegeben. In der vergangenen Woche hatten ein französischer Geheimdienst und weitere Quellen aus dem Ausland vor einem Anschlag in Hannover während des Länderspiels Deutschland - Niederlande gewarnt. Die Polizei sagte das Spiel dann ab.

18:18 Uhr: Kein GSG 9 im Einsatz

Entgegen anderslautender Presse- und Fernsehberichte waren an den heutigen Einsätzen keine Beamten der Eliteeinheit GSG 9 beteiligt. Das bestätigte ein Polizeisprecher dem Tagesspiegel.

18:12 Uhr: Verdächtige sind 28 und 46 Jahre alt

Die beiden Verdächtigen sind nach Angaben der Polizei 28 und 46 Jahre alt.

18:02 Uhr: Verdacht der Vorbereitung einer schweren, staatsgefährdenden Gewalttat

Laut Polizei gibt es ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Vorbereitung einer schweren, staatsgefährdenden Gewalttat.

17:57 Uhr: Evakuierung in Britz "annähernd abgeschlossen"

Die Evakuierung der Umgebung des verdächtigen Autos in Britz ist "annähernd abgeschlossen". Das bestätigte eine Polizeisprecherin. In den nächsten Minuten werde das Fahrzeug untersucht.

17:46 Uhr: Seituna-Moschee schon länger radikal

Ein 25-jähriger muslimischer Anwohner der Sophie-Charlotten-Straße berichtet vor der Seituna-Moschee über die Radikalisierung: "Die Leute aus der Moschee wollen ihre Regeln durchsetzen. Wenn ich freitags Hertha gucke und ein Bierchen trinke, sprechen die mich an, warum ich nicht bete." Eine Initiative habe schon Unterschriften gegen das seit eineinhalb Jahren immer radikalere Kulturzentrum gesammelt, aber das habe nichts geändert. "Ich will diese Leute nicht in der Nähe meine Kinder haben", sagt der junge Mann, der auf der Insel Rügen aufwuchs und beruflich als Rettungssanitäter in Brandenburg tätig ist.

Derzeit untersucht die Polizei noch immer das Gebäude - unter anderem mit Spürhunden.

17:36 Uhr: Möglicherweise Anschlagsziel außerhalb Berlins

Die Berliner Polizei hat nach Informationen des Tagesspiegels möglicherweise einen islamistischen Anschlag verhindert. Beamte hätten am Donnerstag zwei Personen festgenommen, nachdem in einem Wagen in der Andreas-Berger-Straße im Stadtteil Britz ein verdächtiger Gegenstand entdeckt worden sei, hieß es bei der Polizei. Die Polizei will den Wagen mit dem verdächtigen Gegenstand untersuchen. Da eine Gefährdung der Umgebung nicht auszuschließen ist, werden derzeit elf Häuser in Britz geräumt. Am Nachmittag rückte dann ein Spezialeinsatzkommando in die Seituna-Moschee in Charlottenburg ein. Die Moschee wurde durchsucht, die Polizei suchte auch mit Hunden nach Sprengstoff. Bis zum frühen Abend wurde aber nichts gefunden.

Es gebe den Verdacht, Islamisten hätten einen Anschlag auf ein Ziel außerhalb Berlins geplant, hieß es in Sicherheitskreisen. Die Rede war von einem westlichen Bundesland. Es sei offen, ob es einen Zusammenhang mit den Anschlägen in Paris gebe oder mit der Terrorwarnung in Hannover. Die Seituna-Moschee wird auch von Salafisten besucht, außerdem treten hier Prediger aus der Szene auf. Laut Polizei gibt es ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Vorbereitung einer schweren, staatsgefährdenden Gewalttat.

17:25 Uhr: Auto gehört zu den Verdächtigen

Die Polizei ist aufgrund der Aussagen der beiden Festgenommenen zu dem Auto gefahren. Dort fanden die Beamten tatsächlich einen verdächtigen Gegenstand.

Spezialkräfte der Polizei vor dem Eingang des Seituna-Moschee in Charlottenburg am Donnerstag.
Spezialkräfte der Polizei vor dem Eingang des Seituna-Moschee in Charlottenburg am Donnerstag.
© Paul Zinken/dpa

Über das Alter der beiden Verdächtigen wollte die Polizei keine Informationen herausgeben.

17:12 Uhr: Verdächtiges Auto in Britz

In der Andreasbergerstraße in Britz hat die Polizei ein verdächtiges Auto entdeckt, das den beiden Verdächtigen gehören soll. Der Wagen werde in Kürze von Kriminaltechnikern untersucht.

Anwohner aus etwa 16 Wohnhäusern im Umkreis von 300 Metern wurden aufgefordert, ihre Wohnungen zu verlassen.

16.37 Uhr: Einsatz in Charlottenburg beendet

Der Einsatz des Sondereinsatzkommandos (SEK) der Polizei in der Seituna-Moschee in Charlottenburger Sophie-Charlotten-Straße am Donnerstagnachmittag ist beendet. Man habe keine Waffen oder andere gefährliche Gegenstände gefunden, sagte ein Polizeisprecher. Laut rbb-Informationen hatten die Beamten vor allem nach Sprengstoff gesucht. Der Einsatz hatte um 15 Uhr begonnen.

Bei einem parallelen Einsatz in Britz wurden zwei Verdächtige aus der islamistischen Szene festgenommen.

Es habe den Verdacht gegeben, dass in der Moschee ein Anschlag geplant werde. Dieser Verdacht habe sich nicht erhärtet. "Es gibt keine konkreten Hinweise auf einen Anschlag in Berlin", betonte der Sprecher.

(Mitarbeit: Cay Dobberke, Saara von Alten)

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