Neue Ausstellung in der Gedenkstätte Hohenschönhausen: Die Erinnerung lebendig halten
In der Gedenkstätte Hohenschönhausen machen ehemalige Häftlinge des Stasi-Gefängnisses die Führungen und versuchen, zu erklären, was damals hinter den Mauern geschah. Aber was passiert, wenn es von denen niemanden mehr gibt? Deshalb musste sich das Museum etwas Neues einfallen lassen.
Sie reden, feixen und lachen. Gut gelaunt und unbeschwert. Auf dem Hof der Gedenkstätte Hohenschönhausen steht eine Schulklasse mit Jugendlichen. So alt wie sie müsste auch Horst Jänichen, 82, gewesen sein, als er 1946 das erste Mal an dieser Stelle stand. Damals war er ein Gefangener. Heute ist er ein Zeitzeuge in der Stasi-Gedenkstätte. „Es ist nicht immer einfach, jungen Leuten die Zeit damals zu erklären. Oft kommen sie fröhlich zu uns und gehen bedrückt wieder weg“, sagte er am Freitag während der Eröffnung der neuen Dauerausstellung. Sie soll die Erinnerungen wachhalten, wenn die letzten Zeugen schweigen werden.
Ehemalige Häftlinge machen die Führungen
Seit 1994 können Besucher in der Gedenkstätte Hohenschönhausen an Führungen von ehemaligen Gefängnisinsassen teilnehmen und sich die Zellen und Verhörräume originalgetreu anschauen. Doch was passiert, wenn es irgendwann keine Erzähler der Vergangenheit mehr gibt? Diese Frage stellte sich der Direktor Hubertus Knabe schon vor zehn Jahren; lange feilte er deshalb an einem neuen Konzept. Nun informiert auf einer Fläche von 700 Quadratmetern die Ausstellung über das Leben in dem früheren Stasi-Gefängnis – mit hunderten Fotos, Exponaten und Multimediastationen.
Ziel ist es, den Alltag der Inhaftierten und der Täter in die Geschichte der DDR einzubetten. „Die Erzählungen der Zeitzeugen sind letztlich subjektiv. Deswegen ist es sinnvoll, sie wissenschaftlich zu begleiten“, sagte der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit, der zur Eröffnungsfeier am Freitag kam.
Fokus der Gedenkstätte Hohenschönhausen liegt auf dem Erinnern an die Opfer
Weil der Fokus der Gedenkstätte weiterhin auf dem Erinnern an die Opfer liegt, sehen die Besucher in erster Linie, was es für die Gefangenen hieß, eingesperrt, verhört und geschlagen zu werden. „Die Zeit nach dem Folterverbot von 1954 war vielleicht sogar noch schlimmer“, meint Horst Jänichen. „Ein gebrochenes Nasenbein und ein blaues Auge kann man sehen. Eine gebrochene Seele aber nicht. Und hier sind viele Seelen gebrochen worden.“
Neben Zeugnissen über die Qualen der Gefangenen zeigt die Ausstellung aber auch Dokumente, mit denen die Insassen ihr ungebrochenes Selbstbewusstsein und ihren Widerstand ausgedrückt haben. Auf einem Zettel für das Wachpersonal steht: „Ihre Durchsuchungsaktionen erheitern mich köstlich. Sie bewirken natürlich nichts.“
Wie die Stasi-Mitarbeiter gedacht und gelebt haben, zeigt ein zweiter Raum in der Gedenkstätte, und auch die Büros der früheren Gefängnisleitung werden nun zum ersten Mal präsentiert. Dort koordinierte Siegfried Rataizick, der noch heute in der Nähe wohnt, von 1963 bis 1989 das System der Haftanstalt. Ein System, das die Gefangenen von damals zwar nicht bekämpfen konnten. Das Vergessen bekämpfen sie aber bis heute.
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